Schatzkammer in Kairo: Das Museum der ägyptischen Luftwaffe

Zu Besuch im ägyptischen Luftwaffen-Museum
Flugzeug-Schatzkammer im Land der Pyramiden

Veröffentlicht am 28.09.2024

Ägypten, Militär und Fotoapparate: Diese Kombination endet im Land der Pharaonen meist unschön. In Kairo reiht sich auf dem Weg zum Stadtzentrum Kaserne an Kaserne. Auch ein Militärflugplatz mit der Transporter-Flotte findet sich hier. Direkt daneben liegt das Ziel unseres kurzen Spaziergangs: das offizielle Museum der ägyptischen Luftstreitkräfte. Die bange Frage lautet nur: Darf man hier wirklich fotografieren? In einem benachbarten Hotel musste man beim Check-in sogar die Kameras abgeben, obwohl man aus den Zimmern gar keinen Blick auf das Flugfeld hat.

Überblick Halle Museum Ägypten
Patrick Hoeveler

Mitten in Kairo

Am Eingang der Kaserne angekommen, beeindrucken die Wandverzierungen mit zahlreichen abgebildeten Flugzeug-Typen. Die Kamera ist kaum gezückt, da springt der Wachmann schon mit energischen "no Foto"-Rufen herbei. Ob das was wird? Wir sind zu früh dran, das Museum macht erst um 9.00 auf. Trotzdem öffnet die Wache nach kurzem Telefonat das Tor, und wir können unbehelligt die rund 300 Meter zum eigentlichen Museumseingang schlendern. An der Kasse wartet schon ein freundlicher Mitarbeiter, der sich jedoch angesichts westlicher Besucher mit zahlreichen Kameras erst sammeln muss. "Heute ist mein erster Tag", entschuldigt er sich. Aber wenig später ist alles geregelt, Fotografieren ist kein Thema, kostet aber, wie in Ägypten üblich, extra. Aber angesichts eines Gesamtpreises von 120 Pfund (umgerechnet rund sechs Euro) pro Person und der zu erwartenden Highlights mehr als verschmerzbar.

Tu-16 als Mittelpunkt

Allerdings heißt es noch Warten, da es noch immer nicht 9.00 Uhr ist. Dankenswerterweise im Schatten beim kleinen Café, denn trotz früher Uhrzeit ist die 30-Grad-Marke nicht mehr weit weg. Dann kann es endlich losgehen. Unter einem überdachten Rondell stehen zahlreiche Flugzeuge und Hubschrauber aus der Geschichte der ägyptischen Luftwaffe. In der Mitte prangt das Highlight und zugleich größte Exponat: eine Tupolew Tu-16. Der Jetbomber wird gerade noch mit Wasser vom Wüstensand befreit – die Sammlung hat einen hohen Wert für die Streitkräfte und wird entsprechend gepflegt.

Muster aus Ost und West

Ein Großteil der Maschinen stammt aus der Sowjetunion, etwa die Mikojan-Modelle MiG-15, MiG-19 und MiG-21. Von Suchoi gibt es hier die Su-7 und Su-20. Aber auch westliche Muster finden sich mit der Dassault Mirage 5, der McDonnell Douglas F-4E Phantom und einer recht aktuellen F-16 Fighting Falcon. Bei den Hubschraubern dominiert ein Mil-Trio mit Mi-4 und Mi-8. Die riesige Mi-6 wurde sogar zu einem Kinosaal umfunktioniert. Daneben gesellen sich noch eine Hiller H-23 Raven und eine Sud Aviation Gazelle. Lediglich aus der frühen Zeit – 1932 hatte das Heer eine Flugabteilung ins Leben gerufen – fehlen Exponate. Die de Havilland Tiger Moth als erstes Muster ist mit zwei leider weniger gelungenen Nachbauten vertreten.

Ägyptische Messerschmitt

Etwas abseits vom Freigelände steht das neue Gebäude mit zahlreichen Ausstellungsstücken und Ausrüstungsgegenständen. Hier lässt sich auch eine MiG-21 in sehr gutem Zustand inspizieren sowie ein weiteres Highlight in Augenschein nehmen: Der von Willy Messerschmitt in Ägypten entwickelte Strahljäger Helwan HA-300. Der Überschalljet war am 7. März 1964 als Krönung eines ehrgeizigen Programms zum Aufbau einer eigenen Luftfahrtindustrie zu seinem Erstflug gestartet.

Museum Ägypten Helwan HA-300
Patrick Hoeveler

Mit Überschall ins Aus

Von den vier gebauten Exemplaren flogen aber nur die ersten beiden mit dem Orpheus von Bristol ausgestatteten Prototypen. Die V3 und V4 sollten das eigenständig entwickelte E-300-Triebwerk erhalten, das aber mit Problemen zu kämpfen hatte. Im Mai 1969 stellte die ägyptische Regierung schließlich das Programm ein und kaufte sowjetische Produkte. Die erste HA-300 ist heute im bayrischen Manching beheimatet. Bei dem in Kairo gezeigten Exemplar dürfte es sich um die V2 handeln, mit der der indische Testpilot Kapil Bhargava eine Geschwindigkeit von Mach 1.13 erreicht hatte. Sie war viele Jahre in der Militärfabrik 36 in Helwan eingelagert und präsentiert sich nun frisch aufgearbeitet. Im Freigelände gibt es ein weiteres Helwan-Produkt. Das Unternehmen hatte nämlich die spanische Hispano Ha-200 Saeta in Lizenz gefertigt.

Das sehenswerte Museum liegt an der El-Orouba Straße in Heliopolis, Kairo, und ist täglich außer dienstags von 9.00 bis 15.00 Uhr geöffnet.