Lockheed F-104 Starfighter
8 Dinge, die F-104-Piloten liebten - und 6, die sie hassten

Die Lockheed F-104 ist eine Legende. Sie bot Flugleistungen, die alles in den Schatten stellten und ein beinahe absurdes Leistungsgewicht. Die ersten deutschen Piloten begannen 1960 mit der Umschulung auf den neuen Abfangjäger. Auch heute gibt es kaum einen Piloten, der nicht schwärmt, wie er den Starfighter flog.

8 Dinge, die F-104-Piloten liebten - und 6, die sie hassten
Foto: KL-Dokumentation

Für die meisten Piloten ist die Zeit im Cockpit der Lockheed F-104 Starfighter bereits Jahrzehnte her. Aber werden sie darauf angesprochen, braucht keiner über die Vorzüge des Jets lange nachzudenken:

1. Single Seat, Single Engine

Die Kombination von einem einsitzigen Flugzeug, das nur mit einem einzigen Triebwerk ausgestattet ist, verzeiht kaum Fehler. Im Cockpit gibt es nur einen Chef. Eine enorme Verantwortung – aber mehr Ego-Boost geht für einen jungen Piloten Anfang 20 wohl kaum.

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2. Die Beschleunigung

Wenn der Pilot Speed aufbauen musste, drückte er die F-104 und zündete den Nachbrenner. Der Starfighter beschleunigt dann "wie der Satan", berichteten 104-Jockeys.

Von vorn war die F-104 für Gegner nur schwer zu erkennen.

3. "Stealth-Eigenschaften"

Nein, natürlich war der Starfighter kein vor dem gegnerischen Radar unsichtbarer Stealth-Jäger. Aber im Luftkampf, profitierte die F-104 von ihrer winzigen Stirnfläche. Vor allem, wenn der Pilot die Sonne im Rücken hatte und das feindliche Flugzeug von oben angriff, war die F-104 für den Gegner kaum zu erkennen.

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4. Stabile Plattform

F-104-Piloten lobten den Starfighter als perfekte Waffenplattform. Das Flugzeug lag stabil, oszillierte nicht. Das erleichterte den Piloten die Arbeit im Einsatz.

Die F-104 lieferte eine Steigrate von bis zu 50.000 ft/min.

5. Die Steigrate

Die F-104 war für ihre Power bekannt – und die Steigrate nach dem Start spiegelte das wider. 30.000 bis 50.000 Fuß pro Minute waren drin. Ein beinahe absurder Wert, Verkehrsflugzeuge bringen es gerade mal auf ein Zehntel davon. Die enorme Steigrate brachte es mit sich, dass der Pilot seinem Flugzeug weit voraus sein musste: Beim Climb mit Nachbrenner musste er schon 5.000 Fuß vorher mit dem Ausleveln beginnen, ansonsten überschoss die F-104 die Zielflughöhe.

6. Speed

Die F-104 war das erste Flugzeug in Serienproduktion, das mit zweifacher Schallgeschwindigkeit fliegen konnte. "Die Berge rasen wie Spielzeug unter dir durch", erzählen Piloten von ihren Missionen mit Mach 2.

Die Sicht aus dem Cockpit war ausgezeichnet.

7. Sicht aus dem Cockpit

Man muss einmal auf dem Sitz einer F-104 gesessen haben, um es zu glauben: Die Sicht aus dem Cockpit des Starfighters ist ausgezeichnet, sogar nach hinten. Manche Starfighter-Piloten schwärmten, sie hätten sogar ihr eigenes Kennzeichen am Heck lesen konnten – oder zumindest beinahe.

Das General Electric J79 war äußerst zuverlässig.

8. Das Triebwerk

Das Axialtriebwerk General Electric J79 lieferte 44 Kilonewton Schub, mit Nachbrenner waren es 69 kN. Aber viel wichtiger als die schiere Leistung war, dass sich der Motor im Einsatzalltag als unglaublich robust erwies. Zuverlässigkeit war allerdings auch unabdingbar. Schließlich hatte die F-104 nur einen Motor. Und die Gleiteigenschaften des Jets waren praktisch nicht vorhanden.

Allerdings gab es auch einige Dinge, die Starfighter-Piloten an ihrem Flugzeug so gar nicht schätzten:

1. Single Engine

Wir hatten es ja schon weiter oben erwähnt: Ein Motor kann gut fürs Ego sein. Fällt er aus, beispielsweise durch Vogelschlag, dann wird er gleichzeitig zum größten Problem. Andere Flugzeuge mögen ja auch im Segelflug noch bis zum Notlandefeld geflogen werden können – beim Starfighter blieb als einzige Option nur noch das, was die F-10-Piloten den "Nylon Letdown" nannten: Mit dem Schleudersitz aussteigen und am Fallschirm hoffentlich sicher auf die Erde zurückkommen.

2. Der Triebwerksstart

Der Triebwerksstart des J79 erfolgte mit Druckluft. Der Starfighter benötigte dafür einen speziell auf die F-104 angepassten Anlass-Stutzen. Der sollte überall, wo der Jet landete, auch wirklich vorhanden sein. Kein Stutzen – kein Wiederstart. Und nicht in die Luft zu können war für F-104-Piloten nun wirklich die schlimmste Strafe. Offizielle Zahlen, wie oft dieses Malheur passierte, gibt es nicht. Aber dass Piloten den Stutzen überhaupt erwähnen, sagt einiges.

Martin-Baker
Der Martin-Baker-Schleudersitz führte im Starfighter zu einer sehr senkrechten Sitzposition

3. Schleudersitz

Eigentlich liebten die Piloten den Schleudersitz von Hersteller Martin Baker. Weil er nachträglich in die F-104 eingebaut wurde, ist die Sitzposition vielen zu senkrecht. In den meisten modernen Jets sitzt der Pilot heute mehr nach hinten geneigt.

KL-Dokumentation
Der Starfighter hat eine Spannweite von gerade einmal 6,63 Meter.

4. Stummelflügel

Die kurzen Flügelchen mit ihrer fast messerscharfen Nasenleiste geben der F-104 ihren heißen Look, daran gibt es keinen Zweifel. Ihr Nachteil waren die großen Kurvenradien, die der Starfighter damit benötigte. Starfighter-Piloten wussten: "Wenn der Gegner dich am Wickel hat, versuch erst gar nicht, unter 300 Knoten weiterzufighten." Dann half nur eins: Nachdrücken und Nachbrenner zünden. Weshalb, haben wir ja weiter oben bereits erklärt.

Die F-104 hatte nur ein UHF-Funkgerät an Bord, die Piloten konnten den zivilen Verkehr damit nicht hören.

5. Avionik

Die Funkausrüstung der F-104 bestand aus einem UHF-Funkgerät und einem TACAN-Navigationsgerät. Das Problem der Minimalausrüstung: Die F-104-Piloten nutzten zwar denselben Luftraum wie zivile Flugzeuge. Weil Verkehrsflieger aber VHF-Funk verwenden, konnten sie diese nicht hören.

Starfighters Aerospace (Matt Haskell)
Die Landegeschwindigkeit der F-104 liegt bei über 170 Knoten.

6. Landestrecke

Die geringe Spannweite des Starfighters von gerade einmal 6,63 Meter führte zu Landegeschwindigkeiten von über 170 Knoten. Die Folge: 2.400 Meter Bahnlänge waren das Minimum, und auch dafür brauchte es den Bremsfallschirm, der dann auch hoffentlich gepackt in seinem Fach lag. Viele zivile Verkehrslandeplätze wie zum Beispiel Bremen und Dortmund schieden damit als Notlandeplätze aus.

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