Hoch schlugen die Wogen Anfang März, als Meldungen die Runde machten, die USA unter Präsident Trump würden Schwedens Flugzeugbauer Saab wohl die Genehmigung für den Export neuer Gripen E an Kolumbien verweigern. Der Hebel für das Veto sei das Triebwerk der Super-Gripen, das vom US-Konzern General Electric kommt. Offiziell gab die US-Regierung dazu keine Stellungnahme ab, doch das Motiv schien einleuchtend: den Kolumbianern statt des Saab-Kampfjets die F-16V von Lockheed Martin aufs Auge zu drücken.
Saabs PR-Abteilung dementierte vehement: Alles gar nicht wahr! Saab verfüge bereits "seit vielen Jahren über alle erforderlichen Lizenzen und Genehmigungen für Kolumbien", erklärte Pressechef Mattias Rådström. Das Gripen-Angebot für Kolumbien bleibe daher unverändert. "Wir haben ein gutes Verhältnis zu unseren amerikanischen Partnern und sind überzeugt, dass die Gripen das Kampfflugzeug ist, das die Bedürfnisse Kolumbiens am besten erfüllt." Es gebe "keinen Grund, weiter über das Thema zu spekulieren", so Rådström auf Nachfrage der FLUG REVUE. Viel Lärm um nichts also?
Präsident Petro verkündet
Es hat ganz den Anschein: Zumindest gab der kolumbianische Präsident Gustavo Petro am 3. April in einem Beitrag auf dem sozialen Netzwerk X bekannt, seine Regierung werde – als Ersatz für die seit gut vier Jahrzehnten im Dienst stehenden IAI Kfir – tatsächlich die Gripen beschaffen. "Bei der zu beschaffenden Flugzeugflotte handelt es sich um eine völlig neue, hochmoderne Technologie, die bereits in Brasilien eingesetzt wird, und es sind Flugzeuge des Typs Saab 39 Gripen", schrieb Petro. Gleichzeitig kündigte der Staatschef einen "Ausgleich für soziale Investitionen" mit Schweden an – etwa den Bau einer Fabrik für Solarmodule, den Ausbau der Trinkwasserversorgung in der Region Guajira sowie die Sanierung und Modernisierung eines Krankenhauses in der Hauptstadt Bogotá. Der im Raum stehende Deal soll inoffiziellen Meldungen zufolge rund 3,5 Milliarden US-Dollar schwer sein.

Auf dieser Fertigungslinie im Embraer-Werk Gaviao Peixoto (São Paulo) könnten auch bald neue Gripen E für Kolumbien entstehen.
Saab schweigt (noch)
Unterschrieben ist der Vertrag zwischen Saab und der Regierung Petro bis jetzt noch nicht. Der Plan sieht wohl vor, diese Formalität während der Flugshow F-AIR Colombia im Juli nachzuholen, bei der laut Berichten kolumbianischer Medien hochrangige Delegationen beider Parteien als Ehrengäste erwartet werden.
Von Saab gab es zu der vom Präsidenten verkündeten Entscheidung bislang keine Stellungnahme. Sollte es tatsächlich zur Vertragsunterzeichnung kommen, wäre das für den schwedischen Rüstungskonzern und seinen Fighter allerdings ein bedeutender Erfolg. Bislang waren Saabs Exportbemühungen für die Gripen E eher von Dämpfern und Niederlagen gepräg. Einzig Brasilien hat den im Volksmund als Super-Gripen titulierten Delta-Kampfjet bis jetzt fix bestellt. Auf der in Brasilien bei Embraer eigens für den Lizenzbau eingerichteten Endmontagelinie sollen perspektivisch auch die Gripen E für Kolumbien entstehen.