Im Mai 2001 erfüllte sich für das Technik Museum Sinsheim ein lang gehegter Wunsch: Pünktlich zum 20. Geburtstag des Museums hoben Kräne die stolze Silhouette der Tupolew 144 mit dem Kennzeichen CCCP-77112 aufs Museumsdach. Von allen 16 gebauten Exemplaren dieses Typs hatte dieses Flugzeug einst den längsten Flug absolviert: 7050 Kilometer, mehr als drei Stunden davon mit Überschall. Nun war die CCCP-77112 zum letzten Mal „gelandet". Per Schiff und auf dem Lkw hatte sie ihre letzte Reise von Moskau nach Sinsheim auf dem Landweg angetreten. Maßgeblich für den Transport verantwortlich: Alexey A. Amelyushkin.
"Sonst hätten sie mich gefeuert"
Damals brach der Gedanke dem langjährigen Tupolew-Ingenieur fast das Herz: In den 60ern war er selbst an der Entwicklung der Tu-144 beteiligt gewesen, nun sollte er den einstigen Stolz der sowjetischen Luftfahrtindustrie in ein Museum nach Deutschland verfrachten. Doch Amelyushkin, der insgesamt 44 Jahre bei Tupolew beschäftigt war, blieb keine andere Wahl: „Ich musste es machen, sonst hätten sie mich gefeuert“, erinnert er sich – und lacht. Denn die Wehmut über den Verlust „seiner“ Tu-144 wich schließlich der stolzen Freude darüber, mit welcher Sorgfalt die Mitarbeiter des Technik Museums Sinsheim sich an den Wiederaufbau des ausrangierten Überschall-Airliners machten.
Entsprechend emotional fiel auch das Wiedersehen in Sinsheim am 31. Dezember 2018 aus, das in Erinnerung an den Erstflug der Tu-144 50 Jahre zuvor zustande kam. In Begleitung seiner Familie bestieg Amelyushkin noch einmal „seine“ Maschine, nahm links vorn im Cockpit Platz – und hatte Tränen in den Augen vor Rührung: „Ich habe mein Leben der Tu-144 gewidmet. Ist ja nicht so, dass es ein normales Flugzeug war. Es steckt so viel Schweiß und Blut und Verstand in diesem Werk.“ Umso erfreuter zeigte er sich, dass die CCCP-77112 im Sinsheimer Museum augenscheinlich in guten Händen ist. Der gute Zustand der Maschine mache ihn sprachlos, gestand Amelyushkin abschließend.