In nur 30 Metern über Grund und mit rund 230 km/h nähert sich das fliegende Ungetüm dem Ziel – um kurz darauf punktgenau seine nasse Fracht loszuwerden: 20.000 Liter rot gefärbtes Löschwasser regnen auf das Testgelände im französischen Nîmes-Garons, als der Airbus A400M mit geöffneter Heckrampe über den markierten Abwurfpunkt hinwegdonnert. Eine bis zu 400 Meter lange Löschmittelschneise ergießt sich aus dem Frachtraum Richtung Boden. Dann dreht der graue Turboprop-Transporter ab.
Das Spiel wiederholt sich, wieder und wieder. Airbus lässt vor Ort die Eignung der A400M als Löschflugzeug untersuchen. Unter den kritischen Augen des Fachpersonals aus dem Test- und Forschungszentrum der Entente-Valabre (CEREN), das im Auftrag des französischen Innenministeriums den Nutzen von Waldbrandbekämpfungsausrüstung untersucht, muss der von Airbus für die Tests abkommandierte Prototyp zeigen, was er kann. Am Ende werten alle Beteiligten die Kampagne in Frankreich als Erfolg. Ein weiterer Schritt hin zur Marktreife des Feuerlösch-Kits für die A400M ist damit vollzogen.
Modularer Löschmittel-Rüstsatz
Bereits seit 2022 arbeitet Airbus Defence and Space daran, seinen Transporter-Tausendsassa auch als Wasserbomber nutzbar zu machen. Ein modularer, speziell entwickelter "Roll-on/Roll-off"-Rüstsatz, der 20.000 Liter Löschmittel fassen kann, wird zu diesem Zweck im Frachtraum der A400M installiert. Mittels standardmäßiger Pumpen lässt sich der Tank am Boden binnen zehn Minuten füllen. Der Wasserabwurf selbst erfolgt übers Heck mithilfe der Schwerkraft. Laut Airbus bietet die, der A400M auf den Leib geschneiderte, Feuerlöschausrüstung "einzigartige, bisher auf dem Markt nicht verfügbare Einsatzvorteile." Dies vor allem in Kombination mit der Fähigkeit des Militärtransporters, auf kurzen und unbefestigten Pisten zu operieren – ein großer Pluspunkt in Sachen Flexibilität.
Dritte Testkampagne
Im Juli 2022 setzte Airbus in Spanien eine erste Testflugkampagne an, die die Funktionsweise des Systems in der Praxis untersuchte. Auf Basis der gesammelten Erkenntnisse passte der Hersteller den Rüstsatz an und entwickelte ihn weiter, um im November 2023 eine verbesserte Version auszuprobieren. Diese aktuelle Ausführung verbessert laut Airbus die Abwurfeffizienz und reduziert die Ablasszeit um 30 Prozent. Auch Einsätze bei Dunkelheit sollen mit dem Feuerlöschkit möglich sein.
Bei allen drei Versuchsreihen – auch der jüngsten in Frankreich, die Ende April stattfand – setzte Airbus den sechsten A400M-Prototyp EC-406 (MSN 006) ein. Jo Müller, Leiter des Bereichs Nachhaltigkeit und Kommunikation bei Airbus Defence and Space, kommentierte: "Nach den Tests in Spanien ist der erfolgreiche Abschluss dieser Kampagne in Nîmes ein entscheidender Schritt vorwärts bei unserem Ziel, ein Ökosystem für Brandbekämpfungsfähigkeiten aufzubauen." Bahnbrechend sei vor allem die Symbiose der "außergewöhnlichen Vielseitigkeit der A400M" mit der raschen Einsatzfähigkeit des Feuerlösch-Rüstsatzes.