Die vorliegende Absichtserklärung eröffnet Optionen für bis zu 100 Rafale F4-Kampfflugzeuge bis 2035, eine Größenordnung, die erhebliche Auswirkungen auf Planung, Wartung und Ausbildung hat. Der Deal umfasst nicht nur Flugzeuge, sondern auch militärische Ausrüstung aus Frankreichs Verteidigungsbasis, einschließlich Luftverteidigungssystemen und Munition. Diese Maßnahme stellt einen Wendepunkt in der Beschaffungsfähigkeit der Ukraine dar, da sie den Erwerb moderner Hochleistungsflugzeuge mit NATO-Kompatibilität ermöglicht.
Rafale F4 – Technische Merkmale
Der Rafale F4 bietet Allwetter-Interoperabilität, eine AESA-Radarplattform und das Link-16-Netzwerk, das Sensor- und Zielinformationen zwischen Jets, Schiffen und Bodeneinheiten teilt. Die F4-Variante wird schrittweise durch F4.2 und F4.3 ergänzt, während eine zukünftige F5-Konfiguration Themen wie konforme Treibstofftanks und erweiterte Waffenfähigkeiten adressiert. Diese Entwicklungen erhöhen die Fähigkeit zur netzwerkbasierten Kriegsführung und Reichweite bei gleichzeitiger Reduktion von Einsatzrisiken.
Gripen E – Großauftrag und Produktionsmöglichkeiten
Parallel dazu enthält die ukrainische Beschaffungsagenda das schwedische Kampfflugzeug Gripen E/F, mit einer Absichtserklärung über den Kauf von bis zu 150 Jets. Saab argumentiert, dass Lieferzeiträume in wenigen Jahren möglich seien, und prüft Kapazitätsoptionen zur Beschleunigung, einschließlich einer möglichen ukrainischen Montagekapazität und einer neuen Produktionsstätte in Kanada. Diese Optionen würden den Zeitplan signifikant beeinflussen und die Ukraine unabhängiger von langen Lieferketten machen.
Der Saab-CEO hat öffentlich betont, dass erste Lieferungen innerhalb von rund drei Jahren realistisch erscheinen könnten, vorausgesetzt, regulatorische Hürden und Integrationsaufwand werden geklärt. Die Diskussionen umfassen neben der Endmontage auch Upgrades und Integrationsarbeiten in die bestehende ukrainische Flotte.
Gegenwärtige Flottenstruktur der Ukraine
Gegenwärtig nutzen die ukrainischen Luftstreitkräfte neben F-16 und Mirage 2000 auch ältere sowjetische Typen wie Su-24M, Su-25, MiG-29 und Su-27. Die geplanten Neuerwerbungen würden diese Mischung langfristig erweitern und potenziell den Anteil westlicher Systeme erhöhen, was Auswirkungen auf Training, Logistik und Ertüchtigung haben dürfte.
Historische Flottengröße und Prognosen für 2035
2021 belief sich die ukrainische Flugzeugflotte auf rund 207 Maschinen. Unter optimistischen Annahmen könnten Neuanschaffungen von Rafale und Gripen die Gesamtzahl der Kampfflugzeuge auf circa 250 erhöhen, wenn man bestehende Verluste und Wartungsbedürfnisse mitberücksichtigt und die Kontingente vollständig ausgeschöpft werden. Diese Größenordnung würde die Luftstreitkraft zu einer der größten Europas machen.
Neben den westlichen Typen betreibt die Ukraine bereits F-16- und Mirage-2000-Flugzeuge. Die Integration neuer Jets würde bestehende Bestände nicht ersetzen, sondern ergänzen, was zusätzliche Schulungs-, Wartungs- und Logistikressourcen erfordert. Derzeit wird die Zahl eingesetzter F-16 auf mindestens geschätzt.
Kostenrahmen und Finanzierungsherausforderungen
Bei einer kombinierten Bestellung von bis zu 100 Rafale F4 und 150 Gripen E könnten sich Gesamtkosten von mehr als 20 Milliarden US-Dollar ergeben – eine enorm große Summe für ein durch Krieg geschwächtes Land. Unter anderem diskutieren die Staatschefs verschiedene Modelle, darunter Kredite, die durch die Beschlagnahmung russischer Vermögenswerte durch G7-Staaten oder die EU-Sicherheitsfazilität für militärische Beschaffung finanziert werden könnten. Zudem könnten bilaterale Abkommen und Ko-Finanzierungsmechanismen künftige Investitionen stützen.
Technologische Zusammenarbeit und gemeinsamer Aufbau
Der französisch-ukrainische Beschaffungsvertrag sieht auch die gemeinschaftliche Entwicklung von Technologien und Komponenten für ukrainische Systemintegrationen vor. Dazu zählt auch die potenzielle gemeinsame Herstellung von Interceptor-Drohnen sowie der Aufbau von Fertigungskapazitäten in der Ukraine, um lokale Industriekompetenzen zu stärken. Die Arbeiten sollen vor Ende 2025 starten.
Die Realisierung hängt stark von politischen, wirtschaftlichen und logistischen Faktoren ab. Training, Wartung, Logistiknetze und Wartungsketten benötigen robuste Strukturen, um eine flüssige Einsatzbereitschaft der neuen Flugzeuge sicherzustellen. Zudem müssen Kosten-Nutzen-Analysen, Wartungsverträge und langfristige Beschaffungspläne aufeinander abgestimmt werden.





