Antonow An-22 Antei stürzt in Russland ab: War es die letzte?

Größtes Turboprop-Flugzeug der Welt
Antonow An-22 stürzt in Russland ab - war es die letzte?

ArtikeldatumVeröffentlicht am 09.12.2025
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Erste Berichte in russischen Medien und Telegram-Kanälen legen dar, dass die An-22 am Dienstag, dem 9. Dezember, im Umfeld der Stadt Furmanow in der zentralrussischen Oblast Iwanowo abstürzte. Demnach befanden sich zum Zeitpunkt des Crashs sieben Besatzungsmitglieder an Bord des alten Transportflugzeugs. Ihr Zustand ist noch unklar, eine offizielle Bestätigung über etwaige Opferzahlen steht noch aus. Rettungskräfte sind offenbar vor Ort, die Bergungs- und Rettungsarbeiten laufen, wie unter anderem der Fernsehsender REN TV meldete.

Unklar ist auch, was die An-22 in der Region machte, in wessen Auftrag sie unterwegs war – und warum sie überhaupt noch flog. Denn eigentlich hatten die Transportfliegerkräfte der russischen Luftwaffe ihre letzten "Anteis" – dem Vernehmen nach gab es im vergangenen Jahr noch zwei flugbereite Exemplare – Ende 2024 ausmustern wollen. Eine der beiden letzten An-22 war Mitte August 2024 ins Museum nach Jekaterinburg überführt worden. Zum Verbleib der anderen "Antei" gab es aus Russland keine verlässlichen Informationen. Es liegt allerdings nahe, dass es sich bei dem nun abgestürzten Flugzeug um eben diese letzte An-22 handelt – sofern die Russen nicht doch noch einen weiteren der alten Turboprop-Riesen reaktiviert hatten.

Riesenflugzeug An-22 "Antei"

Die Antonow An-22 "Antei" ist bis heute das größte je in Serie gebaute Turbopropflugzeug. Mit 80 Tonnen Nutzlast, einer Spannweite von 64,4 Metern, fast 58 Metern Länge und 250 Tonnen Startgewicht war der in der Sowjetunion entwickelte und produzierte Frachter zum Zeitpunkt seines Erscheinens 1965 gar das größte Flugzeug überhaupt auf dem Planeten. Wenig verwunderlich, dass auch die vier Motoren der An-22 mit Superlativen glänzen: Das Kusnezow NK-12 ist, mit bis zu 15.000 PS, das stärkste Turboprop-Triebwerk aller Zeiten. Markant sind auch die insgesamt acht Propeller, paarweise montiert und gegenläufig rotierend.

An-22 in Russland und der Ukraine

Insgesamt 68 Exemplare der An-22 wurden zwischen 1965 und 1976 gebaut. Die meisten sind längst verschrottet oder stehen im Museum – etwa in Russlands Flugzeug-Schatzkammer Monino bei Moskau oder in Deutschland, im Technikmuseum Speyer. Eine weitere An-22 gehört zur Flotte der ukrainischen Antonov Airlines aus Kiew-Hostomel. Das als UR-09307 registrierte Exemplar war die einzige "Antei" im zivilen Einsatz und flog zahlreiche Frachtmissionen in aller Welt – auch für die NATO. Seit 2021 aber stand sie – ohne Propeller – auf dem Antonow-Werksflughafen in Hostomel, wo sie Ende Februar 2022 bei Kampfhandlungen zwischen russischen und ukrainischen Streitkräften schwer beschädigt wurde. Dass sie jemals wieder abhebt, ist sehr unwahrscheinlich.

Alt und wartungsintensiv

In den vergangenen Jahren traten auch bei den Russen nur zwei An-22 in Erscheinung, namentlich die RA-09309 (Baujahr 1975) und die RA-09341 (Baujahr 1974), beide zuletzt stationiert auf dem Fliegerhorst Twer-Migalowo. Die Uralt-Viermots galten im Betrieb als sehr fehleranfällig und wartungsintensiv, sammelten auf ihre alten Tage nur wenig Flugstunden und hatten im täglichen Einsatz längst ihrer noch größeren Nachfolgerin, der An-124 "Ruslan" Platz gemacht. Ob die nun in der Oblast Iwanowo verunfallte "Antei" noch im Auftrag der Luftwaffe oder für einen anderen Dienstherrn unterwegs war, bleibt derzeit noch offen.

In Iwanowo befindet sich die Wartungsbasis, die die beiden zuletzt aktiven An-22 der russischen Luftwaffe im Jahr 2021 wieder lufttüchtig gemacht hatte. Damals hieß es, man plane dort noch zwei weitere eingemottete Maschinen wieder auferstehen zu lassen. Von diesen Plänen hörte man danach allerdings nichts mehr. Stattdessen kam 2024 die Ankündigung der Transportfliegerkräfte, die "Antei" wegen ihres vorgerückten Alters zeitnah ganz auszumustern.