Israel fürchtet Chinas neuen Super-Kampfjet: Shenyang J-35A - Fighter für Nahost-Nationen?

Shenyang J-35A - Fighter für Nahost-Nationen?
Israel fürchtet Chinas neuen Super-Kampfjet

Veröffentlicht am 07.07.2025

In den USA gibt es seit 2008 ein Gesetz, das den "qualitativen Vorsprung" der Streitkräfte Israels gegenüber umliegenden arabischen Nationen sicherstellen soll. Es besagt, dass die Vereinigten Staaten nur dann moderne Militärtechnik an Länder in Nahost verkaufen dürfen, wenn dadurch Israels Vormachtstellung nicht gefährdet wird. Das funktionierte bislang – und auch zuvor, ohne Gesetz – einwandfrei, da die USA auf viele Hightech-Rüstungsgüter ein Monopol hatten und nicht zuletzt dank mächtiger Lobbygruppen ihren Verpflichtungen als Schutzmacht Israels stets treu blieben.

Aber mit dem technologischen Aufstieg Chinas wackelt die alte Ordnung in Nahost – scheren sich die Chinesen doch wenig um Vereinbarungen zwischen Tel Aviv und Washington. Vielmehr sehen sie die Lücke, die sich dadurch in den Nachbarländern für die eigenen Produkte auftut. Umgekehrt schielen einige Nachbarn Israels ihrerseits direkt nach China, wenn sie an die Modernisierung ihrer Streitkräfte denken. Und die Scheu vergangener Tage, mit einer Shoppingtour bei der "falschen Feldpostnummer" die Amerikaner zu verärgern, scheint verflogen.

Ägypten scharf auf China-Ware

Ein Beispiel für diese neue, wechselseitige Dynamik ist Ägypten. Schon vor gut einem Jahrzehnt vereinbarten die Regierungen in Kairo und Peking eine Vertiefung ihrer militärischen Zusammenarbeit. 2024 trat Ägypten, auf Empfehlung Chinas, der Staatengemeinschaft BRICS+ bei, der China als Gründungsmitglied angehört. Im Frühjahr dieses Jahres hielten beide Staaten dann ihre erste gemeinsame Luftwaffenübung ab. China beliefert Ägypten mit hochmoderner Radartechnik, außerdem haben die Ägypter, aller Wahrscheinlichkeit nach, eine feste Bestellung über 48 Exemplare des chinesischen Kampfjets Chengdu J-10C platziert.

Der Schulterschluss zwischen Peking Kairo wird in Israel zunehmend mit Argwohn verfolgt. Analysten und Medienberichte machen die neue Waffenbruderschaft und "die rote Gefahr" aus dem Osten immer wieder zum Thema. Äußerungen des höchsten Offiziers der ägyptischen Luftwaffe dürften in Tel Aviv aber endgültig die Alarmglocken in Gang gesetzt haben: Generalleutnant Mahmoud Fuad Abdel Gawad flirtete nach Medienangaben ausdrücklich mit dem neuen chinesischen Tarnkappen-Kampfjet Shenyang J-35A, der gemeinhin als das Gegenstück zur F-35A von Lockheed Martin gilt, die – in der Spezialversion F-35I "Adir" – wiederum das Rückgrat der Luftstreitkräfte Israels verkörpert. Abdel Gawad ließ sich mit den Worten zitieren, er wolle die J-35A gern selbst bei einem Besuch in China in Augenschein nehmen. Und in Kairo zeigten die Chinesen anlässlich der 45-Jahr-Feier ihrer militärischen Beziehungen zu Ägypten ein maßstabsgetreues Modell des neuen Shenyang-Fighters.

Die J-35A hatte im vergangenen November auf der Airshow China in Zhuhai ihre Premiere in der Öffentlichkeit. Inzwischen sollen die ersten Serienflugzeuge an reguläre Einsatzkräfte der chinesischen Luftwaffe ausgeliefert worden sein. China will die J-35A, im Gegensatz zur älteren Chengdu J-20, explizit auch international vermarkten. Ägypten, traditionell eng mit den USA verbandelt, arbeitet seit einiger Zeit an einer Diversifizierung seiner Rüstungslieferanten, um die Abhängigkeit von Washington zu reduzieren. Einen Kauf russischer Suchoi Su-35S konnten die USA mit Sanktionsdrohungen vor ein paar Jahren noch verhindern – wobei in Ägypten wohl auch Bedenken hinsichtlich der Qualität des russischen Angebots für die Stornierung der Bestellung eine Rolle spielten. Ob das im Falle einer J-35A-Order aus Kairo abermals funktionieren würde, ist zu bezweifeln.

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Saudi-Arabiens Interesse

Ägypten ist jedoch nicht der einzige potenzielle Interessent für die J-35A im Nahen Osten. Saudi-Arabien, bislang traditionell eng verbunden mit den USA, hatte auf den chinesischen Stealth-Fighter ebenfalls ein Auge geworfen. Trotz ihrer langjährigen Treue zu Washington dürfen die Saudis bei Lockheed Martin keine F-35 kaufen – und suchen, auch im Sinne der vom derzeitigen Regierungschef Mohammed bin Salman vorangetriebenen Emanzipation von den USA, nach einer Alternative. Immerhin bewegt sich Saudi-Arabien seit einiger Zeit ebenfalls im Umfeld der BRICS, wenngleich bis jetzt nicht als offizielles Mitglied. Und an Geld mangelt es Saudi-Arabien, im Gegensatz zu den Ägyptern, nicht. Allerdings gab es im Frühjahr dieses Jahres Berichte, wonach sich die Saudis gegen die J-35A entschieden hätten – und sich stattdessen mit einem Einstieg in das von Großbritannien, Italien und Japan betriebene GCAP-Programm für einen Kampfjet der sechsten Generation befassten. Bestätigt oder dementiert wurde das von offizieller Stelle nicht.

Neue Kampfjets aus China feiern Premiere.
China Military Online

VAE im Fokus

Ein weiterer Kandidat für die J-35A sind die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), seit dem vergangenen Jahr offizielles Mitglied der BRICS. Dort hatte man vor Jahren bereits an dem US-Top-Fighter F-35A geschnuppert. Washington – und Tel Aviv – hatten 2020 gar einem Verkauf von 50 Exemplaren zugestimmt. Bedingung war jedoch, dass Israels F-35I gegenüber den Jets der VAE stets einen Entwicklungsvorsprung und bessere Waffen haben mussten. Außerdem sollten die VAE ihre Zusammenarbeit mit dem chinesischen Mobilfunkkonzern Huawei beim Aufbau eines landesweiten 5G-Netzes aufkündigen. Ob das der entscheidende Grund war, warum die VAE schließlich wieder Abstand nahmen von der F-35A, bleibt unklar. Es ist jedoch kein Geheimnis, dass die Emirate mit den an eine F-35-Lieferung geknüpften Bedingungen nicht sonderlich glücklich waren.

Die Qual der Wahl?

So beobachtet man auch im Regierungssitz in Abu Dhabi die Entwicklungen auf dem Markt für Kampfjets der fünften Generation aufmerksam – und sieht sich einem wachsenden Angebot gegenüber, das von der russischen Su-57E über den (nicht ganz gleichwertigen) Korea-Kampfjet KF-21 Boramae bis hin zum türkischen Vertreter Kaan reicht. Alle genannten Programme könnten die VAE als finanzkräftigen Partner gut gebrauchen – weshalb sie die Scheichs geflissentlich umgarnen.

Ob das irgendwann verfängt, wird sich zeigen. Auch hier könnte am Ende China mit der J-35A obsiegen – weil der Stealth-Fighter aus dem Reich der Mitte (mutmaßlich) das kompletteste Produkt ist und hinter sich die potenteste Wirtschaftsmacht vereint – der noch dazu ausdrücklich an einem Exporterfolg der J-35A gelegen ist.

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Was ist mit dem Iran?

Last but not least stellt sich natürlich noch die Frage, wie sich der Iran nach Israels wirkungsvollen Luftschlägen im Juni künftig positioniert. Der bereits sicher geglaubte Deal mit Russland, der den Iranern die Su-35S als neues Muster bringen sollte, scheint jedenfalls nicht voranzukommen. Alternativ soll sich Teheran deshalb jetzt für Chinas J-10C interessieren, um seine von Israel gerupften Luftstreitkräfte wieder aufzupäppeln. Sollte sich dies konkretisieren, wäre sicher über kurz oder lang als nächster Schritt auch die J-35A ein Thema. Spätestens dann dürfte sich Israel zu einer Reaktion gezwungen fühlen – wie auch immer diese dann aussehen mag.