Was kann die neue Rafale F4.1, was die alte nicht kann?

Dassault Rafale F4.1
Was kann die neue Rafale, was die alte nicht kann?

Zuletzt aktualisiert am 03.04.2023

Die große Umrüstung kann beginnen: Vergangene Woche gab die französische Generaldirektion Rüstung (DGA) bekannt, dass sie dem neuen Rafale-Standard F4.1 grünes Licht erteilt hat. Technisch ist die Rafale F4.1 somit offiziell qualifiziert. Neue Flugzeuge dieser Baureihe liefert Hersteller Dassault zwar erst 2024 aus. Doch wie die DGA ergänzend mitteilte, sollen in den kommenden Jahren alle Rafale im Bestand der Armée de l'Air sowie jene der Marineflieger von der gegenwärtigen Version F3R auf F4.1 hochgerüstet werden.

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Premiere auf dem Flugzeugträger

Das Upgrade war im Januar 2019 von der französischen Regierung beauftragt worden. Tests mit entsprechend ausgestatteten Rafale-Exemplaren liefen bei Dassault seit 2021. Anfang März traf die erste Rafale F4.1, ein modifizierter F3R-Doppelsitzer, beim Flugtestzentrum der französischen Luftwaffe auf der Base aérienne 118 in Mont-de-Marsan ein. Ein zweites Flugzeug folgte kurz darauf. In den kommenden Monaten stehen weitere operative Testkampagnen an – unter anderem sind noch im Frühjahr erste Landungen auf dem Deck des Flugzeugträgers Charles de Gaulle geplant.

Armée de l'Air

Das ist neu an der Rafale F4.1

Als Rafale F4.1 erhält Frankreichs Top-Fighter in Zukunft zahlreiche neue Qualitäten, mit denen die bisherigen Versionen nicht aufwarten können. Die Kosten für den Fähigkeitsaufwuchs bezifferte die französische Regierung 2019 mit rund zwei Milliarden Euro. Der Schwerpunkt liegt auf Software-Upgrades und erweiterter Konnektivität, was der Rafale unter anderem den Weg ebnen soll, sich im Einsatz mit Drohnen auszutauschen und diese als "loyale Flügelmänner" unter ihre Fittiche zu nehmen. Doch auch neue Waffentypen und ein besserer Selbstschutz stehen im Fokus. Im Einzelnen halten mit dem Standard F4.1 die folgenden Modifikationen Einzug:

  • Konnektivität und Netzwerkfähigkeiten: Da koordinierte Einsätze im internationalen Umfeld heute die Regel sind, ist die Rafale F4 ein echtes "vernetztes Flugzeug", mit verschlüsselter Verbindung zum Satellitenkommunikationssystem Syracuse IV, neuem Kommunikationsserver und Digitalfunk. Die Fähigkeit der Rafale, Daten zu sammeln, zu analysieren und über möglichst abhörsichere Wege auszutauschen, wird erheblich verbessert.
  • Besseres Radar: Das bewährte AESA-Radar RBE 2 von Thales, einst Europas erstes in Dienst gestelltes AESA-Radar überhaupt, verfügt nun über einen GMTI-Modus (Ground Moving Target Indication), mit dessen Hilfe die Rafale Bodenziele, die sich fortbewegen, erkennen und verfolgen kann.
  • Stärkere Sensoren: Die Sensoren der Rafale werden verbessert, um die Einsatzfähigkeit und Überlebensfähigkeit des Flugzeugs gegen neue Bedrohungen zu sichern. Das integrierte Selbstschutzsystem SPECTRA besitzt neue Fähigkeiten, etwa zur Abwehr von Cyber-Angriffen, sowie erweiterte Störmöglichkeiten. Auch das Infrarotzielsystem (IRST) und der multispektrale Sensor vor dem Cockpit (OFS) erhalten ein Update.
  • Helmvisier: Piloten der Rafale F4 nehmen relevante Informationen im Einsatz künftig über das Helmvisier Scorpion von Thales wahr. Das integrierte Helmdisplay soll das Situationsbewusstsein der Piloten merklich steigern und zu schnelleren Entscheidungen beitragen – was wiederum die "operative Effizienz" verbessern soll.
  • Neue Waffen: Die Rafale F4.1 ist in der Lage, bis zu drei 1.000 Kilogramm schwere, Präzisionsbomben des Typs AASM 1000 "Hammer" mitzuführen. Die von Safran entwickelte, GPS-gelenkte Bombe wird seit 2020 getestet und erhielt Ende Januar 2023 von der DGA die Freigabe für den Einsatz an der Rafale F4.1. Außerdem erhält die Rafale F4.1 die neue Luft-Luft-Lenkwaffe MBDA MICA NG, die wahlweise mit Infrarot- oder Radarsuchkopf bestückt ist. Die MICA NG steht allerdings erst ab 2026 zur Verfügung. Auch die Langstrecken-Luft-Luft-Rakete MBDA Meteor wird Teil des Waffenarsenals sein.
  • Neue Wartungsmodi: Die Rafale F4 besitzt ein neues Prognose- und Diagnosesystem, das eine "vorausschauende Instandhaltung" praktizieren soll. Ziel ist es, drohende Systemausfälle bereits im Vorfeld zu erkennen. Wartung und Instandsetzung sollen künftig verstärkt in die Hände der Industrie gelegt werden. Weitere Optimierungsmaßnahmen mithilfe von Künstlicher Intelligenz und "Big Data" sind geplant.