Sie ist die einzige aktive Su-22, die noch das alte grün-braune Tarnschema zur Schau trägt. Alle anderen polnischen "Fitter" sind längst auf ein gedecktes Grau gewechselt, nur auf der Maschine mit der taktischen Kennung 707 prangt unter der Tigermeet-Sonderlackierung der – in der Zwischenzeit erneuerte – Anstrich vergangener Zeiten. Und noch eine Besonderheit kann die 707 seit Ende August für sich verbuchen: Sie ist die letzte polnische Su-22, die sich im Flugzeugwerk WZL-2 planmäßigen "Wartungs-, Überholungs- und Modernisierungsarbeiten" unterzog.

Letztes Gruppenbild mit Dame, alias Su-22 "Fitter": Das WZL-2 in Bydgoszcz hat zum letzten Mal eine Maschine dieses Typs instandgesetzt.
Abschied nach fast 35 Jahren
Mit dem Abschluss der Arbeiten an diesem Flugzeug endet für die Bediensteten des Militärflugzeugwerks in Bydgoszcz die Beschäftigung mit der Su-22 – nach rund 35 Jahren, in denen sich das WZL-2 um die polnischen Jagdbomber aus der UdSSR kümmerten, emotional kein leichter Abschied: "Das Militärflugzeugwerk Nummer 2 verabschiedet sich mit Tränen in den Augen von diesem Flugzeug", so der Wortlaut einer Pressemitteilung. Trotzdem blicke man jedoch hoffnungsvoll auf zukünftige Herausforderungen.

Die Su-22 fliegt seit 1984 für die polnische Luftwaffe. Polen ist der letzte europäische Betreiber des Sowjet-Jagdbombers.
Neue Flugzeugmuster warten
An diesen wird es den Technikern aus Bydgoszcz sicher nicht mangeln, denn Polens Luftwaffe durchläuft gerade eine ausgiebige Modernisierung. Alte Sowjet-Kampfjets wie die Su-22 und die Mikojan Gurewitsch MiG-29 werden durch modernes Gerät wie die Lockheed Martin F-35A und die koreanische KAI FA-50 ersetzt. Die Beschaffung eines weiteren Fighter-Musters ebenfalls steht nach wie vor im Raum. Als Favoritin gilt hier die Boeing F-15EX Eagle II. Aber auch Eurofighter rechnet sich noch Chancen aus.
Die "Fitter" in Polen
Für die letzten verbliebenen Su-22 ist das laufende Jahr derweil definitiv das letzte im aktiven Dienst. Mehrmals sind sie in den vergangenen 20 Jahren ihrer Ausmusterung entgangen, zum Jahresende 2024 wird es nun endgültig so weit sein. Einst hatte Polen, damals noch Teil des Warschauer Pakts, in der Sowjetunion 90 einsitzige Su-22M-4 und 20 Doppelsitzer Su-22UM3-K bestellt, die ab 1984 ausgeliefert wurden. 1991 gab das WZL-2 in Bydgoszcz erstmals eine frisch instandgesetzte "Fitter", wie sie im NATO-Jargon heißt, an die Luftwaffe zurück. Nach Polens Beitritt zum Nordatlantikbündnis rüstete das Militärflugzeugwerk die Avionik der polnischen Su-22 auf NATO-Standard um.
Su-22 und MiG-29 in Malbork
Ab 2014 begannen in Bydgoszcz dann die Upgrade-Arbeiten an insgesamt 18 Su-22 – zwölf Ein- und sechs Doppelsitzern -, mit dem Ziel, die Jets noch für weitere rund zehn Jahre einsatzklar zu halten. Dabei erhielten sie auch den bis heute aktuellen, grauen Tarnanstrich. Stationiert sind die letzten Su-22 Europas standardmäßig auf dem 21. Taktischen Luftwaffenstützpunkt in Świdwin. Weil dort allerdings bereits die Vorbereitungen für die FA-50 laufen, verlegten die Su-22 auf den Fliegerhorst Mirosławiec. Derzeit, bis voraussichtlich Ende September, fliegen sie vom Stützpunkt Malbork aus. Dort sind auch die letzten polnischen MiG-29 zu Hause.