50 Jahre F-16 Fighting Falcon: Der Kampfjet-Dauerbrenner

Kampfjet-Dauerbrenner F-16
50 Jahre Lockheed Martin F-16 Fighting Falcon

Zuletzt aktualisiert am 20.01.2024

Testpilot Philip F. Oestricher spielte im Nachhinein die Bedeutung des unfreiwilligen Erstflugs der YF-16 am 20. Januar 1974 auf der Edwards AFB immer herunter. "Wir haben das Flugzeug nach und nach immer schneller gerollt und wollten eine bessere Vorstellung davon bekommen, wie es sich verhält", sagte er. "Wir stießen auf zwei Probleme: Erstens war die Rollsteuerung zu empfindlich. Zweitens war die Abgasdüsensteuerung des Prototyps falsch verdrahtet. Sobald man also das Gewicht von den Rädern nahm, schloss sich die Düse und verdoppelte im Grunde den Schub im Leerlauf."

General Dynamics

Ungeplantes Abheben

Als die YF-16 etwa 240 km/h erreichte, machte Oestricher kleine seitliche Steuerknüppeleingaben, um ein Gefühl für die Rollreaktion zu bekommen. Unmittelbar nach der zweiten Eingabe hob das Flugzeug ab, wobei der linke Flügel recht schnell abfiel. Nachdem ein Rollbefehl nach rechts gegeben wurde, geriet das Flugzeug sofort in eine ziemlich hochfrequente, vom Piloten verursachte Oszillation. Bevor die Rollschwingung gestoppt werden konnte, berührte ein Leitwerk der AIM-9-Rakete an der linken Flügelspitze leicht die Landebahn und das rechte Höhenleitwerk schlug auf dem Boden auf. Das Flugzeug hüpfte mehrmals und kam an den Rand der Bahn. Oestricher sah nur eine Möglichkeit: Er ging auf mittlere Leistung und steuerte die YF-16 in eine weite Platzrunde. Nach einem langen Endanflug setzte die Maschine sechs Minuten nach dem Start wieder auf. Nach diesem Schreck folgte der "offizielle" Erstflug am 2. Februar 1974.

Gewinner gegen YF-17

Der unter Harry Hillaker konstruierte Lightweight Fighter von General Dynamics aus Fort Worth demonstrierte seine Überlegenheit gegenüber der YF-17 von Northrop Grumman überzeugend. Dazu trugen eine Reihe von Innovationen bei, die erstmals in einem Kampfjet-Design kombiniert wurden, wie der sanfte Übergang der Tragflächen in den Rumpf, die nach vorn gezogenen Flügelwurzen, die bei hohen Anstellwinkeln die Auftriebserzeugung unterstützen, oder eine automatische variable Flügelwölbung insbesondere im Übergangsbereich vom Unter- zum Überschallflug. Ein Fly-by-Wire-System erlaubte eine reduzierte statische Stabilität und damit eine erhöhte Manövrierfähigkeit.

United States Air Force

Vielseitig einsetzbar

Neu war auch der Lufteinlauf zum Triebwerk an der Unterseite ohne bewegliche Teile, der über den gesamten Flugbereich bis Mach 2 funktionierte. Ein Flügel mit 40 Grad Pfeilung an der Vorderkante versprach die beste Manövrierfähigkeit. Der Pilot schließlich erhielt einen um 30 Grad nach hinten gekippten Schleudersitz, um große G-Kräfte besser auszuhalten. Dazu kam eine rahmenlose Rumdumsichtkanzel. Auf dieser Basis hat sich die Fighting Falcon nach ihrer Wahl durch die USAF am 15. Januar 1975 ständig weiterentwickelt. Ab dem Bau der ersten F-16A (Erstflug Dezember 1976) entstanden in Fort Worth – unter Lizenz bei Fokker, SABCA, Turkish Aerospace und Korean Aerospace Industries – und neuerdings in Greenville über 4600 Maschinen, die an knapp 30 Länder verkauft wurden. Immer noch sind allein in den USA 450 Zulieferer aus 42 Bundesstaaten an dem Programm beteiligt. Das Rumpfheck kommt derzeit von PZL Mielec in Polen.

United States Air Force

Die Falken werden noch Jahrzehnte in der Luft sein

Die neueste Variante Block 70 hatte ihren Jungfernflug erst am 24. Januar 2023. Sie erhält unter anderem ein neues APG-83-Radar mit elektronischer Strahlschwenkung. Im Cockpit kommt ein größeres zentrales Farbdisplay (15 x 20 cm) zum Einbau. Neu sind auch ein leistungsstärkerer Modular-Mission-Computer, ein verbessertes elektronisches Selbstschutzsystem, neue Datenlinks und Vorkehrungen für das Joint Helmet Mounted Cueing System. Fünf Länder haben bisher 126 Maschinen bestellt, wobei die Übergabe an Bahrain im Februar 2023 begann. Dank der auf 12 000 Flugstunden erhöhten Lebensdauer der Block 70 werden diese Fighting Falcons wohl noch Jahrzehnte im Dienst stehen und die Zahl von aktuell 13 Millionen Einsätzen und 19,5 Millionen Flugstunden wird weiter steigen.

Lockheed Martin

Die Kunden

  • Ägypten (Al-Qūwāt al-Gauwīyat al-Misrīya): 240 (34 x F-16A-15, 34 x F-16C-32, 102 x F-16C-40, 16 x F-16C-52 Adv, 8 x F-16B-15, 6 x F-16D-32, 36 x F-16D-40). Lieferung ab März 1982. Ein Teil der F-16C-40 wurde von TAI in der Türkei gefertigt.
  • Bahrain (Royal Bahraini Air Force): 41 (18 x F-16C-40, 4 x F-16D-40). Geliefert ab März 1990. Bahrain hat zudem 19 neue Block 70 bestellt, die mit Verspätung ab Februar 2023 übergeben wurden.
  • Belgien (Luchtcomponent van Defensie): 160 (17 x F-16A-1, 8 x F-16A-5, 30 x F-16A-10, 41 x F-16A-15, 40 x F-16A-15OCU, 6 x F-16B-1, 4 x F-16B-5, 2 x F-16B-10, 8 x F-16B-15, 4 x F-16B-15OCU). Geliefert ab Januar 1979. Endmontage bei SABCA. Werden mit Lieferung von F-35A ausgemustert.
  • Bulgarien (Bulgarski Wojennowasduschni Sili): 16 (10 x F-16C-70, 6 x F-16D-70). Lieferung ab 2025.
  • Chile (Fuerza Aérea de Chile): 12 (6 x F-16C-50 Adv, 6 x F-16D-50 Adv). Geliefert ab Januar 2006. Dazu kamen seit 2006 noch 36 gebrauchte Flugzeuge aus den Niederlanden (29 x F-16A-20 MLU, 7 x F-16B-20 MLU).
  • Dänemark (Flyvevaben): 70 (58 x F-16A-1, 8 x F-16A-15, 4 x F-16B-15), geliefert ab Januar 1980 von SABCA und Fokker. Hinzu kamen sieben Gebraucht-flugzeuge aus den USA als Ausgleich für Verluste.
  • Griechenland (Elliniki Aeroporia): 170 (34 x F-16C-30, 40 x F-16C-50, 60 x F-16C-52 Adv, 6 x F-16D-30, 30 x F-16D-52 Adv). Lieferung ab November 1988. Die Block 52 Advanced kamen in zwei Tranchen ab Ende 2002 und Mai 2009.
  • Indonesien (Tentara Nasional IndonesiaAngkatan Udara): 12 (8 x F-16A-15OCU, 4 x F-16B-15 OCU). Lieferung ab Dezember 1989. Hinzu kamen 24 Gebrauchtflugzeuge der USAF.
  • Irak (Al Quwwat al Jawwiyah al Iraqiyyah): 36 (F-16IQ Block 52, darunter acht Doppelsitzer). Lieferung von Juni 2014 bis November 2017.
  • Israel (Cheil HaAvir): 312 (18 x F-16A-5, 49 x F-16A-10, 51 x F-16C-30, 30 x F-16C-40, 8 x F-16B-5, 24 x F-16D-30, 30 x F-16D-40, 102 x F-16I). Lieferung ab Dezember 1989. Die F-16I kamen ab Februar 2004 nach Israel. Das Land erhielt zudem mindestens 50 gebrauchte F-16A/B der USAF.
  • Italien (Aeronautica Militare Italiana): 34 (4 x F-16A-10, 26 x F-16A-15 ADF, 3 x F-16B-5, 1 x F-16B-15 ADF). Angesichts von Lieferverzögerungen beim Eurofighter unterschrieb Italien einen Leasingvertrag mit den USA für die Fighting Falcons, um geliehene Tornados aus Großbritannien zu ersetzen. Der zunächst auf fünf Jahre begrenzte Vertrag lief letztlich bis Mai 2012. Vier weitere Flugzeuge wurden als Ersatzteilspender benutzt.
  • Jordanien (Silāh al-Gauw al-Malakī al-Urdunnī): 64 (28 x F-16A-15 ADF, 25 x F-16A-20 MLU, 5 x F-16B-15 ADF, 12 x F-16B-20 MLU). Nach dem Friedensschluss von König Hussein mit Israel 1994 erhielt Jordanien gebrauchte Flugzeuge aus den USA. Zusätzliche Maschinen wurden in Belgien und den Niederlanden gekauft. Jordanien will auch zwölf Block-70-Flugzeuge.
  • Marokko (al-Quwwāt al-Gawwiyya al-Malakiyya): 24 (16 x F-16C-52 Adv, 8 x F-16D-52 Adv). Die ersten vier Flugzeuge wurden im August 2011 auf der Ben Guerir Air Base übergeben.
  • Norwegen (Luftforsvaret): 74 (3 x F-16A-1, 10 x F-16A-5, 10 x F-16A-10, 3 x F-16A-15, 2 x F-16B-1, 2 x F-16B-5, 3 x F-16B-10, 7 x F-16B-15). Gebaut bei Fokker. Lieferung ab Januar 1980.
  • Niederlande (Koninklijke Luchtmacht): 213 (46 x F-16A-10, 84 x F-16A-15, 47 x F-16A-15OCU, 13 x F-16B-10, 18 x F-16B-15, 5 x F-16B-15OCU). Geliefert von Juni 1979 bis Juni 1992. Fertigung bei Fokker.
  • Oman (Silāh al-Gaww as-Sultānī al-Umānī): 24 (18 x F-16C-50 Adv, 6 x F-16D-50 Adv). Lieferung ab August 2005 und das zweite Dutzend dann 2014.
  • Pakistan (Pak Fizaiyah): 111 (28 x F-16A-15, 13 x F-16A-15OCU, 12 x F-16C-52 Adv, 12 x F-16B-15, 15 x F-16B-15OCU, 6 x F-16D-52 Adv). Geliefert ab Oktober 1982. Die OCU-Flugzeuge wurden wegen eines Waffenembargos nicht übergeben und später von der USAF und US Navy benutzt. Die Block-50-Lieferungen begannen im Juni 2010.
  • Polen (Siły Powietrzne Rzeczypospolitej Polskiej): 48 (36 x F-16C-52 Adv, 12 x F-16D-52 Adv). Geliefert von November 2006 bis Ende 2008.
  • Portugal (Força Aérea Portuguesa): 47 (21 x F-16A-15, 17 x F-16A-15OCU, 4 x F-16B-15, 3 x F-16B-15OCU). Gebrauchtflugzeuge aus den USA, geliefert ab Februar 1994 und 1999.
  • Rumänien (Forțele Aeriene Române): 17 (14 x F-16A-20 MLU, 3 x F-16B-20). Gebraucht beschafft aus Portugal. 32 weitere Gebrauchtflugzeuge sollen aus Norwegen kommen.
  • Singapur (Republic of Singapore Air Force): 62 (4 x F-16A-15OCU, 22 x F-16C-52, 4 x F-16B-15OCU, 40 x F-16D-52). Erste Lieferung im Februar 1988. Die Block 52 folgten ab 1998. Dazu kommen vier F-16C-52 und acht F-16D-52, die von Lockheed Martin für die Ausbildung in den USA an Singapur geleast werden.
  • Slowakei (Vzdušné sily Slovenskej republiky): 14 (Block 70) bestellt im Dezember 2018.
  • Südkorea (Han-guk Kong Goon): 180 (30 x F-16C-32, 95 x F-16C-52, 10 x F-16D-32, 45 x F-16D-52). Lieferung ab März 1986. Von den Block-50-Flugzeugen wurden 92 von Samsung (heute Korea Aerospace Industries) gebaut. Letzte Lieferung im August 2004.
  • Taiwan (Chung-kuo Kung Chun): 150 (120 x F-16A-20, 30 x F-16B-20). Lieferung ab Juli 1996.
  • Thailand (KongTup Arkard Thai): 54 (26 x F-16A-15OCU, 15 x F-16A-15ADF, 10 x F-16B-15OCU, 1 x F-16B-15ADF). Geliefert ab Juni 1988.
  • Türkei (Turk Hava Kuvvetleri): 270 (34 x F-16C-30, 102 x F-16C-40, 60 x F-16C-50, 14 x F-16C-50 Adv, 9 x F-16D-30, 15 x F-16D-40, 20 x F-16D-50, 16 x F-16D-50 Adv). Lieferung ab Mai 1987. Bis auf sechs Maschinen wurden alle bei Turkish Aerospace Industries gebaut.
  • USA (US Air Force): 2230 (255 x F-16A-10, 409 x F-16A-15, 209 F-16C-25, 360 x F-16C-30, 56 x F-16C-32, 234 x F-16C-40, 150 x F-16C-42, 189 x F-16C-50, 42 x F-16C-52, 74 x F-16B-10, 46 x F-16B-15, 35 x F-16D-25, 48 x F-16D-30, 5 x F-16D-32, 31 x F-16D-40, 47 x F-16D-42, 28 x F-16D-50, 12 x F-16D-52). Die Lieferung der A-Version begann im August 1978, die C-30/32 kam ab Juli 1986, die C-40/42 ab Dezember 1988 und die C-50/52 ab Oktober 1991. Letzte Lieferung im März 2005.
  • USA (US Navy): 26 (22 x F-16N-30, 4 x TF-16N-30). Geliefert ab Juni 1987 bis Mai 1988. Heute werden in Fallon gebrauchte F-16A/B/C/D genutzt.
  • USA (NASA): 4 (2 x F-16XL, 2 x F-16A). Die NASA benutzte im Laufe der Jahre einige F-16 für ihre Testprogramme.
  • Venezuela (Fuerza Aérea Venezolana): 24 (18 x F-16A-15, 6 x F-16B-15). Geliefert ab September 1983.
  • Vereinigte Arabische Emirate (al-Quwwāt al-Jawiyah wa al-Defa‘ al-Jawiy al-Imārāty): 80 (55 x F-16E, 25 x F-16F). Geliefert von Juli 2004 bis 2007.