In London ziert man sich, doch die Gewerkschaft lässt nicht locker – und zeichnet ein düsteres Bild, wenn die Regierung sich nicht endlich dazu durchringe, neue Eurofighter Typhoon in Auftrag zu geben: Die Produktionslinien für den im Königreich Typhoon genannten Kampfjet bei BAE in Warton seien bereits "zum Stillstand gekommen", klagen die Arbeitnehmervertreter von "Unite the Union" (kurz: Unite). "Hunderte Arbeiter am Standort … mussten in andere BAE-Fabriken oder auf RAF-Stützpunkte versetzt werden, da es keine weiteren Inlands- oder Exportaufträge für den Typhoon gibt", so die Gewerkschaft in einem Bericht.
Die Eurofighter-Endmontage im Rahmen bislang vereinbarter Verträge habe BAE inzwischen abgeschlossen. Es sei aus diesem Grund höchste Eisenbahn und dringend geboten, dass das britische Verteidigungsministerium endlich "seiner Verpflichtung" gerecht werde "und die neuesten, hochmodernen" Eurofighter der künftigen Tranche 5 in Auftrag gebe, betont Unite-Generalsekretärin Sharon Graham. "Wenn uns dies nicht gelingt, könnte das eine ganze Generation von Luft- und Raumfahrtarbeitern zerstören und käme einem Akt nationaler Selbstverletzung gleich", so Graham weiter.

Die Royal Air Force hat sich bislang wenig interessiert an einer Bestellung neuer Eurofighter Typhoon gezeigt. Ein Fehler, sagt die Gewerkschaft.
Kritik an F-35A-Auftrag
Für Unite ist es ein Gebot der Stunde, dass die Royal Air Force die zur Ausmusterung anstehenden oder bereits außer Dienst gestellten Typhoons älterer Baureihen mit adäquaten neuen Flugzeugen aus Warton auffüllt. Wenn es nicht gelinge, die Fertigungslücke bis zur Aufgleisung des Zukunfts-Kampfjets Tempest (GCAP) mit weiteren Eurofighter-Aufträgen zu schließen, würden dem britischen Flugzeugbau "wichtige Fähigkeiten verloren gehen." In diesem Zusammenhang kritisiert Unite auch das Vorhaben der britischen Regierung, bei Lockheed Martin in den USA zwölf F-35A zu kaufen. Davon profitiere die einheimische Luftfahrtindustrie nur marginal, da bei den zu fertigenden Stealth-Jets lediglich drei Prozent der Wertschöpfung in Großbritannien stattfänden.
Export-Deals in der Schwebe
Ob die Arbeitnehmervertreter von Unite mit ihrem alarmistischen Tonfall in London auf offene Ohren stoßen, ist zweifelhaft. Das britische Verteidigungsministerium hatte zuletzt kein Interesse an Typhoon-Folgebestellungen gezeigt, sondern scheint sich stattdessen auf ein umfassendes Modernisierungsprogramm für die Bestandsflotte festgelegt zu haben. Mehr Möglichkeiten für die Endmontagelinie in Warton könnte der Exportmarkt bieten, auf dem die Briten derzeit vor allem um Aufträge aus der Türkei und Saudi-Arabien werben. Allein für die Saudis steht eine mögliche Bestellung von 54 neuen Jets im Raum. Die Türkei hätte gern bis zu 40 Typhoons, allerdings scheiterte dieser Deal bislang maßgeblich am Veto der deutschen Bundesregierung. Für Unite-Funktionär Rhys McCarthy dauert das alles zu lange: "Die britische Regierung hätte gestern eine Bestellung für neue Typhoons aufgeben müssen", kritisiert er.
BAE beschwichtigt
Flugzeughersteller BAE Systems gibt sich in einer offiziellen Antwort auf die Ausführungen der Gewerkschaft betont gelassen. Man verfüge über ausreichend Erfahrung, "auf die sich ändernden Anforderungen des Typhoon-Programms zu reagieren und so sicherzustellen, dass wir unsere Fachkenntnisse behalten." Des Weiteren arbeite man hart daran, im Raum stehende Aufträge zu sichern. "Das große Interesse, Engagement und die Investitionen in das Flugzeug seitens aktueller und potenzieller Kunden geben uns die Zuversicht, dass die Typhoon-Produktion in Großbritannien uns bis ins nächste Jahrzehnt begleiten wird", so der Konzern.
BAE hatte zuletzt eine Order aus Katar abgearbeitet, die insgesamt 24 Eurofighter Typhoon umfasste. Diese 24 Flugzeuge sind inzwischen jedoch allesamt fertig gebaut und ausgeliefert.