B-2-Stealth-Bomber attackiert Ziel vor Norwegen: "Quicksink"-Gleitbombe im Einsatz

„Quicksink“-Bombe im Nordmeer
B-2-Stealth-Bomber attackiert Ziel vor Norwegen

ArtikeldatumVeröffentlicht am 11.09.2025
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Ein präziser Langstreckenangriff auf ein Ziel auf hoher See, weit weg von zu Hause und mit einer neuen, kostengünstigen Antischiffswaffe: Die Northrop Grumman B-2 Spirit vom 509th Bomb Wing, die Anfang September in stockfinstrer Nacht von ihrer Heimatbasis Whiteman in Missouri abhob, hatte eine besondere Mission. Sie sollte vor der Küste Norwegens die modifizierte JDAM-Gleitbombe "Quicksink" testen – eine präzisionsgelenkte Waffe mit bildgebendem Infrarotsuchkopf für bewegliche Ziele, basierend auf der 2.000 Pfund (907 Kilogramm) schweren Gleitbombe GBU-31.

Für diesen Test, der am 3. September im Europäischen Nordmeer stattfand, tat sich der Stealth-Nurflügler mit vier Lockheed Martin F-35A sowie einer Boeing P-8A Poseidon der norwegischen Luftwaffe zusammen. Auch ein KC-135-Tanker der US Air Force, stationiert im britischen Mildenhall, unterstützte die Mission. Wie viele Bomben die B-2 bei dem groß angelegten Übungsmanöver abwarf, ist nicht bekannt. Auf Fotos der US-Luftwaffe, die das Verladen der Waffen auf der Whiteman Air Force Base Ende August dokumentieren, sind neben kleineren GBU-38-Bomben jedoch mindestens zwei zu "Quicksink" aufgerüstete GBU-31 zu erkennen.

So funktioniert die "Quicksink"-Gleitbombe

Der vorn in der Spitze installierte Infrarotsuchkopf ermöglicht es den "Quicksink"-Bomben, bewegliche Ziele selbständig aufs Korn zu nehmen, zu verfolgen und zu zerstören. Herkömmliche JDAM-Bomben lassen sich dagegen nur für feststehende Ziele nutzen – oder sie benötigen zusätzliche Laserzielführung bis zum Schluss, während die "Quicksink"-Variante nach dem Fire-and-Forget-Prinzip funktioniert.

In einem Video erklärt die US Air Force, wie ein Angriff mit der maritimen Gleitbombe planmäßig abläuft. Demnach steuert die antriebslose Bombe nach dem Ausklinken aus großer Höhe zunächst mit GPS-unterstützter Trägheitsnavigation ins vorab definierte Zielgebiet. Die Koordinaten dafür erhält das Trägerflugzeug zuvor von einer externen Plattform, etwa dem Seefernaufklärer P-8A. Im Anschluss übernimmt dann der bildgebende Infrarotsuchkopf die Kontrolle, scannt das Areal ab und identifiziert sein Ziel mittels Datenabgleich, indem er die Länge infrage kommender Objekte in einer internen Referenzdatenbank vergleicht. Ist das gewünschte Ziel erfasst, justiert der Suchkopf den Kurs mittels Steuereingaben an das Heckmodul der Bombe. Der ideale Detonationspunkt liegt laut US Air Force direkt neben dem Rumpf des anvisierten Schiffes, knapp unterhalb der Wasserlinie.

B-2-Bomber der USAF werfen vor Norwegen Bomben ins Meer.
USAF

"Billigbombe" macht die B-2 zum Schiffsjäger

Im Vergleich zu Marschflugkörpern bietet die "Quicksink"-Bombe vor allem einen großen Kostenvorteil, lässt sie sich doch vergleichsweise billig und in großer Stückzahl produzieren. Da eine einzige B-2 Spirit außerdem bis zu 80 GBU-38-Bomben der 500-Pfund-Klasse mitführen kann, lassen sich mit "Quicksink" im Gefechtsfall mit überschaubarem Aufwand mehrere Seeziele gleichzeitig bekämpfen.

Der Nachteil der intelligenten Eisenbomben liegt in ihrer geringen Reichweite. Trägerplattformen wie die B-2 müssen relativ nah an das gewünschte Zielgebiet heranfliegen – und in möglichst großer Höhe operieren, um der Bombe einen ausreichenden Gleitflug zu ermöglichen. Maßgeblich aus diesem Grund war der Tarnkappenbomber B-2 in den zurückliegenden "Quicksink"-Waffentests das bevorzugte Flugzeugmuster, wohingegen bei früheren Abwurftests 2021 und 2022 noch die Boeing F-15E Eagle zum Zug gekommen war. Die US Air Force schrieb im Nachgang der Übungsmission vor Norwegen, die B-2 habe in dem Szenario "eine zentrale Rolle" gespielt. "Neben der Erprobung der Munitionseigenschaften bestätigte die Mission auch die dauerhaften Vorteile des Flugzeugs, darunter Tarnkappenfähigkeit, Reichweite und Nutzlastflexibilität, und unterstrich gleichzeitig seine sich entwickelnde Rolle bei maritimen Angriffen."

Die Rolle der norwegischen Luftwaffe

Man habe durch den jüngsten Waffentest zudem "die Entwicklung sowohl großer als auch kleiner Varianten" des Quicksink-Systems vorangebracht, erklärt die Air Force weiter. "Gemeinsam validierte das Team die Leistungsfähigkeit des Prototyps und verfeinerte Einsatzkonzepte in einem realen Umfeld, wodurch die Fähigkeit der Luftwaffe gestärkt wurde, agile und belastbare Kampfkraft bereitzustellen." Die Mitwirkung der norwegischen NATO-Partner habe den US-Streitkräften für den Einsatz zudem den Zugang zu kritischer Infrastruktur und zum genutzten Luftraum ermöglicht. "So konnte der Test in einem strategisch relevanten und operativ anspruchsvollen Umfeld stattfinden", resümiert die US-Luftwaffe.