Air Defender 23: Auf Tuchfühlung mit Warzenschwein, Eagle und Co.

Als Zaungast bei Air Defender 23
Auf Tuchfühlung mit Warzenschwein, Eagle und Co.

Zuletzt aktualisiert am 27.06.2023

Heiß. Heiß und schwül. Und zwar überall. Der Juni bringt die erste sommerliche Hitze des Jahres nach Deutschland. Doch anstatt sich die Zeit im Freibad zu versüßen, stehen wir am Zaun von Militärflugplätzen. Eine Woche lang. Zwölf Stunden täglich. Kaum ein Weg ist uns dafür zu weit: Von Lechfeld in Bayern geht es nach Jagel in Schleswig-Holstein. Spangdahlem in der Eifel nehmen wir genauso mit wie Hohn in Niedersachsen. Stundenlanges Autofahren, Schlafmangel ist unser täglicher Begleiter. Aber sch**** drauf – Air Defender ist nur einmal im Jahr! Oder so ähnlich.

Mathias Leischner

250 Flugzeuge

Die große NATO-Übung Air Defender 23 ist der Grund, warum wir Tag für Tag zu den Fliegerhorsten fahren. Wann hat man schon mal so eine Fülle von Kampfjets aus aller Herren NATO-Länder an einer Handvoll Orte in Deutschland versammelt? Die nackten Zahlen der Übung sprechen für sich: Neun Tage lang üben 25 Nationen mit mehr als 10.000 Teilnehmern gemeinsam die Verteidigung Deutschlands gegen einen imaginären Angreifer. Dabei sind etwa 250 Luftfahrzeuge beteiligt, allein um die 100 aus den USA. Ist doch klar, dass wir die möglichst alle vor die Linse bekommen wollen!

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Hornissen, Adler, Warzenschweine

Also machen wir uns auf – und gehen auf Tuchfühlung mit "Warzenschwein" und Co: Auf uns warten A-10C Thunderbolt II aus Idaho, Maryland und Michigan, die guten alten F-15C aus Louisiana und Massachusetts, außerdem F-16C aus Colorado, Minnesota und South Dakota. Dazu kommen sechs F-35A Lightning II aus Vermont, die sich in Spangdahlem einnisten. Die US Navy schickt sechs F/A-18E/F Super Hornets und zwei EA-18G Growlers vom neuen Super-Flugzeugträger USS Ford, der aktuell im Mittelmeer schippert. Den großen US-Anteil an der Übung komplettieren zahlreiche C-130 Hercules und natürlich die fliegenden Tankstellen KC-135 und KC-46. Was wäre die Air Force ohne diesen Support?

Mathias Leischner

Noch mehr Teilnehmer

Die massive Präsenz aus den Staaten wird flankiert von Kampfjets aus Finnland (F/A-18C), Griechenland (F-16), Ungarn (JAS-39 Gripen), sowie Großbritannien, Italien und Spanien, die jeweils mit ihren Eurofightern antreten. Last but not least fliegt selbstverständlich auch Deutschlands Luftwaffe mit: A400M aus Wunstorf, Eurofighter und Tornados sind täglich in der Luft. Insgesamt fliegen die Übungsteilnehmer 806 Missionen mit 1.808 Einsätzen. Die Strippenzieher im Hintergrund koordinieren die Maschinen, die von 26 Basen in ganz Europa abheben. Eine Mammutaufgabe, wenn man bedenkt, dass der zivile Flugverkehr im dichten Luftraum über Europa von der ganzen Sache möglichst wenig mitbekommen soll.

Mathias Leischner

Großereignis ohne Chaos

Das gelingt allen Unkenrufen zum Trotz sehr gut – das mancherorts prophezeite Chaos bleibt aus. Das gilt im Übrigen auch für die Situation an den Fliegerhorsten. Trotz teilweise enormen Andrangs von Fotografen, Luftfahrtfans und Schaulustigen geht es rund um Jagel, Hohn, Lechfeld und die anderen Plätze fast immer sehr gesittet zu. Die Militärs schauen entspannt dem Treiben der Spotter zu, und die allermeisten dieser Spotter wissen sich gut zu benehmen. So bleibt am Ende von Air Defender 23 aus Sicht des Zaungasts fast nur Positives in Erinnerung – und der Sonnenbrand, der noch einige Tage als Zeugnis des Erlebten unsere Körper zeichnen wird.