China-Gegenstück zum Airbus A400M: Neuer Militärtransporter Y-15 hebt ab

Neuer Militärtransporter Y-15
Hier fliegt das China-Gegenstück zum Airbus A400M

ArtikeldatumVeröffentlicht am 17.12.2025
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Erstflug des neuen chinesischen Militärtransporters Xian Y-15
Foto: Internet China (Montage FR)

Vier Turboprop-Motoren, wie die A400M. Auch die Rumpfform ähnelt der des Airbus-Musters, genauso wie das T-Leitwerk. Nur die Tragflächen sind nicht, wie bei der A400M, gepfeilt, sondern gerade. Und an den Flügelspitzen sitzen Winglets. Ansonsten nähert sich die Y-15, die laut chinesischen Internetbeiträgen am 16. Dezember in der Region Xian zum ersten Mal abhob, optisch und technisch stark der A400M – wenngleich sie auf den grobkörnigen Bildern, die im Web vom Erstflug die Runde machen, ein wenig kleiner wirkt als der Transporter aus Europa.

Viel weiß man hierzulande noch nicht über Chinas neuesten Militärfrachter. Noch nicht einmal die Bezeichnung ist wirklich klar. Denn während in einigen Berichten internationaler Medien von der Y-30 die Rede ist, scheint gemäß anderer Quellen – auch aus China direkt – eher die Bezeichnung Y-15 die aktuell gültige zu sein. Y-30 war demzufolge nur der ursprüngliche Name des Projekts, gilt jetzt jedoch wohl nicht mehr – was insofern Sinn ergibt, als dass sich die Bezeichnung Y-15 stimmiger in die bisherige Nomenklatur der Chinesen für militärische Transportflugzeuge einfügt, in der die Shaanxi Y-9 den unteren und die Xian Y-20 den oberen Größenrahmen bilden.

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Y-9, Y-15, Y-20

Während die Y-20 als vierstrahliger Jet und mit rund 66 Tonnen Nutzlast vor allem für strategische Transportaufgaben auch über weite Strecken konzipiert ist, fungiert die auf Basis der Antonow An-12 entstandene Y-9 primär für taktische Missionen. Die Y-9 bietet eine Nutzlast von rund 20 Tonnen. Die geschätzte Nutzlast der neuen Y-15 (oder Y-30, je nachdem) liegt bei etwa 30 Tonnen – daher wohl der ursprüngliche Projektname.

Ob die Y-15 die kleinere Y-9 nur nach oben hin ergänzen oder perspektivisch ganz ersetzen soll, ist strittig. Da die Y-9 zwar auf einer alten Plattform aufbaut, aber selbst erst seit 2010 fliegt und sowohl bei der chinesischen Luftwaffe als auch den Marinefliegern vielfältige Aufgaben übernimmt, scheint ein Ersatz durch die Y-15 aber ziemlich sinnfrei. Anders könnten die Dinge bei der Shaanxi Y-8 aus den 70er Jahren liegen, die China ebenfalls noch im Einsatz hat, für die aber wiederum die Y-9 das logische Nachfolgemuster ist. Generell wird die neue Y-15 das Portfolio der chinesischen Transportflieger vermutlich eher erweitern, als ein einzelnes Muster deckungsgleich zu ersetzen.

Patrick Zwerger

Lückenfüller für Chinas Transportflieger

Mit 30 Tonnen Nutzlast würde die Y-15 die zwischen Y-9 und Y-20 klaffende Lücke zumindest teilweise schließen. 30 Tonnen – vielleicht sogar noch etwas mehr – würden zur Y-9 schon rein zahlenmäßig einen relevanten Aufwuchs bedeuten. Darüber hinaus besitzt die Y-15 augenscheinlich einen größeren Rumpfquerschnitt, durch den sie auch sperrige, voluminösere Güter aufnehmen kann. Ziel der Chinesen wird es sein, die Abhängigkeit von der strategischen Transporterflotte für Einsätze, die nicht zwingend ein solch großes Flugzeug wie die Y-20 erfordern oder umgekehrt dessen Einsatz sogar erschweren, entsprechend zu verringern.

Einsatz von unbefestigten Runways

Zu diesen Missionen dürften Truppen- und Fahrzeugtransporte im Zuge schneller taktischer Verlegungen ebenso zählen wie humanitäre Einsätze oder medizinische Evakuierung. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Y-15 dazu auch für den Einsatz von unpräparierten Pisten ausgelegt sein, um den Aktionsradius des Musters für taktische Aufgaben zu erweitern.

Als Antrieb der Y-15 dienen vier chinesische WJ-10-Propellerturbinen, die jeweils etwa 6.800 PS leisten sollen und pro Motor einen neu entwickelten Sechsblattpropeller antreiben. Die Reichweite könnte Schätzungen zufolge zwischen 5000 und 7000 Kilometer betragen.