F-35B-Kauf ist vom Tisch: Kein Harrier-Ersatz für Spaniens Marine

F-35B-Kauf wohl vom Tisch
Es gibt keinen Harrier-Ersatz für Spanien

ArtikeldatumVeröffentlicht am 06.08.2025
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Es sieht ganz danach aus, als hätte Spanien bald keine Marine-Kampfflugzeuge mehr. Das einzige Muster im Bestand, die Harrier-Spätversion AV-8B+, wird nur noch bis 2030 fliegen. Danach ist, nach offiziellen Aussagen, definitiv Schluss. Als einzigen modernen Kampfjet mit ähnlichen Kurzstartfähigkeiten schaute sich Spaniens Regierung lange die F-35B von Lockheed Martin an. Auch andere (ehemalige) Harrier-Nutzer wie Großbritannien, Italien und das US Marine Corps wählten die F-35B als Nachfolgemuster für ihre Senkrechtstarter. Doch jetzt bricht Spanien wohl ab, wie die Tageszeitung El País berichtet: "Der Kauf von F-35 Lightning II (...) für die spanischen Streitkräfte ist laut Regierungsquellen endgültig vom Tisch. Die bereits aufgenommenen Vorverhandlungen wurden auf unbestimmte Zeit ausgesetzt."

Zwar habe die Regierung in Madrid im April einen mit 10,471 Milliarden Euro budgetierten Rüstungsplan verabschiedet – sich aber zugleich darauf fixiert, 85 Prozent dieser Mittel in Europa auszugeben. Diese Einschränkung werde nun laut El País als "unvereinbar" mit der Beschaffung von F-35-Kampfjets aus den USA angesehen. Entsprechend nehme die Regierung stattdessen eine "europäische Lösung" für die Harrier-Nachfolge ins Visier – die es auf absehbare Zeit für Spanien aber nicht gibt.

AV-8B Harrier Spanien in Formation mit F-35B
Patrick Hoeveler

Fast 50 Jahre Harrier in Spanien

Die spanische Marine fliegt die Harrier seit 1976, als die ersten in den USA gebauten Exemplare der Version AV-8S eintrafen. 1987 folgte die verbesserte Ausführung EAV-8B, von der Spanien zwölf Stück bestellt hatte. 1996 ging dann die mit dem AN/APG-65-Radar ausgerüstete AV-8B+ in Dienst – in Gestalt von acht Neuflugzeugen und einer Reihe nachgerüsteter Bestandsmaschinen. Aktuell fliegen noch zehn AV-8B+ unter der Flagge Spaniens, allesamt bei der Escuadrilla 009 in Rota. Im Einsatzfall ist das Gros dieser Flotte auf dem Amphibischen Angriffsschiff Juan Carlos I stationiert, das seit 2010 im Dienst steht.

Da außer Spanien nur noch Italien und die US Marines die AV-8B fliegen, ihre letzten Exemplare aber wohl im kommenden Jahr ausmustern, läuft mangels technischer Unterstützung auch die Zeit der spanischen Harrier langsam ab. Zwar läuft der Hersteller-Support vertraglich fixiert bis 2028 und mithilfe eigener Ersatzteilversorgung aus kannibalisierten Flugzeugen kann Spanien den Betrieb der AV-8B+ noch eine Weile eigenständig aufrechterhalten. Dennoch hat die Marine 2030 als Jahr der endgültigen Ausmusterung definiert – und aus genannten Gründen eine nochmalige Weiternutzung über diesen Zeitraum hinaus kategorisch ausgeschlossen.

(Kein) Interesse an F-35B

Die F-35B wäre der (einzig) logische Nachfolger für die Harrier – auch in Spanien – und tatsächlich hatte es schon vor Jahren den Anschein, als würde sich alles in die entsprechende Richtung entwickeln. 2021 war inoffiziell sogar von einer möglichen Sammelbestellung über insgesamt bis zu 50 F-35 die Rede – je 25 F-35A für die Luftwaffe und F-35B für die Marine. 2023 tauchte laut El País ein erster Posten im Haushalt in Höhe von 6,23 Milliarden Euro auf, mit dem das "Ersatzflugzeug für die AV-8B" und die F/A-18C der Luftwaffe anfinanziert werden sollte. "Doch diese Pläne blieben in der Schublade", konstatiert die Zeitung.

AV-8B Harrier Spanien Start von Schiff
US Navy

Rafale als "europäische Alternative"?

Als Konsequenz verliert die spanische Marine mit der Ausmusterung der AV-8B+ in rund fünf Jahren wohl ihre Kampfjet-Fähigkeiten. Der Verzicht auf die F-35B bedeutet, "dass die Marine keine Starrflügler mehr hat und vom Schiff Juan Carlos I nur noch Hubschrauber operieren können", so El País weiter. Als einziges europäisches Kampfflugzeug ist die Dassault Rafale-M für den Einsatz von Flugzeugträgern optimiert – benötigt aber ein ausreichend langes Deck mit Fangseilen zum Landen. Die spanische Juan Carlos I besitzt dies nicht.

Laut El País hat die Marine die staatliche Werft Navantia "mit einer Machbarkeitsstudie für einen Flugzeugträger beauftragt, dessen Deck lang genug ist, um Flugzeuge mit einem Fanghaken aufzunehmen." Mit einem solchen Schiff wäre die Rafale-M aus Frankreich eine Option – die aber auf jeden Fall um einige Jahre zu spät käme, um die Lücke nach dem Harrier-Aus zu schließen, denn bis 2030 wird es auf keinen Fall einen neuen Träger geben.