Das Flugzeug aus der Ukraine, das am 9. Oktober um 16:18 Uhr auf dem Flughafen Bydgoszcz (Bromberg) eintraf, genießt Exotenstatus: Es ist die einzige Antonow An-178, die bislang vollendet wurde. Im Mai 2015 hob der Prototyp auf dem Antonow-Werksflugplatz Kiew-Swjatoschyn zum Erstflug ab. Die Landung rund eine Stunde später erfolgte plangemäß auf dem nahegelegenen Flughafen Hostomel – dem zweiten von Antonow betriebenen Flugplatz nahe Kiew. Hostomel war damals als Schauplatz für die Flugerprobung vorgesehen.
Die An-178 UR-EXP (Seriennummer 001) bei ihrem Roll-out in Swjatosychyn Ende Dezember 2021.
Russische Komponenten
Es sollte der Startschuss sein für eine große Zukunft, doch schon damals wogen die Probleme schwer: Die An-178 bestand zu rund 30 Prozent aus russischen Komponenten, die nach dem offenen Bruch der beiden Staaten aufwändig ersetzt werden mussten. Ende 2021 rollte der überarbeitete Erstling in Swjatoschyn ein zweites Mal aus dem Hangar: als "importsubstituierte" Version An-178-100R, ohne Bauteile aus Russland.
Vom Krieg verschont
Als am 24. Februar 2022 der Angriff Russlands auf die Ukraine startete, war die Neuauflage der An-178 noch gar nicht geflogen. Der Jungfernflug war eigentlich für das erste Halbjahr 2022 vorgesehen gewesen. Zwar hatte Antonow zwischenzeitlich den Rumpf einer weiteren An-178-100R fertiggestellt, von einem flugbereiten Zustand aber war dieses Exemplar Anfang 2022 noch deutlich entfernt. Das Schicksal dieses halbfertigen Flugzeugs sowie des einzigen fertigen Prototyps, der die zivile Kennung UR-EXP trägt, blieb in der Folgezeit lange unklar – bis letzterer vergangene Woche in Polen auftauchte.
Noch immer trägt die An-178-100R am Bug ihre große Messsonde, so wie Ende 2021 bei ihrem Roll-out. Allerdings ist sie inzwischen komplett neu lackiert und "erstrahlt" in einheitlichem Dunkelgrau. Außerdem prangt auf dem Rumpf der Schriftzug "Be brave like Hostomel", in Erinnerung an die russischen Angriffe auf den Ort und den gleichnamigen Antonow-Flugplatz in den ersten Kriegstagen 2022.
Die einzige An-178 parkt nach ihrer Landung in Polen am 9. Oktober auf dem Vorfeld des Flughafens von Bydgoszcz.
Noch ein Antonow-Einzelstück
Wie viele Stunden die An-178-100R seit diesen Tagen in der Luft war, ist unbekannt. Ebenso unklar ist, was jetzt in Polen mit dem Testflugzeug geschieht. Ursprünglich war es dafür vorgesehen, die Musterzulassung des neuen Antonow-Produkts zu erfliegen. Vermutlich ging es in erster Linie darum, die Maschine in Sicherheit zu bringen. Ähnlich verfuhren die Ukrainer bereits vor einiger Zeit mit dem einzigen noch existenten Exemplar der größeren, viermotorigen An-70. Das steht seit 2022 im ostpolnischen Deblin. Geflogen ist die An-70 von dort aus seither nicht.
