In den 40er Jahren steckte die Hubschrauber-Entwicklung noch in den Kinderschuhen. Trotzdem wollte die Kellett Autogiro Corporation für die US Air Force einen selbst nach heutigen Maßstäben riesigen Kranhubschrauber bauen. Dazu erdachten sie einen gigantischen Zweiblattrotor mit Düsen in den Spitzen, gespeist von zwei aus dem J35-Strahltriebwerk abgeleiteten Gasgeneratoren. In die Düsen wurde zusätzlich Kraftstoff eingespritzt, um den Schub zu erhöhen.
Die Konstruktion des Prototyps erwies sich aber als zu groß für die in finanzielle Schwierigkeiten geratene Firma, so dass Hughes Aircraft das Projekt 1948 aufkaufte und nach Kalifornien verlegte. Dort entstand ein wahres Monstrum: An den Seiten der von einer Waco CG-15 stammenden Kabine waren die unverkleideten Turbojets angebracht, deren Abgase zum großen Teil in die jeweils rund 2200 Kilogramm schweren und 30 Zentimeter dicken Rotorblätter geleitet wurden.
Für den Drehmomentausgleich sorgte ein im Vergleich zierlicher Heckrotor einer Sikorsky H-19 an einem Stahlrohrausleger. Hier brauchten die Ingenieure auch ein steuerbares Höhenruder an. Das stelzenförmige Fahrwerk bestand aus vier weit auseinanderliegenden Streben mit großen Rädern (die man sich von der B-25 Mitchell und der C-54 Skymaster lieh), so dass sich unter dem Rumpf auch sperrige Lasten befördern ließen.
Kein sinnvoller Einsatz möglich
Am 16. September 1952 machte Testpilot Gale Moore einen ersten Hüpfer. Obwohl die erreichte Höhe nur im Zentimeter-Bereich lag, zeigten sich schon einige Steuerprobleme. Dagegen verlief der offizielle Erstflug mit zahlreichen Pressevertretern und natürlich Howard Hughes persönlich einen Monat später recht erfolgreich. Trotzdem endete das viel zu aufwendige Projekt im Jahr 1955. An einen praktischen Einsatz war angesichts der Reichweite von unter 50 Kilometern und einer projektierten Lebensdauer der Rotorblätter von zehn Stunden nicht zu denken.

Als Antrieb dienten zwei Gasgeneratoren auf Basis des J35-Triebwerks.
Technische Daten
Typ: Kranhubschrauber
Erstflug: 23. Oktober 1952
Produktion: ein Exemplar
Verbleib: verschrottet
Besatzung: 3
Antrieb: zwei Gasgeneratoren General Electric 7E-TG-180-XR-17A mit jeweils einer umgerechneten Leistung von rund 1300 kW
Länge: 16,25 m
Rotordurchmesser: 39,62 m
Höhe: 9,17 m
Leermasse: 12956 kg
Max. Startmasse: 19731 kg
Höchstgeschwindigkeit: 140 km/h
Reichweite: 48 km

Der Beitrag stammt aus dem Buch "Die skurrilsten Flugzeuge der Welt", erschienen im Motorbuch Verlag.
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