Airshow
Royal International Air Tattoo 2015

Mit der Abschiedsvorstellung der Vulcan und einem Großaufgebot von Warbirds zum 75. Jahrestag der Luftschlacht um England hatte das Air Tattoo diesmal einen nostalgischen Touch. Auch das restliche Flugprogramm begeisterte.

Royal International Air Tattoo 2015

Royal International Air Tattoo 2015

Das hatten selbst langjährige Flugtagbesucher noch nicht gesehen: Flight Lieutenant Ben Westoby-Brooks im Eurofighter Typhoon und Flt Lt Anthony Parkinson in der Supermarine Spitfire Mk IIa beließen es nicht bei einigen Vorbeiflügen in Formation, sondern zeigten die beiden so unterschiedlichen Jäger im Stile eines „Synchro Pair“ mit engen, entgegengesetzten Kreisen und knappen Begegnungen im Zentrum der Vorführlinie. „Wir wollten dieses Jahr etwas Besonderes machen, um an den 75. Jahrestag des Battle of Britain zu erinnern, und ich bin so glücklich, dass wir eine so großartige Reaktion von allen bekommen haben, die die Vorführung bisher sahen”, bedankte sich Westoby-Brooks für die verdiente Auszeichnung mit dem „Steedman Display Sword“.

Auch die zweite große Show zur Erinnerung an die Luftschlacht um England wurde mit einer Auszeichnung bedacht. Das „King Hussein Memorial Sword“ ging an die Piloten der neun Spitfires, sechs Hurricanes, einer Bf 109 und einer Buchón und die erst seit November 2014 nach elf Jahren wieder fliegende Bristol Blenheim. Sie erinnerten in wechselnden Formationen und simulierten Verfolgungsjagden an die erbitterten Luftkämpfe im Sommer 1940. Die beeindruckende Warbird-Flotte setzte sich aus Flugzeugen des RAF Memorial Flight und von zivilen Eignern zusammen.

Ein Höhepunkt neben der Erinnerung an die legendäre Abwehrschlacht gegen die deutsche Luftwaffe war die Vorführung der Avro Vulcan, die zum Ende der Saison nun endgültig abgestellt werden soll. Besonders am Samstag zeigte Kev Rumens ein Programm, das selbst hartgesottenen Zuschauern den Atem stocken ließ – vor allem der Break direkt nach dem Abheben zeigte die verblüffende Wendigkeit des mächtigen V-Bombers, der künftig im Zentrum eines Erinnerungs- und Ausbildungszentrums auf dem Robin Hood Airport (Doncaster) stehen wird.

Auch der Rest des an beiden Tagen jeweils über achtstündigen Flugprogramms bot durchweg Topqualität. Die Experten konnten lange darüber diskutieren, ob nun die F-16-Demo der Belgier besser war als das Solo-Display des britischen Eurofighters oder die F-16 der Griechen. Die Jury entschied sich jedenfalls für das Programm der finnischen F/A-18C Hornet: Hauptmann Ville Uggeldahl erhielt die „Paul Bowen Trophy“ für die beste Solo-Jetvorführung. Leider nicht in diese Kategorie passt das Ramex-Delta-Team der Armée de l´Air (Esca-dron de Chasse 2/4) mit seinen beiden Mirage 2000N, die bei ihrem ersten Auftritt beim Air Tattoo ebenfalls eine starke Vorstellung boten.

Am anderen Ende des Lärmspektrums konnte sich Hauptmann Torsten Möbius, Fluglehrer beim Ausbildungszentrum C der deutschen Heeresflieger in Celle, freuen. Er hatte die nach wie vor verblüffenden „Kunstflug“-Fähigkeiten seiner Bo 105 brillant genutzt und dafür die „Sir Douglas Bader Trophy“ erhalten. „Ich bin überrascht! Ich bin zum erstesnMal in Fairford, und der Gewinn des Preises ist toll“, war Möbius bei der abschließenden Hangarparty am Sonntagabend begeistert.

Neben der kleinen Bo 105 boten auch andere Drehflügler eine tolle Show. Während die britische Chinook HC4 mit ihrer Wendigkeit glänzte, zeigten zwei Apache des Army Air Corps eine beeindruckende Einsatzdemonstration – im Stil von US-Airshows unterstützt von Detonationen am Boden. Viel Interesse fand auch die Vorstellung der CV-22B Osprey. Die Version des Kipprotorflugzeugs der US Air Force war erstmals auf einer britischen Airshow in der Luft zu sehen. Stationiert sind die Ospreys der 7th Special Operations Squadron seit Juni 2013 in Mildenhall, sodass die 200 Kilometer Anflug für die Vorführmaschine ein Katzensprung waren.

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Acht Stunden Flugprogramm

Eine deutlich längere Anreise hatte ein anderer Star des diesjährigen Air Tattoo. Die beiden Kawasaki P-1 der japanischen See-Selbstverteidigungskräfte kamen aus Atsugi und hatten im Rahmen ihrer Welttour den Weg über die USA gewählt – sie waren somit wohl die ersten japanischen Militärjets, die den Atlantik überquerten. Einer der vierstrahligen Seefernaufklärer war auch im Flugprogramm zu sehen – eine Premiere, die Eindruck machte.  Der Besuch der P-1 in Fairford kommt nicht von ungefähr: Großbritannien fehlt nach der Ausmusterung der Nimrod ein U-Boot-Jäger, und um diese Lücke zu schließen, könnte es in Zukunft eine Ausschreibung geben.

Auch andere Firmen nutzten das Air Tattoo zur Präsentation ihrer Produkte. Textron Aviation hatte zum Beispiel seinen leichten Kampfjet Scorpion und die neuerdings als Wolverine bezeichnete bewaffnete Version des T-6-Trainers dabei. Das Affinity-Konsortium (Elbit Systems und KBR) zeigte die Embraer Phenom 300 und die Grob G 120TP, mit denen man bei einer RAF-Ausschreibung für Ausbildungsdienstleistungen als bevorzugter Anbieter ausgewählt wurde.

Ansonsten hinterließ die statische Ausstellung in Fairford einen gemischten Eindruck, denn das Fehlen von Ländern wie Norwegen oder Schweden machte sich doch bemerkbar. Dafür gab es Schmankerl wie die Leitwerks-Sonderanstriche an drei Tornados aus Deutschland, Großbritannien und Italien zum 35. Jubiläum des (längst aufgelösten) Schulverbands TTTE (Tri-National Tornado Training Establishment). Die schönste Lackierung bot aber die F-16C des Displayteams Zeus der griechischen Luftstreitkräfte, die trotz der schwierigen Lage erstmals in Großbritannien zu sehen war. Die Qatar Emiri Air Force war mit einer C-130J Hercules zum ersten Mal dabei.

Insgesamt wurde das Air Tattoo seinem Ruf als wohl bester Militärflugtag der Welt bestens gerecht. An die 220 Flugzeuge aus 22 Ländern und fünf Kunstflugteams sind schon eine Hausnummer. Wenn man sieht, was in Deutschland und den Nachbarländern dieses Jahr geboten wurde, ist für Airshow-Fans ein Besuch in Fairford Pflicht. Die Teilnehmer der FLUG REVUE-Leser­reise waren jedenfalls begeistert.

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