Südamerika wird allmählich zur "Hausmacht"-Region für Saab und seine "Super-Gripen". Dabei hatte es danach lange gar nicht ausgesehen. Nach dem erfolgreichen Deal mit Brasilien, das im Jahr 2014 als erster Exportkunde 36 Gripen E und F bestellte und bei Embraer gar eine Endmontagelinie aufbaut, folgte eine jahrelange Durststrecke, während der Saab mit seinem Flugzeug global nirgends einen Fuß in die Türe zu bekommen schien. Entgegen aller Unkenrufe und Gerüchte, wonach die USA wegen des von GE stammenden Triebwerks einen Verkauf der Gripen E verhindern und stattdessen die F-16V anbieten würden, landeten die Schweden Anfang dieses Jahres jedoch in Kolumbien einen weiteren Erfolg: Mit bis zu 24 Super-Gripen wollen die Kolumbianer möglichst zeitnah ihre alternden IAI Kfir-Kampfjets ersetzen. Ein entsprechender Vertrag soll – Stand Juli – im September dieses Jahres unterschrieben werden. Lieferungen könnten dann 16 bis 18 Monate später starten, hieß es.
Dem peruanischen Portal Peru21 zufolge tütet Saab jetzt in Peru den dritten Coup für die Gripen E in Lateinamerika ein. Demnach wollen die Peruaner ebenfalls für 24 Flugzeuge unterschreiben, mit denen sie ihre Teilflotte französischer Dassault Mirage 2000 ablösen möchten. Die Konkurrenz, namentlich Lockheed Martin mit der F-16V und Dassault mit der Rafale, hat damit das Nachsehen. Auch Russland, das zuletzt im April einmal mehr versuchte, in Peru mit der – noch immer nicht in Serie gebauten – Mikojan-Gurewitsch MiG-35 zu punkten, bleibt bei der Modernisierung der peruanischen Luftwaffe bis auf Weiteres außen vor.
Gripen-E hat die Nase vorn
Wie Peru21 weiter berichtet, besitzt die avisierte Bestellung ein Volumen von 3,5 Milliarden US-Dollar. Unterschrieben ist allerdings bis jetzt noch nichts. Zwar traf Schwedens Verteidigungsminister Pål Jonson am 10. Juli zu Besuch bei seinem peruanischen Amtskollegen Walter Astudillo ein, Vertreter von Saab sollen dem Treffen jedoch nicht beiwohnen. Auch muss Perus Präsidentin Dina Boluarte zunächst formal bestätigen, dass der Kauf der Saab Gripen E "im nationalen Interesse" liege.
Die Gründe, warum sich bei der Evaluierung infrage kommender Fighter-Muster letztlich die Super-Gripen durchsetzte, liegen derweil auf der Hand. So hieß es aus dem Verteidigungsministerium in Lima, konkurrierende Produkte wie die Rafale böten zwar eine "größere Interoperabilität", seien allerdings auch spürbar teurer – und brächten Perus Luftwaffe letztlich keinen entscheidenden Mehrwert, der den höheren Kaufpreis rechtfertige. Peru21 berichtet zudem, dass Saab gegenüber peruanischen Beamten zugesagt habe, im Rahmen eines Abkommens Investitionen und Technologietransfers im Land zu tätigen, auch in Bereichen außerhalb der Verteidigung. Diese Art Gegengeschäft habe das Blatt ebenfalls mit zugunsten der Schweden gewendet. In ähnlicher Form hatte Saab bereits den Zuschlag in Kolumbien erhalten.
Regierungschef: "Noch keine Entscheidung!"
Die Kredite, die Perus Regierung für die Bereitstellung der 3,5 Milliarden US-Dollar bei der Nationalbank aufnimmt, laufen laut Peru21 bis zum Jahr 2050. Unter anderem aus diesem Grund hat das Vorhaben, neue Kampfjets zu beschaffen, in Regierungskreisen nicht nur Fürsprecher. Premierminister Eduardo Arana will folglich – entgegen anders klingender Verlautbarungen – noch keinen Vollzug melden. Seine Regierung sei bereit, den Kauf der Gripen E abzuwägen und zu prüfen. "Aber bisher ist noch keine Entscheidung gefallen", so Arana.
Da die Gripen E im Vergleich zu den Mitbewerbermustern das günstigste Gesamtpaket darstellen dürfte, würde ein Veto von der Regierungsbank aus finanziellen Gründen wohl das Beschaffungsprojekt als Ganzes lahmlegen. Will heißen: Peru kauft entweder die Saab Super-Gripen – oder nichts.