35 Minuten im Apache-Simulator. Das war alles, was der Pilot, der am 12. Februar dieses Jahres ins Cockpit des Kampfhubschraubers kletterte, an Flugerfahrung auf dem Muster vorzuweisen hatte. Genaugenommen hatte er auf Hubschraubern überhaupt keine praktische Erfahrung, sondern flog eigentlich den Stealth-Kampfjet F-35. Trotzdem übernahm der Colonel der Air Force Reserve während des auf 90 Minuten angesetzten Orientierungsfluges zeitweise das Steuer des Apache – und knallte den Drehflügler prompt mit Totalschaden auf den Boden.
Fatale Steuereingabe
So schildert es der Untersuchungsbericht zu dem Unfall, der dem US-Fernsehsender Fox 13 vorliegt. Demnach wurde dem Piloten ein missglücktes Schwebeflugmanöver über dem Flughafen West Jordan zum Verhängnis, das eigentlich in einer Landung hätte münden sollen. Dreimal hatte der F-35-Pilot im Apache-Cockpit laut Bericht zuvor versucht, den Helikopter in den gewünschten Flugzustand zu bringen – doch vergeblich, jedes Mal hatte der Chief Warrant Officer eingreifen und die Kontrolle übernehmen müssen. Beim vierten Versuch ging dann gleich alles schief, wie Fox 13 aus dem Untersuchungsbericht zitiert: "In einem Moment der Panik und aufgrund seiner völligen Unkenntnis der … Hubschrauber-Flugsteuerung griff der [Colonel] auf seine Starrflügler-Ausbildung zurück und führte eine Abwärtsbewegung aus … Diese Bewegung war für einen Drehflügler nicht die richtige Eingabe."

Hubschrauber wie der Apache sind generell komplexer zu steuern als ein mit Fly-by-Wire ausgestattetes Flugzeug. Das wurde einem F-35-Piloten zum Verhängnis.
Falsche Selbsteinschätzung
Infolge des falschen Steuerbefehls drehte sich der Apache plötzlich auf die Seite und fiel – noch bevor der Kommandant im Cockpit wieder eingreifen konnte – aus drei Metern Höhe zu Boden. Der Chief Warrant Officer habe bei dem Crash leichte Verletzungen erlitten, heißt es bei Fox 13. Der F-35-Pilot musste sich im Krankenhaus dagegen einem chirurgischen Eingriff unterziehen, sei aber ebenfalls nicht lebensbedrohlich verletzt worden.
Die Unfallermittler sehen die Hauptverantwortung für den Absturz indes nicht bei dem Stealth-Fighter-Piloten, sondern beim Chief Warrant Officer, dessen falsche Selbsteinschätzung "zu unzureichender Flugsteuerung und unzureichender Höhenauswahl" geführt habe, als der nicht fürs Hubschrauberfliegen ausgebildete F-35-Colonel die Kontrolle innehatte. Im entscheidenden Orientierungsflüge, bei denen fachfremde Flugzeugführer an für sie neue Muster herangeführt werden, seien schließlich nichts Unübliches. Allerdings, so der Bericht, sei im konkreten Fall nicht mit der gebotenen Sorgfalt gehandelt worden.
Keine Apache-Orientierungsflüge mehr?
Dennoch empfehlen die Ermittler dem National Guard Bureau im Pentagon, die Orientierungsflüge der Apache-Einheiten generell zu überdenken. Damit könnte der Crash von West Jordan USA-weit Folgen haben. Darüber hinaus kritisierte der Bericht die Befehlskette der Utah National Guard für die unzureichende Durchsetzung der Standardverfahren und führte ähnliche Führungsfehler bei einem Vorfall im Jahr 2022 an, bei dem zwei Hubschrauber der Utah National Guard im Snowbird Resort abstürzten.