Die neue Hercules-Variante der US Navy ist so ungewöhnlich, dass sie einen eigenen Namen bekommt. Schließlich handelt es sich auch nicht um einen normalen Transporter, sondern um den Nachfolger der E-6B Mercury in der TACAMO-Rolle. Das Kürzel steht für "Take Charge And Move Out" und hat besonders im Fall eines Konflikts eine enorm wichtige Aufgabe. Die Flugzeuge sollen nämlich die Kommunikation mit getauchten Atom-U-Booten sicherstellen und im Ernstfall den Startbefehl für Nuklearraketen übertragen. Damit sind sie ein unverzichtbares Bindeglied zwischen der strategischen U-Boot-Flotte und der Befehlskette von US-Präsident, Verteidigungsminister und US Strategic Command. Die aktuelle Flotte ist mittlerweile deutlich in die Jahre gekommen, besteht sie doch größtenteils aus modifizierten 707-Airlinern von Boeing. Die E-6B hatte ab Ende der 80er Jahre in der Kommunikationsrolle einen Turboprop abgelöst – ironischerweise eine ältere Version der Hercules, die EC-130Q.
Darauf anspielend ist die neue Version nun nach dem mystischen Vogel, der aus Asche auferstanden ist, benannt. "Phoenix II ist der ideale populäre Name, da wir die E-130J TACAMO-Mission in ihre nächste Phase führen", sagte Programm-Manager Captain Roger Davis. "Ein Phönix ist bekannt für seine Widerstandsfähigkeit, seine außergewöhnlich lange Lebensdauer und seine Fähigkeit, sich zu verwandeln und seinen Zweck fortzusetzen. Das engagierte Team von PMA-271 (Abkürzung für das Airborne Strategic Command, Control and Communications Program Office der US Navy, Anm. d. Red.) hat sich bei der Umsetzung dieser neuen Plattform den Idealen der wichtigen Abschreckungsmission von TACAMO verschrieben und verwandelt das alte Missionsflugzeug in ein neues Waffensystem mit unübertroffener Überlebensfähigkeit und Langlebigkeit für dieses Land."
Rätsel um den Namen
Allerdings gab es bis dato kein eigenes Marineflugzeug mit diesem Namen, so dass der Zusatz "II" etwas verwundert. Vielleicht spielt die Bezeichnung auf die WC-135 der US Air Force an, die Luftproben zum Erkennen von nuklearen Explosionen sammelt. Sie trägt den Beinamen "Constant Phoenix". Außerdem besaß die Navy mit der für die Grumman F-14 Tomcat entwickelten Langstreckenwaffe AIM-54 einen Flugkörper mit dem Namen "Phoenix".
Kilometerlange Antennen
Die E-130J soll im fiskalischen Jahr 2028 in Dienst gehen und die derzeit 16 aktiven E-6B ersetzen. Allerdings steht die genaue Zahl der zu beschaffenden Phoenix II noch nicht fest. Die Ausstattung des von Lockheed Martin gebauten Transporters mit der umfangreichen Missionsausrüstung übernimmt Northrop Grumman. Dazu gehören komplexe Kommunikationssysteme, darunter zwei Schleppantennen für Übertragungen im Längstwellenbereich. Die längere misst ganze 8000 Meter.