Unter all den grauen Mäusen sticht diese F-35I heraus wie ein bunter Vogel: Zwar trägt auch sie das obligatorische Stealth-Grau als Grundfarbe zur Schau. Darüber aber prangen farbige Hoheitsabzeichen sowie am Heck blaue und orangene Streifen – das Erkennungszeichen des Flight Testing Center (FTC) der israelischen Luftwaffe. Dazu ist die "Adir", die am Mittwoch auf dem Stützpunkt Tel Nof im Zentrum Israels einschwebte, übersät mit schwarz-weißen Flecken – Kalibirerungsmarkierungen, wie sie etwa bei Flugtests mit neuen Waffen zum Sammeln aerodynamischer Daten verwendet werden.

Neue Waffen für die "Adir"
Damit ist auch klar, was das FTC in Zukunft mit der besonderen F-35I vor hat: Man möchte den Horizont des in Israel derzeit von zwei Staffeln eingesetzten Stealth Fighters im landestypischen Sinne erweitern – und die F-35 mit in Israel entwickelten Waffen und Systemen ausstatten. Das birgt gerade bei der F-35 jedoch besondere Herausforderungen: Denn auch wenn Israel nun über die einzige F-35 verfügt, die außerhalb der USA als Testflugzeug genutzt wird, heißt das nicht, dass die Schutzmacht aus Nordamerika den israelischen Verbündeten vollen Einblick in Software und Systeme des Kampfjets gewährt. Eher das Gegenteil ist wohl der Fall: "Im 'Adir'-Programm hat die IAF nicht Zugriff auf alles und kann nicht vollständig eingreifen", betonte der Kommandeur des FTC, als sein Geschwader die Maschine in Empfang nahm. Das mache den Umgang mit der F-35I entsprechend herausfordernd.

Belastungstests, Flattertests und Abwurftests
Dennoch markiert die Ankunft der Maschine für das FTC eine neue Ära – und das nicht nur, weil sie das erste neue Test-Muster seit 14 Jahren ist. "Wir sind Zeugen eines historischen Ereignisses, dessen Ausmaß nicht unterschätzt werden darf", so der Kommandeur. Der Eintritt der F-35 in die Testflotte sei ein bedeutender Eckpfeiler für die weitere Entwicklung der "Adir" bei der Israeli Air Force (IAF). Der Erprobungsträger werde "als Hauptbaustein für den Erwerb neuer Flugfähigkeiten fungieren" und die unabhängige Installation neuer Waffen ermöglichen. Diese würden künftig im Flug mittels zahlreicher Testreihen erprobt und zur Serienreife gebracht. Der FTC-Chef nannte "Belastungstests, Flattertests und Abwurftests" als zentrale Elemente. Dabei sollen auch Mitarbeiter von Lockheed-Martin vor Ort helfen, die "andere Sprache", die die F-35I spreche, verstehen zu lernen. "Die IAF weiß sehr genau, wie sie die ‚Adir’ im Einsatz fliegen muss, aber bisher noch nicht, wie man sie als Testflugzeug betreibt", so der namentlich nicht genannte Kommodore.