Erstflug der KF-21 Boramae: Südkoreas Habicht ist flügge

Erstflug der KF-21 Boramae
Südkoreas Habicht ist flügge

Zuletzt aktualisiert am 19.07.2022

Der Zeitplan passt: Bis Juli 2022 werde man die erste KF-21 in die Luft bringen, erklärten die Verantwortlichen beim Hersteller Korea Aerospace Industries (KAI) beim feierlichen Roll-out des neuen Fighters am 9. April 2021. Dieses Ziel hat KAI punktgenau eingesackt – und mit dem Erstflug des "Boramae" (Habicht) genannten Eigengewächses am heutigen Dienstagnachmittag (Ortszeit) einen historischen Meilenstein erreicht.

Der erste Ausritt in die dritte Dimension dauerte nach offiziellen Angaben 33 Minuten und hatte zum Ziel, grundlegende Flugleistungen und die "strukturelle Integrität" der KF-21 zu untersuchen. Dabei soll Testpilot Ahn Jun-Hyun, Major bei der südkoreanischen Luftwaffe, die Boramae bis auf rund 400 km/h beschleunigt haben. Unterm Rumpf führte die KF-21 vier maßstabsgetreue Dummies der Luft-Luft-Rakete Meteor mit – eine Lenkwaffe, die federführend vom deutschen Rüstungsunternehmen MBDA entwickelt wurde. Auch das Infrarot-Zielsystem (IRST) sei bereits mit an Bord an Bord gewesen, schreibt die Zeitung Korea Herald unter Berufung auf die Luftwaffe.

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Phantom-Ersatz mit Tarnkappe

Insgesamt sechs Prototypen will KAI von der KF-21 bauen. Sie sollen sich das Programm der Flugerprobung aufteilen und den "Habicht" so möglichst rasch zur Serienreife bringen. Für die Flugtests ist ein Zeitraum von vier Jahren angesetzt, in dem die sechs Jets insgesamt mehr als 2.200 Flüge absolvieren sollen. Läuft alles nach Plan, könnte KAI im Jahr 2026 mit der Lieferung der Block I-Version des neuen Fighters beginnen, mit dem Südkorea seine altehrwürdigen F-4E Phantom II und F-5E Tiger II ersetzen möchte. "Wir planen, 40 Einheiten bis 2028 und 120 Einheiten bis 2032 einzusetzen", erklärte Südkoreas damaliger Präsident Moon Jae-in anlässlich der Roll-out-Zeremonie für die KF-21 vergangenes Jahr.

KAI

Gut und günstig?

Das neue Prunkstück der Luftfahrtindustrie Südkoreas gilt, aufgrund der avisierten Fähigkeiten, als Kampfjet der "Generation 4.5". Zwar ist das Design der KF-21 auf eine geringe Radarsignatur ausgerichtet, jedoch fehlen der Boramae interne Waffenschächte. Die elektrooptischen Sensoren müssen, bis auf die IRST-Kugel vor dem Cockpit, in einem Behälter getragen werden. Die Leistung des AESA-Radars von Hanwha Systems, insbesondere hinsichtlich der Software, ist schwer einzuschätzen. Es besteht aus rund 1.100 Sende- und Empfangsmodulen. Dafür punktet die KF-21 mit einem vergleichweise günstigen Stückpreis von 65 Millionen US-Dollar sowie geringen Unterhaltskosten. Das macht den Fighter möglicherweise auch für Exportkunden attraktiv. So gelten zum Beispiel Thailand, die Philippinen und sogar der Irak als Interessenten.

KAI

Indonesien als Partner

Einen Kunden außerhalb Südkoreas hat KAI bereits gewonnen: Indonesien sagte im Juli 2010 eine finanzielle Beteiligung von 20 Prozent am Programm zu. Das Land hat einen Bedarf von rund 50 Fightern angemeldet. Seither ist die Regierung in Jakarta aber wohl ständig mit ihren vereinbarten Zahlungen im Rückstand – manche Berichte sprechen davon, dass erst zehn Prozent der Summe gezahlt wurde. Dennoch prangt neben der Nationalflagge Südkoreas auch die weiß-rote Fahne Indonesiens am Bug des Boramae-Prototypen, der aktuell die Rollwege des Sacheon Airport unsicher macht.