Es ist das offizielle Ende der Jet-Fliegerei bei der argentinischen Marine – zumindest bis auf Weiteres. Seit Jahren schon können die Kampfpiloten der Armada nicht mehr abheben, denn den Argentiniern fehlt ein einsatzklares Flugzeugmuster. Nun ist klar: Ein solches werden sie auf absehbare Zeit auch nicht bekommen. Und das, obwohl Argentinien Anfang 2018 in Frankeich fünf Dassault-Bréguet Super Étendard Modernisé einkaufte. Die Jets standen bei den Franzosen auf dem Altenteil standen, hatten aber durchaus noch Saft in den Knochen. 12,5 Millionen US-Dollar bezahlte Argentinien. Verspätet zwar, weshalb die fünf Jets erst im April 2019 über den Atlantik schipperten, aber immerhin gehörten zu dem Deal auch Ersatzteile, acht zusätzliche Atar 8K-50-Triebwerke sowie ein Simulator.
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Das Schleudersitz-Dilemma
Die modernisierten Super Étendards sollten die Misere der Armada Argentina lösen und ihr wieder Flügel verleihen. Doch statt für ihren neuen Dienstherrn abzuheben, haben sie seit ihrer Ankunft vor vier Jahren den Hangar lediglich für eine Handvoll Rolltests verlassen. Geflogen sind sie in Argentinien nie. Und sie werden auch nicht wieder fliegen – sondern ausgemustert. Das erklärte Verteidigungsminister Jorge Taiana am 17. Mai offiziell in einer Pressekonferenz. Der Grund: Den Argentiniern ist es nicht gelungen, eine Lösung für die Martin-Baker-Schleudersitze zu finden, mit denen die Super Étendards ausgestattet sind – und deren Support die britische Regierung gegenüber Buenos Aires konsequent verweigert.
Die Briten berufen sich auf ein Embargo aus dem Falklandkrieg 1982, das bis heute Gültigkeit besitzt und jegliche Lieferung von britischen Militärgütern in das lateinamerikanische Land verbietet. Als britisches Unternehmen ist auch Schleudersitz-Spezialist Martin-Baker daran gebunden, weshalb dringend benötigte Pyrotechnik für den Mk.6-Sitz der argentinischen Super Étendards nicht geliefert wird.

Gescheiterte Lösungssuche
Das Problem war den Argentiniern beim Kauf der Flugzeuge Anfang 2018 durchaus bewusst. Damals gab man sich in Buenos Aires allerdings noch zuversichtlich, zeitnah eine Alternativlösung aus dem Hut zu zaubern, mit der man die Sanktionen aushebeln wollte. Unter anderem hatte man Gespräche mit Snecma in Frankreich geführt. Ohne Erfolg, das Unterfangen scheiterte – und wird laut Minister Taiana jetzt komplett aufgegeben. Auch die 14 anderen Super Étendard der Marineflieger, die Frankreich ab 1979 an Argentinien lieferte und die im Falklandkrieg für Angriffe gegen britische Schiffe zum Zug kamen, werden dauerhaft stillgelegt – ein eher formaler Akt, denn betriebsbereit waren diese Jets schon lange nicht mehr, mutmaßlich aus denselben Gründen.

"Unverständliche Maßnahme"
Die Entscheidung der argentinischen Regierung stößt nicht überall auf Verständnis. Das lateinamerikanische Portal Zona Militar etwa kritisierte die Ausmusterung als "unverständliche Maßnahme" und prangerte an, "jahrelange Untätigkeit und mangelnde Ressourcenzuweisung" hätten diese "unglückliche Situation" herbeigeführt. Es sei ein Unding, "dass diese mit Ersatzteilen erworbenen Flugzeuge, die zu den modernsten Systemen Argentiniens zählen könnten, in Hangars verharren, ohne ihre Hauptfunktion erfüllen zu können."
Laut Zona Militar wären die für die Umrüstung der Super Etendard-Schleudersitze notwendigen Mittel durchaus vorhanden – sie würden allerdings für andere Maßnahmen von zweifelhaftem Sinn verschwendet, wie etwa die Reaktivierung einer alten Fokker F-27 (Erstflug 1955). Es sei schlicht "unglaublich, sich vorzustellen, dass im 21. Jahrhundert (...) Zeit und Ressourcen für die Wiederbelebung eines Flugzeugs aufgewendet werden, das in einem Museum stehen sollte" und man auf der anderen Seite ein potentes Waffensystem wie die Super Étendard Modernisé komplett verwerfe. Das Portal Ares verspottete den Super Étendard-Kauf von 2018 derweil in einem Twitter-Beitrag als "dümmstes Rüstungsgeschäft der Menschheitsgeschichte".