50 Jahre MiG-31: Der letzte reinrassige Abfangjäger ist eine russische Legende

50 Jahre Mikojan MiG-31
Der letzte reinrassige Abfangjäger

ArtikeldatumVeröffentlicht am 16.09.2025
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Maximalgeschwindigkeit Mach 2.8, Reichweite im Überschallflug 1300 Kilometer, schwere Luft-Luft-Lenkwaffen mit 200 Kilometern Reichweite – die Eckdaten der MiG-31, die am 16. September 1975 zum Erstflug startete, sind auch heute noch einzigartig. Die Leistungen waren gefordert, um das Territorium der damaligen UdSSR über den Weiten des Nordens und im Osten an der Pazifikküste vor gegnerischen Langstrecken-Marschflugkörpern zu schützen. Dank der hohen Geschwindigkeit (Mach 2.35 auch über längere Zeiträume) eignet sich die MiG-31 aber auch ausgezeichnet als Träger für andere Waffensysteme.

Ein Beispiel dafür ist der im Jahr 2018 bei seiner Ansprache zur Lage der Nation von Wladimir Putin persönlich enthüllte Hyperschall-Marschflugkörper Kinschal (Dolch). Der russische Präsident erklärte damals, dass die Rakete "mit zehnfacher Schallgeschwindigkeit" fliegt und "Manöver während aller Flugbahnsegmente durchführt, was es ihr erlaubt, alle bestehenden und, wie ich denke, zukünftigen Flug- und Raketenabwehrsysteme garantiert zu überwinden", um ihre "nuklearen und konventionellen Gefechtsköpfe an Ziele in einer Entfernung von mehr als 2000 Kilometern zu bringen".

Die Kinschal basiert auf der Boden-Boden-Rakete 9M723 Iskander (NATO-Code: SS-25"Stone"). Der Flugkörper ist etwa 7,3 Meter lang und wiegt vier Tonnen. Im Krieg gegen die Ukraine setzten die Russen ihre wuchtige Hyperschallwaffe bereits mehrfach ein. Die MiG-31-Version, die für diese Rolle modifiziert wurde, trägt den Namen MiG-31K.

Abfangjäger bleibt die Paraderolle

Im Dienst steht heute in der ursprünglichen Rolle als Abfangjäger die Version MiG-31BM, die seit 2007 durch Umrüstung vorhandener Maschinen entsteht. Nach einem ersten Versuchslos für acht Flugzeuge folgte im August 2011 ein Auftrag für die Modernisierung von 60 Maschinen und im November 2014 ein weiterer Vertrag für 53 MiG-31. Mit Stand 2024 hatten die russischen Luftstreitkräfte 141 MiG-31 im Einsatz – davon laut zugänglichen Daten 109 MiG-31BM, 23 MiG-31K und neun Exemplare der älteren Ausführung MiG-31B – letztere alle bei den Marinefliegern.

Die Instandsetzungs- und Modernisierungsarbeiten erfolgten von Anfang an im Flugzeugwerk Sokol in Nischni Nowgorod, wo zwischen 1976 und 1994 auch die Serienfertigung der MiG-31 lief (519 Flugzeuge insgesamt). 2015 stieg außerdem das Reparaturwerk ARZ-514 in Rschew in das Projekt ein – dort sind auch überzählige MiG-31 abgestellt.

Neue Version, neue Technik

Hauptmerkmal der MiG-31BM sind ein verbessertes Radar und neue Lenkwaffen. Die Systeme wurden ab September 2005 mit drei Versuchsmustern (Kennung 58, 59 und 60) getestet. Im November 2007 bestand die neue Version den ersten Teil der staatlichen Prüfungen.

Als Feuerleitsystem ist nun die ZM-Version des Zaslon-Radars eingebaut, wobei man die Antenne mit passiver elektronischer Strahlschwenkung beibehalten hat. Ein neuer Computer für die Signalauswertung (Baget 55-06) soll allerdings die Reichweite gegen Ziele in Fighter-Größe auf 240 Kilometer verdoppeln. Das Radar kann 24 Ziele gleichzeitig verfolgen und sechs davon mit Lenkwaffen angreifen, auch wenn sie weit auseinander liegen. Die Modernisierung wird von Leninez in St. Petersburg durchgeführt.

MiG-31BM frontal auf einer Rollbahn
Russisches Verteidigungsministerium

Jungbrunnen für die MiG-31

Für die Besatzung wurde das Cockpit leicht angepasst: Der vorn sitzende Pilot hat in der MiG-31BM auf der rechten Seite des Instrumentenbretts ein 12 x 12 Zentimeter großes Farbdisplay, während für den Waffensystemoffizier hinten zwei 15 x 20 Zentimeter große Bildschirme das alte TV-Display ersetzen. Dazu kommen neue Funkgeräte und ein GPS-System. Die maximale Startmasse steigt auf 46.835 Kilogramm – das ist doppelt so viel, wie ein Eurofighter höchstens auf die Waage bringt.

Bereits Anfang 2021 adelte der russische Staatskonzern Rostec die Ressourcen der MiG-31 dank ihrer großteils aus Nickelstahl und Titan gefertigten Zelle als "praktisch unerschöpflich". Die Zellen werden in Nischni-Nowgorod dennoch überholt, um die Lebensdauer auf 3500 Stunden zu erhöhen. Dabei geht es vor allem um Verschleißteile, wie Dichtungen, Kabelstränge oder Cockpithauben.

Mikojan MiG-31 Foxhound im Unterstand aus der Vogelperspektive
Russisches Verteidigungsministerium (Screenshot)

Neue Lenkwaffen für MiG-31BM

Von außen ist die MiG-31BM kaum von älteren Versionen zu unterscheiden. Allerdings wurde der große Außenlastträger, der einst für die R-40TD-Lenkwaffe bestimmt war, durch einen kleineren Pylon für R-73- und R-77-1-Flugkörper ersetzt. Alternativ zur Wympel R-33 (AA-9 Amos) mit 120 Kilometern Reichweite trägt der Abfangjäger nun unter dem Rumpf auch die R-37M (AA-13 Axehead), die eine Reichweite von 200 Kilometern haben soll. Die Lenkwaffe hat einen Feststoffmotor mit zwei Betriebsphasen. Sie fliegt in einer Parabel auf das Ziel zu und erhält zunächst Funk-Updates vom Startflugzeug. In der Endphase wird dann das eigene Radar (X- und Ku-Band) eingeschaltet. Die Abnahmetests der von Wympel entwickelten R-37M wurden Anfang 2014 abgeschlossen. Gefertigt wird der Flugkörper in Koroljow. Weitere Modernisierungen der MiG-31BM wie die Übernahme der für die Su-57 bestimmten Izdelije-810-Lenkwaffe sind denkbar. Auch die Software könnte weiterentwickelt werden. Dazu stünde der ausfahrbare IR-Sensor 8TK für ein Update an.

MiG

Nachfolge bleibt ungeregelt

Schon 2016 prophezeite der damalige Chefkonstrukteur von RSK MiG, Sergei Korotkow, die MiG-31 werde bis 2028 das Ende ihrer Lebenszeit erreichen. Ein entsprechendes Nachfolgemuster solle bis 2020 entwickelt werden. Dieses Nachfolgemuster – Programmname PAK-DP, besser bekannt als die sagenumwobene "MiG-41" – ist aber auch im Jahr 2025 weit und breit nicht zu entdecken. Zwar soll laut offiziellen Verlautbarungen die Entwicklung inzwischen begonnen haben. In Anbetracht der Herausforderungen, mit denen sich Russlands Flugzeugbauer nicht erst seit dem Ukraine-Krieg konfrontiert sehen, ist es aber wenig realistisch, dass die "MiG-41" in absehbarer Zeit über das Reißbrett-Stadium hinauskommt – zumal sie als designiertes "Kampfflugzeug der sechsten Generation" laut Wunschzettel nicht nur mindestens Mach 4 erreichen, sondern auch ansonsten mit bahnbrechenden Eigenschaften punkten soll.

Im Motorenwerk Perm, Hersteller der Solowjew D-30-F6-Triebwerke der MiG-31, sieht man sich schon für viele weitere Dienstjahre gerüstet. Nach Angaben des Unternehmens reichen die vorhandenen Bestände an Motoren und Ersatzteilen aus, um die Brutalo-MiG noch 30 bis 40 Jahre in Russlands Luft- und Weltraumkräften zu betreiben. Ob die "MiG-41" dann, um das Jahr 2060, endlich zur Wachablösung parat steht?