Der Absturz hatte sich am 5. August 2020 auf einem Testflug in Israel ereignet – während eines geplanten Hochgeschwindigkeitsmanövers. Aktualisierte Aero-Elastic- und Aero-Servo-Elastic (ASE)-Analysen, sowohl linear als auch nichtlinear, zeigten, dass das Flugzeug offenbar in der Nähe seiner Symmetrie-Flatter-Grenze flog. Es wurde auch festgestellt, dass die unbeabsichtigte Konfiguration der Bremsklappen und Klappen strukturelle Vibrationen erzeugte, führte Elbit Systems nun in einem Schreiben an die Schweizer Rüstungsbehörde armasuisse aus.
Diese Vibrationen, bei denen das Flugzeug bereits mit einer Geschwindigkeit nahe der Flattergrenze flog, lösten ein aero-elastisches (Flatter-) Phänomen aus, das das V-Leitwerk mit hoher Frequenz und wachsender Amplitude zum Schwingen brachte, was schließlich zu einem strukturellen Versagen des Leitwerks und dessen Ablösung vom Hauptkörper in einem sehr kurzen Zeitraum führte.
Die Maschine D-13, eines der auszuliefernden Serienflugzeuge, stürzte auf den Boden, was zu einem Totalverlust des Luftfahrzeugs führte. Es entstand kein zusätzlicher Sachschaden, es wurden keine Menschen verletzt und es gab keine Todesopfer.
Basierend auf den Untersuchungsergebnissen und den aktualisierten Aero-Elastik-Analysen wurde festgestellt, dass das oben beschriebene Aero-Elastik-Verhalten durch eine Änderung der Heckflächen-Schwerpunktlage vermieden werden kann. Dies konnte ohne eine grundlegende Änderung des UAV-Designs erreicht werden, indem das Enteisungssystem in der Vorderkante der Leitwerksflächen nun verbaut ist, wie es auch vorgesehen war.
Nach der Implementierung der Änderungen wurden laut Elbit Systems erfolgreich Flattertestflüge durchgeführt, die den Flugbereich bis zu den geforderten 120 Knoten erweitert. Die Flugbemühungen gehen nun weiter, und es ist eine Zertifizeirung ohne Einschränkungen angestrebt.
Laut armasuisse geht der Schaden vollständig zulasten von Elbit Systems Ltd, das heißt sie baut kostenlos ein neuen Fluggerät, denn beim Unfall ging eine Maschine verloren, welche im Lieferumfang der ADS15-Beschaffung für die Schweizer Armee vorgesehen war.
Im Rahmen des Rüstungsprogramms 2015 hatte die Schweizer Armee bei Elbit Systems sechs Hermes 900 HFE bestellt. HFE steht dabei für Heavy Fuel Engine, also ein Motor, der mit Diesel und Flugkraftstoff betrieben werden kann. Diese Umstellung auf ein schwereres Triebwerk erforderte Umkonstruktionen, deren Umfang wohl unterschätzt wurde.
Lieferungen erst ab 2022 zu erwarten
Vom geplanten Lieferbeginn 2019 ist man jedenfalls weit entfernt, und "eine verlässliche Terminplanung ist nach wie vor schwierig", so die armasuisse. Die Auslieferung der Drohnen soll gemäss aktuellem Kenntnisstand ab dem zweiten Semester 2022 bis im Sommer 2023 erfolgen. Die Zulassung des Radars für das Sense-and-Avoid-System ist sogar erst per Ende 2024 geplant. Bis zur Zulassung des Sense-and-Avoid-Radars wird die Hermes 900 HFE in unkontrolliertem Luftraum und bei Tag mit einem Begleitflugzeug eingesetzt werden müssen.
Laut armasuisse haben die aktuell bestehenden Verzögerungen ihren Grund einerseits in den vom Lieferanten unterschätzten Zertifizierungsaufwänden mit der zivilen israelischen Zulassungsbehörde CAAI (Civil Aviation Authority Israel) und andererseits der verzögerten Entwicklung des Radarsystems für Sense-and-Avoid. Zusätzlich hat die Covid19-Pandemie die Industrie beeinträchtigt und die Zusammenarbeit mit dem Lieferanten aufgrund der Reisebeschränkungen und Quarantäneauflagen stark eingeschränkt.
Für das Beschaffungsvorhaben im Rüstungsprogramm 2015 (RP 2015) bewilligte das Parlament 250 Millionen Franken. Inzwischen sind die Kosten gestiegen, allein durch Währungskursschwankungen wohl um zehn Prozent. Insgesamt sollen die Kosten bisher um 50 Millionen Franken höher liegen.