Russlands neues fliegendes Auge knipst sein Radar an

Berijew A-100
Russlands neues fliegendes Auge knipst sein Radar an

Zuletzt aktualisiert am 11.02.2022

Den ursprünglichen Zeitplan hat die Berijew A-100 Premier längst gerissen: Als das Projekt 2006 ins Rollen kam, war davon die Rede, dass 2015 die ersten Serienexemplare des neuen AWACS-Flugzeugs bei der russischen Luftwaffe in Dienst gehen könnten. Dort soll die A-100 ihre Vorgängerin, die Berijew A-50 ablösen. Das ist noch immer der Plan, jedoch wurde der Termin der Wachablösung später auf 2020 korrigiert. Doch weil sich die neue A-100 auch im Jahr 2022 noch im Testprogramm befindet, muss die alte A-50 weiter allein den Luftraum überwachen. Frühestens 2024, so lauten jetzt die Prognosen, wird die Nachfolgerin einsatzfähig sein.

Berijew und Vega haben eine achte aufgerüstete A-50U an die russischen Luft- und Weltraumstreitkräfte abgeliefert.
OAK

"Bereit für weitere Tests"

Ungeachtet dessen setzt der russische Rüstungskonzern Rostec, zu dem Berijew gehört, am Flughafen Taganrog die Tests mit dem A-100-Prototypen fort. Dieser hob an selber Stelle im November 2017 zum Erstflug ab. Nun meldet Rostec den Beginn einer "wichtigen Testphase", mit welcher der Konzern die A-100 auf ihre künftige Einsatzrolle vorbereiten will: Zum ersten Mal flog die Maschine in dieser Woche "mit eingeschaltetem bordfunktechnischem Komplex (BRTK)", wie es in einer Mitteilung des Staatskonzerns heißt. Während des Fluges habe man die Avionik und Teile des AESA-Radarsysrems unter Realbedingungen getestet. Offenbar mit Erfolg: "Die Flugzeugsysteme funktionierten wie vorgesehen und sind bereit für weitere Tests", so das Fazit seitens Rostec.

UAC / Beriew

Vollgestopft mit Antennen

Die A-100 basiert auf dem Transportflugzeug Il-76MD-90A – der modernsten Version der Iljuschin Il-76, mit neuen Triebwerken, Glascockpit und modifiziertem Flügel. Herzstück der AWACS-Iljuschin aber ist das vom Unternehmen Vega entwickelte Radarsystem mit aktiver elekronischer Strahlschwenkung. Dessen Hauptantenne sitzt in einem fest montierten, tellerförmigen Radom auf dem Rumpfrücken und ermöglicht eine verzugslose Steuerung des Radarstrahls. Das Radar arbeitet in zwei Frequenzbereichen und wird um weitere Antennen ergänzt. Dadurch könnte die A-100 dereinst auch als fliegende Kommandozentrale sowie für die signalerfassende Aufklärung (englisch: Signals Intelligence, kurz SIGINT) zum Zug kommen.

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Deutlich besser als die A-50

Die A-100 könne Luft- und andere Ziele erkennen und verfolgen sowie "an der Steuerung von Kampf- und Angriffsflugzeugen teilnehmen", indem sie Luft-, Boden- und Seeziele aufspüre und anzeige, hieß es aus Russland bereits 2018. Laut russischem Verteidigungsministerium wurde die A-100 im Hinblick auf "neue Zielklasen und eine neue Generation von Jagdflugzeugen" entwickelt – sprich, sie soll auch Stealth-Flugzeuge und Kampfdrohnen entdecken können. Angeblich kann die A-100 bis zu 300 Ziele gleichzeitig verfolgen. Die Radar-Reichweite soll rund 650 Kilometer betragen – und damit deutlich über der des Vorgängermusters A-50 liegen, dessen Erstflug im Jahr 1978 stattfand.