Dass sie in der Luft auf Tuchfühlung mit einer F-15E gegangen waren, wurde den Piloten des Polizeihubschraubers, der im November 2024 bei Lakenheath im Osten Englands unterwegs war, erst im Nachhinein bewusst. Bei ihrem nächtlichen Einsatz hielten sie das, was da rot blinkend auf sie zukam und um sie herumflog, irrtümlich für eine Drohne. Schließlich waren sie beauftragt worden, verdächtige Aktivitäten unbemannter Fluggeräte rund um den von der US Air Force genutzten Stützpunkt zu untersuchen. Dass sich parallel auch Eagle-Kampfjets in der Luft befanden, war der Hubschrauberbesatzung nicht bewusst, niemand hatte es ihr mitgeteilt. Erst ein Bericht des UK Airprox Board, das Beinaheunfälle untersucht, brachte ans Licht, wer dem Polizei-Heli in der Dunkelheit tatsächlich auf die Pelle gerückt war.
In einem Online-Artikel der britischen Rundfunkanstalt BBC heißt es, der Polizeihubschrauber vom Typ Airbus H135 (EC135) habe einen Beinahezusammenstoß mit einer Drohne gemeldet, "bei der es sich in Wirklichkeit um einen US-amerikanischen Kampfjet gehandelt habe." Demnach trug sich der Vorfall in den Abendstunden des 22. November zu. Die in Lakenheath stationierten F-15E absolvierten gerade Nacht-Trainingsflüge, der National Police Air Service (NPAS), der den Hubschrauber betrieb und zur "Drohnenjagd" in die Gegend schickte, war darüber laut Airprox Board allerdings nicht informiert worden. Entsprechend interpretierten die Heli-Piloten die Lichter, die zeitweise auf sie zu und dann scheinbar vor ihnen her und an ihnen vorbeiflogen, als nicht näher identifizierte Drohne. Auch das Kollisionswarngerät des Hubschraubers habe die Anwesenheit der F-15 nicht erkannt, betont der Airprox-Bericht. In einem später zu dem Einsatz verfassten Polizeibericht sei festgehalten, dass sich der Hubschrauber aus dem Gebiet zurückzog, "weil sich ihm eine Drohne genähert hatte." Der Pilot des Drehflüglers schätzte das Kollisionsrisiko demnach als "mittel" ein.
Unklare Lage im Hubschrauber-Cockpit
Tatsächlich näherten sich Kampfjet und Hubschrauber zeitweise bis auf 1.900 Fuß (579 Meter) an, wie Airprox UK vermerkt. Ein Sprecher der US Air Force sagte zu dem im Bericht dargelegten Vorfall: "Die USAF hielt sich an die britischen Flugsicherungsvorschriften und hielt ausreichend Abstand, wobei die üblichen vertikalen Abstände eingehalten wurden. Wie im Bericht erwähnt, erbrachten die Fluglotsen den Piloten beider Fluggeräte die vereinbarten Leistungen, um die Sicherheit des Flugbetriebs zu gewährleisten." Airprox UK bemängelt allerdings, dass niemand die Helikopter-Crew über die abendlichen Flugaktivitäten der Eagle-Kampfjets informierte. Zwar habe der Fighter-Pilot gewusst, wo sich der Hubschrauber befand, umgekehrt wäre es aber "für das Situationsbewusstsein des EC135-Piloten möglicherweise besonders hilfreich gewesen, wenn der Fluglotse von Lakenheath ihm entsprechende Verkehrsinformationen übermittelt hätte."

Anhand von Radarbildern ließ sich der Abstand zwischen der F-15E und dem H135-Hubschrauber analysieren.
Verwechslungsgefahr
Der Bericht von Airprox UK stellt aber im weiteren Verlauf auch fest, dass, nach Analyse von Radardaten, tatsächlich keine signifikante Kollisionsgefahr bestand. Die "schnell fliegende" F-15E habe "in größerer Entfernung und Höhe operiert als zunächst angenommen." Die Ermittler ordneten den Vorfall der Risikokategorie E zu und sahen somit die Sicherheit in der Luft nicht unmittelbar gefährdet. Eine Sprecherin des NPAS lobte im Gespräch mit der BBC das Handeln der Hubschrauber-Crew: "Die Besatzung hat bei der Erkennung einer potenziellen Gefahr Professionalität und gesundes Urteilsvermögen bewiesen." Dennoch, so zitiert die BBC den Drohnen-Analysten Ian Hudson, zeige der Zwischenfall, dass Lichter am Himmel nachts selbst von Experten oft als Drohnen fehlinterpretiert werden können, was im Zweifelsfall Verwirrung stifte. "Dieser Vorfall wäre offiziell als Drohnenvorfall eingestuft geworden, wenn das UK Airprox Board nicht die Fakten zusammengetragen hätte", so Hudson.