
Mit einer großen Flugzeugausstellung im Freigelände (Flugzeugliste der ILA 2016), verschiedenen, an Einsatzszenarien angelehnten Flugvorführungen und dem Einsatzpavillon in Halle 3 will die Bundeswehr ihre Fähigkeiten ins rechte Licht rücken und sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren. Im Zentrum des Interesses stehen dabei natürlich die neu eingeführten Hightech-Muster Eurofighter, Tiger, NH90 oder Airbus A400M.
Deren Ruf ist aufgrund zahlloser Probleme allerdings zum Teil ziemlich ramponiert. Zuletzt geriet zum Beispiel die A400M einmal mehr in die Negativschlagzeilen. 14 Propellergetriebe wiesen einen Fertigungsfehler auf – ein Zahnkranz wurde nicht richtig gehärtet –, weshalb Kontrollen und ein baldiger Austausch fällig sind. Ein zweiter Mangel betrifft den Ritzelzapfen von rechtsdrehenden Propellern, der Risse entwickeln kann, was dann zu Spänen im Ölsystem und zum Abschalten des Triebwerks im Flug führen kann. Airbus hofft, dass Hersteller Avio die Probleme bald in den Griff bekommt und man das Ziel von insgesamt 20 Lieferungen in diesem Jahr noch erreichen kann.
Neue strategische Linien
Während es also bei der Einführung der neuen Muster nach wie vor viel zu tun gibt, hat das Verteidigungsministerium Anfang des Jahres mit seiner Militärischen Luftfahrtstrategie „neue strategische Linien“ vorgegeben und damit der „Rüstungsindustrie eine Orientierung für ihre Ausrichtung“ gegeben. Konkret wurde der Rahmen für die künftige Rüstungsplanung und speziell für notwendige neue Beschaffungsprogramme abgesteckt. Noch in diesem Jahr ist eine Reihe von Entscheidungen fällig.
Bereits geklärt wurde das Vorgehen bei der sogenannten Überbrückungslösung für die operativ-taktische Aufklärung durch unbemannte Systeme. Bis irgendwann nach 2020 eine europäische Lösung verfügbar sein wird, soll mit dem Leasing von Heron TP aus Israel die Lücke geschlossen werden. Die Verhandlungen über die Details sind nach der Auswahl gegen die in der NATO ansonsten genutzten Predator B/Reaper von General Atomics im Gange.
Bei der „signalerfassenden, luftgestützten, weiträumigen Überwachung und Aufklärung“ soll die Auswahlentscheidung noch 2016 fallen. Hier favorisiert das Ministerium offenbar eine Lösung auf Basis der Northrop Grumman Triton (US Navy), in die das ISIS-System von Airbus integriert werden soll. Dessen Tests sollen mit dem Euro Hawk als Testträger fortgesetzt werden.
Beim Heer wiederum läuft unter dem Namen „Husar“ eine breite Marktsichtung von unbemannten Fluggeräten für die Aufklärung im Bereich bis 100 Kilometer. Bei einer Auswahl noch in diesem Jahr hofft die Truppe auf einen Zulauf von etwa zehn neuen Systemen ab 2017/18. Die Marine sucht derweil für ihre Korvetten der Klasse 130 ein UAS für „Aufklärung und Identifizierung im maritimen Einsatzgebiet“.
Eher früher als später ersetzt werden soll die CH-53. Im Clinch um den Auftrag sind hier die marktverfügbaren Muster Boeing CH-47F Chinook und Sikorsky CH-53K King Stallion. „Eine Auswahlentscheidung ist Ende 2016, ein Vertragsschluss 2018 und der Zulauf beginnend ab 2022 geplant“, heißt es hierzu in der Militärischen Luftfahrtstrategie. Neben dem neuen Schweren Transporthubschrauber ist ab „Mitte der nächsten Dekade“ auch ein Ersatz für die Sea Lynx Mk 88A fällig.
Zum „Fähigkeitserhalt“ bei Luftbetankung und Lufttransport denkt das Verteidigungsministerium „vorrangig“ daran, sich an der „durch die Niederlande, Belgien, Norwegen und Polen geplanten gemeinsamen Beschaffung von A330 MRTT für eine Multinational Multi-Role Transport Tanker Fleet“ zu beteiligen. Beim Eurofighter sind weitere Investitionen in „die Erweiterung der Mehrrollenfähigkeit“ notwendig, denn er wird „eine der tragenden Säulen des Future Combat Air System auch deutlich über das Jahr 2040 hinaus“ sein.
Last but not least gilt es in diesem Jahr, den Entwicklungsvertrag für das neue Taktische Luftverteidigungssystem (TLVS) festzuzurren. Im Juni 2015 wurde hierfür MEADS ausgewählt, an dem Lockheed Martin und Airbus Defence & Space beteiligt sind. Argumente damals waren das geringere Risiko bei der Realisierung dank jahrelanger Vorentwicklungsarbeiten. Auch die Kosten in der Nutzung sollen deutlich niedriger liegen als derzeit bei Patriot. Wie es mit dem angestrebten Festpreis für Entwicklung und Beschaffung aussieht, ist nun die spannende Frage.
Konferenzprogramm – Nachhaltigkeit und technologische Innovationen im Fokus

Die ILA will auch 2016 ihre führende Position als Kongressmesse für den Aerospace-Bereich behaupten. Das angebotene Konferenzprogramm spiegelt dabei laut Veranstalter „die Dynamik und Innovationskraft der Branche wider“. Hochkarätige Referenten und Experten aus der gesamten Aerospace-Industrie werden vor allem Fragen der Nachhaltigkeit und technologischen Innovationen diskutieren, mit dem Ziel, die Produkte und Verfahren der nächsten Generation noch effizienter und umweltfreundlicher zu machen.
Dem zukunftsweisenden Thema 3D-Druck und dessen vielfältigen Einsatzmöglichkeiten in der Luftfahrtindustrie widmen sich gleich mehrere Veranstaltungen. Auch das immer wichtiger werdende Thema des unbemannten Fliegens und die damit verbundenen Herausforderungen werden behandelt: „Ziviles unbemanntes Fliegen – Zwischen Regulierung und Wertschöpfung“ zeigt das Spannungsfeld auf. Insgesamt stehen über 30 Konferenzen auf dem Plan. Details gibt es unter www.ila.de.
FLUG REVUE Ausgabe 06/2016