Haben Sie schon mal gesehen, was ein Kampfpilot erlebt, wenn er sich mit dem Schleudersitz aus seinem Flugzeug schießen muss? Und das auch noch im Tiefflug? Vermutlich nicht, denn zumindest uns ist bisher keine Filmsequenz bekannt gewesen, die die Rettung per Schleudersitz aus der Cockpit-Perspektive zeigt. Umso eindrücklicher sind die Aufnahmen, die vor Kurzem vom russischen Youtube-Kanal "Fighterbomber" ins Netz gestellt wurden – und die seither online weltweit für Furore sorgen.
Im Tiefflug rausgeschossen
Das Video zeigt, wie ein russischer Kampfpilot im Tiefflug – es dürften kaum mehr als 200 Meter sein – mit einer Suchoi Su-25 über eine sommerliche Landschaft prescht. Dabei führt er eine Kamera am Helm mit sich, mit der er seinen Einsatz filmt. Es scheint naheliegend, dass sich das Fluggebiet in oder nahe der Ukraine befindet, gesichert ist dies jedoch nicht. Jedenfalls hält das scheinbare Flieger-Idyll im Film nicht einmal zwei Sekunden an, dann zieht der Pilot seine Su-25 steil nach oben – und eine Sekunde später zünden auch schon die Sprengsätze des Schleudersitzes. Offenbar war das Flugzeug unkontrollierbar geworden.

Pilot und Kamera wirbeln durch die Luft
Wer das Video in Echtzeit ansieht, dürfte nur wenig mehr als ein paar wirre Bildfetzen erspähen, die vor allem eines unterstreichen – nämlich, wie schnell sich so ein Ausstieg tatsächlich vollzieht. Zwischen dem Beginn der Ausschuss-Sequenz und der Landung am Fallschirm liegen ganze zehn Sekunden. Und während man am Horizont erkennen kann, wie die Su-25 in einem Feuerball das Zeitliche segnet, plumpst der Pilot einige Hundert Meter weit entfernt ins Gras. Sein Stöhnen dabei lässt erahnen, dass der Erdboden ihn beim Aufprall nicht gerade sanft willkommen heißt. Allerdings gibt er, während am Himmel das Dröhnen weiterer Kampfjets zu hören ist, schon wenige Sekunden später einen ersten Funkspruch ab. In diesem teilt er sinngemäß mit, dass es ihm gutgeht.

Was man aus dem Video herauslesen kann
Betrachtet man die Aufnahmen im zweiten Anlauf mit verringerter Geschwindigkeit, werden einige weitere Details des Unfalls offenbar. Zum Beispiel, dass das Video spiegelverkehrt aufgenommen ist. Und dass es sich beim involvierten Flugzeug allem Anschein nach um die Su-25SM mit der roten Bordnummer 09 handelt. Diese trägt, gemäß Recherchen des israelischen Militäranalysten Guy Plopsky, das Kennzeichen RF-91965 und war in Tschernigowka, im Fernen Osten Russlands, beheimatet. Mindestens ein Triebwerk der Su-25 brennt, außerdem scheint ihr ein Teil des Seitenleitwerks zu fehlen.
Absturz nahe Belgorod?
Wo genau die Maschine zum Zeitpunkt des Absturzes unterwegs war, geht aus den Aufnahmen nicht hervor. Der Kanal "Fighterbomber" macht ebenfalls keine näheren Angaben dazu. Einige Quellen spekulieren, dass die Su-25 in der Ukraine unterwegs war und Kontakt mit feindlicher Luftabwehr hatte. Wahrscheinlicher klingt allerdings eine andere Möglichkeit: So schreiben etwa der Twitter-Kanal MCanto sowie das Portal Aerotime Hub, die Umgebung wecke Erinnerungen an einen Absturz nahe der russischen Stadt Belgorod im Juni, bei dem eine Su-25 eine Stromleitung durchtrennte und anschließend zu Boden ging. Der Pilot habe sich seinerzeit ebenfalls per Schleudersitz gerettet. Belgorod liegt im äußersten Südwesten Russlands, nur wenige Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt.