Ob der taiwanesische Verteidigungsminister Chiu Kuo-cheng derzeit noch ruhig schlafen kann, ist nicht überliefert. Klar ist aber, dass sein Amt vor dem Hintergrund wachsender Spannungen mit der Volksrepublik China volle Aufmerksamkeit fordert. Der große Nachbar macht wenig Hehl daraus, dass er den kleinen Inselstaat Taiwan, die "abtrünnige Provinz", wieder unter die Kontrolle Pekings bringen will. Aus Sicht der Taiwanesen ist eine möglichst starke Armee als Abschreckung überlebensnotwendig – gekrönt von einer technisch konkurrenzfähigen Luftwaffe.

Aus 2023 wird 2024
Aus diesem Grund vereinbarte Taiwan mit dem Pentagon und Lockheed Martin in den USA schon vor Jahren, 141 seiner alten F-16A/B (Block 20) auf den neuen "Viper"-Standard F-16V (Block 70/72) aufrüsten zu lassen. Ergänzend dazu bestellte man 2019 bei Lockheed Martin 66 nagelneue F-16V. Der aktuelle Verhandlungsstand sieht eigentlich vor, dass die ersten neuen F-16V noch vor Ende 2023 an Taiwan gehen. Dieser Termin wird sich jüngsten Berichten zufolge aber deutlich verschieben – und zwar mindestens bis ins dritte Quartal 2024. Das schreiben unter anderem die Nachrichtenagentur Reuters sowie das Portal Flight Global unter Berufung auf Aussagen von Taiwans Verteidigungsminister Chiu Kuo-cheng. Ihm zufolge habe die US-Regierung "Probleme mit der Lieferkette im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie" für die Verspätung angeführt.

"Den Mangel ausgleichen"
An welchen Stellen die Logistik für die F-16V-Produktion in Greenville (South Carolina) im Detail hakt, dazu gibt es bislang keine offiziellen Informationen. Taiwan habe die USA gebeten, "den Mangel auszugleichen" und das Land zum Beispiel bei der Lieferung von Ersatzteilen für die bestehende F-16-Flotte vorzuziehen, so der Minister weiter. Eine finanzielle Entschädigung kann Taipeh nach Angaben von Chiu Kuo-cheng für die Verzögerung jedoch nicht erwarten. Gleichwohl war bei Vertragsschluss 2019 sogar noch die Rede von ersten Lieferungen Ende 2026 gewesen. Dieser Termin wurde vonseiten der USA jedoch entsprechend vorgezogen worden – wegen "Chinas wachsender Aggressivität gegen Taiwan", wie es hieß.