"Fliegender Sarg": Indien mustert die MiG-21 aus: Bison-MiGs in Rente

Ende für die „Bison“-MiGs
Indien mustert die MiG-21 aus

Veröffentlicht am 25.07.2025

Etwa drei Dutzend MiG-21 sind es noch, die bei der indischen Luftwaffe fliegen – mehr als 60 Jahre, nachdem die ersten Exemplare ihren Dienst antraten. Damals, ab 1963, begründete in Indien die Frühversion MiG-21F-13 diese Ära, später folgten MiG-21FL, MiG-21M und MiG-21bis. Mit dem sowjetischen Bestseller wuchs auch Indiens einheimische Rüstungsindustrie, trotz diverser Anlaufschwierigkeiten, in neue Dimensionen: 657 MiGs entstanden direkt bei Hindustan Aeronautics Limited (HAL) in Lizenz, davon 225 MiG-21bis. Heute setzt Indien ausschließlich die von HAL weiter verbesserte, kampfwertgesteigerte MiG-21bis UPG ein – Spitzname "Bison".

Bereits 2023 verkündete die Führung der indischen Luftwaffe öffentlich, dass man spätestens 2025 auch diese letzten Bison-MiGs in den Ruhestand schicken möchte. Öffentlich aufgetreten ist das Muster seither nicht mehr – und jetzt heißt es aus Indien, dass am 19. September dieses Jahres endgültig Schluss sein soll. Die beiden noch aktiven MiG-21-Staffeln 3 Cobras und 23 Panthers, die auf der Nal Air Force Station am Flughafen Bikaner im Bundesstat Rajasthan stationiert sind, sollen zeitnah das aus Indien stammende Nachfolgemuster Tejas Mk1A erhalten. Laut Hersteller HAL sollen bis März 2026 die ersten sechs Tejas Mk1A nach Bikaner ausgeliefert werden.

Jyotirmoy895 (CC BY-SA 4.0)

Indische MiGs mit hoher Verlustrate

Eigentlich hätten Indiens MiG-21 schon seit vielen Jahren im Museum stehen sollen, denn ursprünglich war die Ausmusterung sogar für 2010 geplant. Aber da sich das einheimische Tejas-Programm mehrfach verzögerte, erhielten die sowjetischen Fighter-Veteranen Gnadenfristen noch und nöcher. Und das, obwohl die MiG-21 im Vergleich zu anderen Kampfjet-Mustern der indischen Luftwaffe mit einer fast beispiellos hohen Verlustrate aufwartet. Allein seit 2010 stürzten etwa 20 MiG-21 ab. Insgesamt ging von 872 Maschinen, die seit den 60er-Jahren für Indien flogen, rund die Hälfte verloren. An die 200 indische Piloten und 60 Zivilisten fanden dabei den Tod, weshalb die MiG-21 in Indien auch den unrühmlichen Beinamen "fliegender Sarg" erhielt. In vielen Fällen waren es aber vor allem mangelhafte Wartung und schlechte Ersatzteilqualität, die zum Absturz führten, weniger das Flugzeug an sich. Im Mai 2023 waren die MiG-21 nach einem Crash, der drei Menschen am Boden das Leben kostete, für zehn Tage gegroundet.

Venkat Mangudi (CC BY-SA 2.0)

Die Bison-MiG-21

Die aktuelle Version MiG-21 UPG/Bison basiert auf der russischen Weiterentwicklung MiG-21-93 und unterscheidet sich von Vorgängervarianten äußerlich vor allem durch die neue, tropfenförmige Cockpithaube mit einteiliger Frontscheibe. Weitere Merkmale sind unter anderem ein überarbeitetes Cockpit mit Head-up-Display und einer Multifunktionsanzeige sowie das leistungsstärkere Kopjo-Radar des russischen Herstellers Fasotron. Letzteres ist in der Lage, acht Ziele gleichzeitig zu verfolgen und zwei davon zu bekämpfen. Auch ein in Indien entwickelter Missionscomputer, ein Trägheitsnavigationssystem und ein neuer Autopilot fanden den Weg in die MiG-21 Bison, ebenso ein (französischer) Radarwarnempfänger und israelische Störkörperwerfer. Zudem nutzt die MiG-21 UPG diverse "neue" Lenkwaffen russischer Bauart, zum Beispiel die Luft-Luft-Raketen R-77 und R-73 oder die Anti-Schiffs-Lenkwaffe KH-31A.