Rund ein halbes Dutzend Northrop Grumman B-2A haben kürzlich auf den abgelegenen Stützpunkt Diego Garcia im Indischen Ozean verlegt. Satellitenaufnahmen aus der vergangenen Woche zeigten mindestens sechs der Stealth-Bomber auf dem Fliegerhorst des Atolls. Das ist fast ein Drittel der gesamten B-2A-Flotte, die insgesamt nur 20 Maschinen umfasst – von denen allerdings selten alle einsatzbereit sind. In den USA rief dieser Umstand vor allem deshalb Kritik hervor, weil die B-2A in Diego Garcia unter freiem Himmel parken und so für einen möglichen Luftschlag des Iran zur leichten Beute werden könnten. Andererseits lässt sich der plakative Auftritt der US-Nurflügler auf Diego Garcia auch als demonstrative Drohkulisse für die Regierung in Teheran werten: Man zeigt, was man hat – in der Hoffnung, es nicht anwenden zu müssen.
Tatenlos, das ist jetzt klar, bleiben die B-2A der US Air Force im Indischen Ozean nicht. Wie mehrere Medien berichten, griffen die Stealth-Bomber in den vergangenen Wochen Ziele der mit dem Iran verbündeten Huthi-Rebellen im von langjährigem Bürgerkrieg gezeichneten Jemen an. Ob bei den Angriffen erneut bunkerbrechende "Monsterbomben" des Typs GBU-57 Massive Ordnance Penetrator (MOP) zum Einsatz kamen, ist nicht bekannt. Die gut 14 Tonnen schweren GBU-57 waren erstmals Mitte Oktober des vergangenen Jahres vermutlich gegen Huthi-Stützpunkte verwendet worden. Die B-2A Spirit ist das einzige Flugzeugmuster im Bestand der US Air Force, das diese Bombe, die als schwerste nicht-nukleare Bunkerbrecher-Waffe der Welt gilt, einsetzen kann.

Die B-2A Spirit ist der einzige US-Bomber, der die "Monsterbombe" GBU-57 einsetzen kann.
"Warmlaufen" für Iran-Attacken?
Der militärische Nutzen der teuren und wertvollen B-2A gegen die im Nord-Jemen aktive Huthi-Miliz ist fragwürdig. Der eigentliche Fokus der Einsätze dürfte vielmehr wieder dem Iran gelten – mit dem Ziel, eine glaubwürdige Drohkulisse aufzubauen, um die Regierung in Teheran bei Verhandlungen über das iranische Atomprogramm entsprechend einzunorden. Vereinfacht könnte man sagen, die B-2A-Crews der US Air Force laufen sich mit den Angriffen auf den Jemen schon einmal warm für mögliche Luftschläge gegen die Atomanlagen des Iran, sollte Teheran nicht einlenken.
Tatsächlich scheint diese Machtdemonstration ihre Wirkung zu entfalten. Jedenfalls deutet sich laut unterschiedlichen Medienberichten an, dass Teheran seine Unterstützung für die Huthis fallenlässt oder mindestens zurückfährt. Zugleich zeigte sich die US-Regierung unter Präsident Donald Trump in den vergangenen Tagen offen für direkte Verhandlungen mit den Iranern über ein neues Atomabkommen. Die Verhandlungsposition der USA ist – gestützt durch das Zurschaustellen militärischer (Über-)Macht – ganz nach Trumps Geschmack eine Position der Stärke.