Normalerweise sind die A-10 des 23rd Wing der US Air Force auf der Moody AFB in Georgia zu Hause. Doch in der letzten Oktoberwoche traf ein Teil des als "Flying Tigers" bekannten Geschwaders mit mindestens einem Dutzend Flugzeuge auf der Pazifikinsel Guam ein. "Die U.S. Air Force hat im Rahmen einer routinemäßigen dynamischen Einsatzoperation A-10s auf die Andersen Air Force Base verlegt", kommentierte der Pressedienst der Pacific Air Forces (PACAF) am 26. Oktober kurz und knapp. Gemäß Angaben des "Air & Space Forces Magazine" trafen die ersten Flugzeuge am 23. Oktober in Guam ein. Eine Woche später, am 30. Oktober, erklärte Geschwaderkommodore Colonel Russell P. Cook auf seiner Facebook-Seite die Verlegung als abgeschlossen.

Wohnen im Zeltdorf
Für mindestens zwei der im Volksmund "Warzenschwein" genannten Erdkampfjets war Guam jedoch nicht die Endstation der Pazifikreise. Sie flogen stattdessen weiter in den zwei Flugstunden entfernten Inselstaat Palau, wo sie auf dem internationalen Flughafen Roman Tmetuchl Quartier bezogen. Die Piloten und der mitgereiste Stab residieren während ihres Aufenthalts vor Ort offenbar in einem eigens errichteten Zeltdorf direkt auf dem Flughafengelände. "Innerhalb von 24 Stunden" habe sein Geschwader in Palau eine vorgeschobene Einsatzbasis mit Kampfjets und Truppen errichtet, schrieb Colonel Cook hierzu auf Facebook. Die provisorische Basis umfasse "Kommunikations- und Sicherheitseinrichtungen, Schlafplätze und logistische Unterstützung für Operationen außerhalb des Hauptstützpunktes."

Operation "Iron Thunder"
Was genau die "Warzenschweine" in Guam und Palau im Schilde führen, ist nicht bis ins Detail bekannt. Das Portal Air Force Times schreibt, unter Berufung auf Air Force-Angaben, die Jets nähmen zusammen mit anderen Kampfflugzeugen an der Übung "Iron Thunder" teil. "Iron Thunder" sei "eine Übung der PACAF, bei der unterschiedliche Flugzeuge zusammengewürfelt werden und lernen, zusammenzuarbeiten, obwohl sie durch Entfernung und elektronisch gestörte Kommunikation getrennt sind." Ein PACAF-Sprecher erklärte gegenüber dem Air & Space Forces Magazine, dass die Übung "die Fähigkeit der Luftwaffe demonstriert, über mehrere Standorte verteilte Kräfte zu befehligen und zu kontrollieren und rasch Luftstreitkräfte zur Unterstützung Palaus einzusetzen". Dieses Szenario entspricht der neuen USAF-Einsatzdoktrin des "Agile Combat Employment" (ACE), die sich verstärkt auf die dezentrale Verlegung von Kampfflugzeugen an kleinere, auch provisorisch angelegte, Flugplätze konzentriert.

Konfrontation mit China
Dass sich A-10 der USAF nach Guam, oder gar nach Palau, begeben, ist indes eher selten. Im Normalfall beherergt die Andersen AFB vor allem schwere US-Bomber wie die B-1B Lancer oder den Nurflügler B-2A Spirit. Eine Abordnung von Lancer-Schwenkflüglern aus South Dakota landete Mitte Oktober als "Bomber Task Force" in Guam. Die Flugzeuge, die dem 28th Bomb Wing angehören, werden vermutlich ebenfalls Teil von "Iron Thunder" sein.
Die US-Regierung sieht Guam vor dem Hintergrund der zunehmenden Rivalität mit China als Territorium von wachsender strategischer Bedeutung an. So soll laut Medienberichten für eine Milliarde US-Dollar ein Raketenabwehrsystem auf der Insel installiert werden. In der aktuell gültigen Ausführung der Nationalen Verteidigungsstrategie des Pentagons gilt Guam als "entscheidende operative Basis" für die sich anbahnende Konfrontation mit China im Indopazifik. Vor diesem Hintergrund dürfte die Übung "Iron Thunder" auch ein klares Signal in Richtung Peking sein.