Die Northrop B-2A Spirit der US Air Force sind seit März ein vertrautes Bild auf dem US-Stützpunkt Diego Garcia. Das Atoll, das die USA seit vielen Jahrzehnten als eine Art "landgestützten Flugzeugträger" im Indischen Ozean nutzen, war in den vergangenen Wochen immer wieder Ausgangspunkt für Luftangriffe auf Ziele der Huthi-Milizen, vorrangig im Jemen, bei denen die B-2A zum Einsatz kamen. Spekuliert wurde außerdem, die USA könnten ihre Bomberkräfte auf Diego Garcia bündeln, um von dort aus einen massiven Militärschlag gegen den Iran vom Zaun zu brechen.
Tatsächlich sind, wie Satellitenbilder vom 8. Mai zeigen, inzwischen auch mehrere Boeing B-52 Stratofortress in Diego Garcia gelandet und haben sich zu den seltenen, sündhaft teuren – und im Freien geparkten – Stealth-Nurflüglern gesellt. Den grobkörnigen Aufnahmen zufolge dürfte es sich um vier B-52H handeln. Dazu kommen mutmaßlich vier bis sechs KC-135 Stratotanker sowie mindestens ein vierstrahliger Großraumtransporter.
"Botschaft an den Iran"
Da im Moment zwischen den Huthis und den USA die Waffen ruhen, weil beide Seiten unter Vermittlung des Oman in dieser Woche ein entsprechendes Abkommen beschlossen, stellt sich die Frage, was die US Air Force mit der massiven Bomber-Präsenz auf dem Stützpunkt Diego Garcia im Schilde führen. Als Drohkulisse für den Fall, dass sich die Huthis nicht an die getroffenen Vereinbarungen halten, hätten es die B-2A schließlich auch allein getan.
Möglich wäre eine weitere Machtdemonstration in Richtung des Iran – vor dem Hintergrund der laufenden Verhandlungen um das iranische Atomprogramm, aber auch wegen der Unterstützung der Huthi-Rebellen durch die Regierung in Teheran. Diesbezüglich hatte US-Verteidigungsminister Hegseth bereits am 30. April via X eine "Botschaft an den Iran" geschickt, in der er Teheran drohte: "Wir sehen Ihre tödliche Unterstützung für die Huthis. Wir wissen genau, was Sie tun. Sie wissen genau, wozu das US-Militär fähig ist – und Sie wurden gewarnt. Sie werden die Konsequenzen tragen, wann und wo wir es für richtig halten."
Wachablösung durch B-52H?
Am Naheliegendsten scheint es jedoch, dass die B-52H nach Diego Garcia geflogen sind, um die dort seit März stationierten B-2A zumindest teilweise abzulösen. Immerhin weilt derzeit fast ein Drittel der nur (noch) 19 Flugzeuge großen Nurflügler-Flotte der US Air Force im Indischen Ozean. Dass diese, ungeschützt gegen feindliche Raketen, unter freiem Himmel parken, weil der Fliegerhorst keine Unterstände bietet, sorgte in den USA schon kurz nach der Ankunft der wertvollen Bomber auf dem Atoll für Diskussionen.
Ob der für die Stealth-Bomber notwendige Wartungsaufwand dauerhaft vor Ort geleistet werden kann, um die B-2A einsatzklar zu halten, ist ebenfalls fraglich. Und mit dem jüngsten Durchbruch auf diplomatischer Ebene könnten die USA mit dem Austausch der Spirit-Nurflügler durch B-52H militärisch etwas Druck aus dem Kessel nehmen – ohne ganz auf eine Bomber-Drohkulisse zu verzichten. Dass die B-2A notfalls auch von ihrer Heimatbasis Whiteman in Missouri aus Ziele im Mittleren Osten attackieren können, haben sie überdies bereits im vergangenen Herbst bewiesen.