Aus finanziellen Grünen haben die britischen Luftstreitkräfte vor rund einem Jahr ihre 15 Lockheed Martin C-130J außer Dienst gestellt und in Cambridge eingelagert. Da die Maschinen grundsätzlich noch gut in Schuss sind, hofften die Briten auf einen Käufermarkt für die Gebrauchttransporter, waren bislang jedoch nicht sonderlich erfolgreich. Das hat sich jetzt anscheinend geändert, wie am Wochenende mehrere türkische Medien berichteten. Demnach soll die türkische Luftwaffe zwölf der 15 britischen Super Hercules übernehmen – dem Portal scramble.nl zufolge ist der Deal sogar schon abgeschlossen.
Türkische Transporterflotte
Die Türkei besitzt ihrerseits langjährige Erfahrung mit der C-130 und setzt gegenwärtig die älteren Hercules-Versionen C-130B und C-130E ein, die bei der 222. Transportfliegerstaffel in Kayseri stationiert sind. Für diese Exemplare läuft derzeit ein Modernisierungsprogramm, das anscheinend weiter fortgeführt wird. Dementsprechend sollen die britischen C-130J die türkische Bestandsflotte ergänzen und nicht ersetzen.
In Kayseri teilen sich die "Hercs", es sollen wohl noch 17 aktive sein, das Feld mit den letzten überlebenden Transall C-160, den kleineren Airbus (CASA) CN235 sowie den zehn deutlich größeren A400M, über deren zahlenmäßige Aufstockung die Türkei in jüngster Zeit ebenfalls laut nachdachte. Unter anderem war die Übernahme von sechs für die spanische Luftwaffe geplanten, noch zu bauenden A400M im Gespräch – wenn im Gegenzug Spanien den türkischen Jettrainer Hürjet beschafft.
Solide Gebrauchtflugzeuge
Ob die im Raum stehende A400M-Expansion mit dem britischen Hercules-Deal nun vom Tisch ist, wird sich zeigen – grundsätzlich füllen beide Muster durchaus unterschiedliche Einsatzrollen aus. In jedem Fall handelt es sich bei den C-130J aus dem Vereinigten Königreich um recht attraktive Gebrauchtflugzeuge, die längst nicht zum alten Eisen zählen, sondern vergleichsweise wenig Flugstunden auf dem Konto haben. Zudem hatte die Royal Air Force 2015 in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Marshall Aerospace ein Modernisierungsprogramm eingeleitet, das die Lebensdauer der C-130J bis weit über 2030 hinaus garantieren sollte. Dazu zählte neben Avionik-Upgrades und dem Einbau neuer Carbon-Bremsen vor allem ein Austausch des zentralen Flügelkastens. 2020 nahm die RAF die erste aufgefrischte Super Hercules entgegen. Wie viele weitere Exemplare bis dato in den Genuss der Frischzellenkur gelangten, ist unklar. Jedoch könnte Marshall Aerospace das Programm bei Bedarf auch für künftige Kunden weiterführen.

Die Royal Air Force war einst Erstkundin für die C-130J. Die britischen Super Hercules sind noch für viele Einsatzjahre gut.
Die beste Hercules, die es gibt
Die C-130J Super Hercules ist die mit Abstand fortschrittlichste Variante des US-amerikanischen Transporter-Bestsellers. Sie besitzt neue, leistungsstärkere AE2100D3-Triebwerke von Rolls-Royce (ehemals Allison) mit FADEC und Sechsblatt-Propellern. Ein Glascockpit und Head-up-Displays für beide Piloten sind Standard. Darüber hinaus punktet die C-130J, die erstmals am 5. April 1996 abhob, mit höherer Reichweite und einer auf 650 km/h gesteigerten Höchstgeschwindigkeit. Die Royal Air Force war einst Erstkundin für die Super Hercules und übernahm ihre erste C-130J, mit drei Jahren Verspätung, Ende November 1999. Bei den 15 nun in Cambridge eingelagerten Maschinen handelt es sich um 13 Exemplare der gestreckten Variante C-130J-30 (RAF-Bezeichnung C4) sowie zwei C-130J mit kürzerem Rumpf (C5). Die Türkei hat sich, dem Vernehmen nach, ausschließlich C4-Flugzeuge gesichert.