Iranische Kampfjets nach dem Angriff: Was ist noch übrig von den F-4 Phantoms

F-4 als Speerspitze der iranischen Luftwaffe
Iranische Phantom-Flotte stark dezimiert

Veröffentlicht am 28.06.2025

Eine umfassende und sorgfältig koordinierte Luftkampagne im Rahmen der Operation "Rising Lion" der Israel Air and Space Force (IASF) schaltete die offensiven und defensiven Fähigkeiten des Irans aus. Zu den ersten und strategisch wichtigsten Zielen gehörten die McDonnell Douglas F-4E Phantom II, die auf der 3rd Tactical Fighter Base (TFB.3) Nojeh (Shahrokhi) in der Nähe der Stadt Hamadan im Westen Irans stationiert waren. Der Luftwaffenstützpunkt beherbergte die 31st Tactical Fighter Squadron (31st TFS) der Islamic Republic of Iran Air Force (IRIAF) – eine Einheit, die 17 F-4Es einsetzte, die größte Einzelkonzentration dieses Typs innerhalb der iranischen Luftwaffenstruktur. Diese Flugzeuge aus der Ära des Kalten Krieges blieben trotz ihres Alters aufgrund ihrer Langstreckenkapazitäten und ihrer geografischen Nähe zu den wichtigsten Einmarschrouten aus dem Westen eine starke Bedrohung.

Am 13. Juni 2025, als die erste Welle der israelischen Luftangriffe begann, verfügte die IRIAF über insgesamt 41 Phantoms in ihrer Einsatzflotte, von denen sich etwa 30 in einem flugfähigen Zustand befanden. Mit ihren 17 F-4Es stellte die 31. TFS den Löwenanteil der iranischen Kapazitäten des Jagdbombers und machte Nojeh zu einem kritischen Knotenpunkt in der Verteidigungsposition des Landes. Diese Flugzeuge wurden von den israelischen Planern schnell als vorrangige Ziele identifiziert.

In den ersten Stunden der israelischen Operation zerstörten daher Präzisionsschläge den Großteil der F-4E der 31st TFS – entweder im Freien oder in gehärteten Flugzeugschutzräumen – und schalteten die Einheit damit als Kampftruppe aus. Der Verband konnte bis dahin auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken.

Phantom-Zentrum des Irans

In den späten 2000er Jahren bedrohten alternde Flugzeugzellen und die schwindende Verfügbarkeit von Ersatzteilen die Lebensfähigkeit der Phantom-Flotte der IRIAF. Als Reaktion darauf startete die Iranian Aircraft Industries (IACI) Corporation 2008 ein dreistufiges Modernisierungs- und Lebensverlängerungsprogramm namens Projekt Dowran. Unter der Leitung des Oberkommandos der IRIAF und auf der Grundlage früherer Forschungen der Revolutonsgarde zielte das Programm darauf ab, bis zu 64 F-4Es wieder voll einsatzfähig zu machen und gleichzeitig moderne Avionik, neue Waffensysteme und strukturelle Überholungen zu integrieren.

Upgrade für die F-4E

Die Wahl als federführendes Geschwader für Dowran fiel auf die 31. Staffel als wichtigster F-4E-Betreiber im Iran. Als Prototyp für die Modernisierung diente die F-4E 3-6556, die zuvor im Rahmen des Projekts Fallah zur Erprobung der Integration der russischen Luft-Luft-Lenkwaffe R-73E eingesetzt wurde. Nach umfangreichen Modernisierungen – einschließlich struktureller Reparaturen und neuer Kommunikationssysteme – wurde das Flugzeug im August 2011 wieder in Dienst gestellt. Eines der fortschrittlichsten Dowran-Flugzeuge, die Phantom mit der Kennung 3-6675, erhielt eine einziehbare Luftbetankungssonde und chinesische Marschflugkörper, darunter C-801K, C-802A und C-704KD. Im Juli 2015 wurde eine C-704KD erfolgreich abgefeuert, was zu einer Bestellung von 100 im Inland hergestellten Nasr-Raketen führte. Die einziehbare Betankungssonde entfiel jedoch später, da die Piloten das Zusammenspiel mit den Boeing KC-707-Tankflugzeugen der IRIAF bemängelten.

F-4E Phantom Iran mit Luftbetankungssonde
Keyvan Tavakkoli

Das Dowran-Projekt kam mit in der Spitze zwei Flugzeugen pro Jahr nur langsam voran. Dennoch sah die Planung die Modernisierung von zwölf F-4E der 31. Staffel bis 2020 vor. Dies hätte ihre Lebensdauer bis in die 2030er Jahre verlängert. Allerdings beschloss die Führung 2024, die Jets durch 12 bis 15 Suchoi Su-35SE zu ersetzen, deren Auslieferung im Januar 2025 beginnen sollte. Im März 2025 ordnete der Oberste Führer der Islamischen Republik die Stornierung des Erwerbs der Su-35SE der ehemaligen ägyptischen Luftwaffe von Russland an. Die bereitgestellten Haushaltsmittel kamen dann den Raketenentwicklungsprogramme der Luft- und Raumfahrtkräfte des Korps der Islamischen Revolutionsgarden (IRGCASF) zugute.

Letzter Schießwettbewerb

Im September 2024 demonstrierte die 31. Staffel beim ersten landesweiten Schießwettbewerb der IRIAF seit über einem Jahrzehnt die dauerhafte Leistungsfähigkeit ihrer Phantom-Flotte. Die Veranstaltung fand auf der 3. Taktischen Basis, der Heimat der 31st TFS, statt und umfasste Teilnehmer von fünf IRIAF-Fliegerhorsten. Insgesamt nahmen 15 F-4E teil, die bei Tag und Nacht Mk.82- und Mk.83-Bomben, 2,75-Zoll-Raketen und die 20-mm-Bordkanone einsetzten. Der Schießwettbewerb unterstrich nicht nur die operative Bedeutung der Phantom-Flotte zu jener Zeit, sondern auch die Versuche der IRIAF, die grundlegenden Kampffähigkeiten ihrer alternden, aber immer noch entschlossenen Kampftruppe wiederzubeleben.

Phantom-Patrouille gegen israelische Jets

Die Freude währte jedoch nur wenige Monate bis zum Beginn der Operation Rising Lion in der Nacht des 13. Juni. Kurz nach Sonnenaufgang, als noch Rauch über mehreren zerstörten iranischen Einrichtungen aufstieg, erteilte der iranische Generalstab den Befehl, die Kampfflugzeuge der Alarmrotte zu aktivieren, um mutmaßlich im iranischen Luftraum operierende israelische Flugzeuge und Drohnen abzufangen. Zu den ersten Abfangjägern in der Luft gehörte eine F-4E der 31. Staffel aus Nojeh. Die Phantom war mit zwei AIM-7E Sparrow und zwei AIM-9J Sidewinder sowie 20-mm-Munition bewaffnet und verfügte über drei externen Treibstofftanks zur Erhöhung der Einsatzdauer. Sie führte eine Patrouille bis in die Region um Tabris im Nordwesten des Irans durch, und kehrte nach einem 90-minütigen Einsatz zur Basis zurück. Ebenso wie die anderen Flugzeuge, die von Mehrabad (1. TFB), Tabris (2. TFB) und Dezful (4. TFB) aus gestartet waren, stieß der Jet auf keine möglichen Gegner. Trotzdem blieben die Jäger nicht unbemerkt.

Darstellung der Luftangriffe auf Fliegerhorst Nojeh
IDF

Angriff auf Nojeh als Reaktion

Stunden später genehmigten die israelischen Befehlshaber einen größeren Luftangriff gegen den Fliegerhorst Nojeh. Die Mission führten die F-16I Sufa der 107. Staffel aus Hatzerim durch, die, die GBU-39/B-Bomben gegen die gehärteten Flugzeugunterstände des Stützpunkts einsetzten. Von den 22 Sheltern erhielten elf direkte Treffer, alle mit Phantoms befüllt. Nach Angaben der Basis befanden sich in sieben der getroffenen Unterstände flugfähige Exemplare, darunter mindestens eine der drei verbliebenen RF-4E-Aufklärer. Zusätzlich trafen israelische Flugzeuge mehrere verlassene Shelter im nördlichen Bereich des Stützpunktes, von denen viele ausgemusterte Mikojan MiG-23 enthielten, die während des Golfkrieges 1991 aus dem Irak gekommen waren. Die Start- und Landebahn 31R/13L und die Rollwege erlitten ebenfalls Schäden.

Intakte Phantoms evakuiert

Insgesamt fünf flugfähige F-4E und eine RF-4E entkamen den israelischen Luftangriffen. Lastwagen evakuierten sie anschließend auf Anhängern von der Basis. Trotzdem waren die Verluste für die IRIAF beträchtlich. Die 31. Jagdstaffel verlor schätzungsweise zehn ihrer 17 verbliebenen F-4E, während die 31. Aufklärungsstaffel mindestens eine ihrer letzten drei RF-4E verlor. Mit nur noch elf F-4E bei der 6. Taktischen Basis in Bushehr und 13 weiteren bei der 9. Basis in Bandar Abbas sowie mehreren nicht flugfähigen Einheiten, die eingelagert oder zur Ersatzteilgewinnung ausgeschlachtet wurden, war die Zerstörung des Kerns der in Hamedan stationierten Phantom-Flotte ein bedeutender Schlag für die ohnehin schon schwache taktische Luftmacht des Iran.

Geschichte des Fliegerhorsts Nojeh

Die 3. Taktische Jagdbasis entstand im Juni 1965 als vorgeschobener Luftwaffenstützpunkt zur Abwehr der Bedrohung durch den Irak. Unter ihrem ursprünglichen Namen Shahrokhi Air Base entwickelte sich der Flugplatz schnell zu einem Eckpfeiler der taktischen Luftstreitkräfte des Iran. Zunächst mit Northrop F-5A/B Freedom Fighter ausgerüstet, wurde die 3. TFB 1971 nach der Lieferung von 32 McDonnell Douglas F-4E im Rahmen des US Foreign Military Sales-Programms "Peace Roll II" zu einer Phantom-Basis umfunktioniert. Die zunehmenden Spannungen mit dem Irak beschleunigten die Modernisierungsbemühungen des Iran, und TFB.3 wurde vorrangig für die Umrüstung auf Phantom-Flugzeuge vorgesehen. Die 301., 302. und 303. TFS wurden in die 31. bis 33. TFS umbenannt und bis 1977 mit jeweils 20 F-4Es ausgestattet, was den Stützpunkt zum größten Phantom-Standort des Irans machte.

Die Revolution von 1979 hatte jedoch drastische Auswirkungen auf den Stützpunkt. Nach einem Putschversuch in Nojeh wurden 18 der besten F-4E-Piloten der IRIAF und zahlreiche Mitgleider des Bodenpersonals hingerichtet oder inhaftiert, was die Einsatzfähigkeit des Stützpunkts stark beeinträchtigte. Die Zahl der Einsätze brach ein, und die Ausbildung wurde eingestellt.

Aufgereihte F-4E Phantom Iran
Babak Taghvaee

Einsatz gegen den IS

Trotzdem spielte die Basis eine entscheidende Rolle bei der Abwehr der irakischen Invasion von 1980. Am 22. September 1980, nur wenige Stunden nach Kriegsbeginn, griffen vier F-4E den irakischen Luftwaffenstützpunkt Kut an. Im Laufe des achtjährigen Konflikts waren die Phantoms aus Nojeh an vielen wichtigen Operationen beteiligt. Zuletzt absolvierten sie sogar Einsätze gegen die Terrororganisation IS. Unter strenger Geheimhaltung führten vier F-4E (3-6556, 3-6598, 3-6662 und 3-6682) vom 23. bis 30. November 2014 täglich bis zu zwei Kampfeinsätze durch, die von in kurdischen Einheiten eingebetteten iranischen Foward Air Controllern geleitet wurden. Die Flugzeuge trugen maskierte nationale Kennzeichnungen, um die iranische Beteiligung zu verschleiern. Ihre Angriffe trugen maßgeblich zur Sicherung des Diyala-Korridors und zur Zurückdrängung des IS von der iranischen Grenze bei.

Hilfe für Russland

Im Jahr 2015 spielten die F-4E der 31st TFS auch eine unterstützende Rolle, indem sie Bomber der russischen Luftwaffe eskortierten, die den iranischen Luftraum auf dem Weg nach Syrien durchquerten. Als russische Tu-95MS- und Tu-160-Flugzeuge Marschflugkörper abfeuerten oder Ziele in Syrien bombardierten, übernahmen die F-4E der IRIAF neben den F-14A Tomcats Geleitschutzaufgaben und stärkten so die militärische Zusammenarbeit Irans mit Moskau. Später, im August 2016, wurde die strategische Bedeutung der 3. Basis noch verstärkt, als acht russische Su-34 vorübergehend auf dem Stützpunkt stationiert wurden.

Sabotage auf der Basis

Am 25. Oktober 2023, nur wenige Wochen nach den von der Hamas angeführten Terroranschlägen auf Israel stieß wohl der israelische Geheimdienst Mossad eine Sabotageaktion gegen die 31. Staffel in Nojeh an. Zwei Personen drangen in vier Shelter ein, übergossen die darin geparkten Phantoms mit Benzin und zündeten sie an. Eine Maschine (3-6634) wurde komplett zerstört, eine weitere erlitt schwere Schäden. Die anderen beiden F-4E kamen mit beschädigtem Fahrwerk und Reifen davon.