Um auch mögliche Ziele in großen Höhen bekämpfen zu können, starteten die französischen Luftstreitkräfte in Zusammenarbeit mit der Rüstungsbehörde DGA (Direction Générale de l'Armement) einen ungewöhnlichen Versuch. Kampfjets der Muster Dassault Mirage 2000 und Rafale schossen Ziel-Ballone in Höhen von mehr als 20 Kilometern ab. Dabei setzten sie MICA-Luft-Luft-Flugkörper von MDBA ein. Die Ballone stammten von der nationalen Raumfahrtagentur CNES (Centre National d’Études Spatiales).
Sogar der französische Verteidigungsminister Sébastien Lecornu hatte zu dem gelungenen Experiment gratuliert: "Erste Etappe auf der Abfangkomponente der Strategie unserer Armeen für sehr großen Höhen, die zu einem konfliktträchtigen Raum werden, erreicht", lautete sein Fazit. Sowohl hochfliegende Aufklärungssysteme als auch Angriffswaffen an der Grenze zur Stratosphäre scheinen nicht nur den Generälen der Armée de l’Air zunehmend Kopfschmerzen zu bereiten.
Im Jahr 2023 hatte unter anderem ein chinesischer Wetterballon über den USA für Aufsehen gesorgt, der schließlich einer von einer F-22A Raptor gestarteten AIM-9X zum Opfer fiel. Hinzu kommt, dass es sich im Höhenbereich von 20 bis 100 Kilometern um eine rechtliche Grauzone handelt. Nach wie vor läuft die Debatte, ob es sich hier noch um den jeweils nationalen Luftraum handelt. "Diese unberührte Zone ist der Wilde Westen", sagte der französische Luftwaffenchef General Jérôme Bellanger am 16. Oktober 2024 vor dem Verteidigungsausschuss in Paris.
"Keine Ballons aus China über uns"
Aus zwei Gründen befürwortete er den Ausbau in diesem Gebiet: Zum einen bietet der Raum Möglichkeiten für Kommunikations- und Überwachungssysteme für zivile und militärische Zwecke. Zum anderen gelte: "Da die Natur das Vakuum verabscheut, werden andere an unsere Stelle treten, wenn wir nicht gehen. Es kommt nicht in Frage, dass sich chinesische Ballons über unseren Köpfen positionieren und uns beobachten. Wir werden also Neutralisierungsmittel entwickeln müssen, die in der Lage sind, sehr große Höhen zu erreichen."
In dieser Hinsicht war der jüngste Test ein wichtiger Schritt. Details zu dem Versuch wie etwa die verwendete Variante der MICA-Lenkwaffe veröffentlichte Frankreich jedoch nicht. Der Flugkörper ist entweder mit einem Radarsuchkopf oder Infrarotsensor ausgestattet.