Mit der Lockheed Martin F-22 Raptor und der F-35A Lightning II verfügt die US Air Force über zwei außergewöhnlich leistungsstarke Kampfjets der fünften Generation. Trotz ihrer beeindruckenden Hard- und Software haben diese neuen Flugzeuge aber einen Nachteil: Ihre enormen Kosten schränken die Zahl der beschafften Exemplare deutlich ein. Deshalb wird die "F-16 in den nächsten 20 Jahren einen großen Teil der Kampfflugzeugflotte ausmachen. Sie wird also weiter das Arbeitspferd sein – aber neben den Stückzahlen muss man auch die Fähigkeiten haben, im Kampf zu bestehen", erläutert Oberstleutnant Shaun Loomis, Kommandeur der 480th Fighter Squadron "Warhawks".
Hier kommt nun ein Modernisierungsprogramm ins Spiel, das insbesondere den Austausch des alten AN/APG-68-Radars mit mechanisch schwenkbarer Antenne gegen das AN/APG-83 SABR (Scalable Agile Beam Radar) von Northrop Grumman vorsieht. Als erste der F-16CM-Staffeln der USAF hat die in Spangdahlem stationierte Einheit nun die Umrüstung ihrer Flugzeuge auf das neue System abgeschlossen. Die Aufrüstung begann kurz nach der Rückkehr der 480th FS vom 86. Luftwaffenstützpunkt in Rumänien Anfang April. Dort waren acht Fighting Falcons zur Unterstützung der laufenden verstärkten luftpolizeilichen Operationen entlang der Ostflanke der NATO stationiert.

"Revolutionäre" Modernisierung
Dies war kein gewöhnlicher Austausch von Teilen. Es handelte sich nicht nur um hochentwickelte Systeme, sondern es waren Geräte im gesamten Flugzeug betroffen. Neben dem Radar wurden auch Änderungen im Cockpit durchgeführt, damit hochauflösende Videosignale des Zielbehälters auf einem größeren Bildschirm dargestellt werden können. Insgesamt waren die Arbeiten zum Austausch der veralteten Systeme so umfangreich, dass die Wartungsspezialisten mehr als 200 Betriebskontrollen durchführten, um die Sicherheit und Effizienz der modernisierten Jets und ihrer Piloten zu gewährleisten.
"Der Wechsel von einem mechanisch abgetasteten Radar zu AESA ist wie Tag und Nacht, das ist für die F-16 revolutionär", freut sich Loomis, denn das bisherige "Radar der F-16 gibt es seit den späten 80er Jahren, und obwohl die Software in regelmäßigen Abständen aktualisiert wurde, gab es seit etwa 20 Jahren kein spezifisches Hardware-Update mehr."

Flexible Strahlschwenkung
"SABR ermöglicht es den F-16-Piloten, eine größere Anzahl von Bedrohungen schneller und über größere Entfernungen von außerhalb des Bedrohungsbereichs zu erkennen, zu verfolgen, zu identifizieren und zu bekämpfen", sagt Mark Rossi, Direktor der SABR-Programme bei Northrop Grumman. "Das AN/APG-83 verfügt auch über die Fähigkeit, ein hoch aufgelöstes Bild des Bodens zu generieren, was eine präzisere Zielidentifizierung und -bekämpfung ermöglicht", so Rossi weiter. Das System basiert laut Hersteller auf der bewährten Hardware und den fortschrittlichen Betriebsmodi der AESA-Radare der fünften Generation der F-35 und F-22. Damit können Fertigungsprozesse gemeinsam genutzt werden und man profitiert von der fortwährenden Softwareentwickung, was die Kosten senkt.
Die US Air Force ist nicht der erste Nutzer des SABR. In den USA wurden bereits mindestens vier F-16-Basen der Air National Guard mit dem System ausgerüstet. Im Oktober 2020 wurde auch die Full Operational Capability des AN/APG-83 erklärt, nachdem in Sioux Falls (South Dakota) eine weitere F-16-Einheit umgerüstet war. Die Auswahl für dieses vom Northern Command dringend geforderte Programm zur Heimatverteidigung (Joint Emergent Operational Need) war im Juni 2017 getroffen worden. Es ging damals um 72 Einheiten.

Produktion bis 2025
Die US Air Force stieg dann mit einem ersten Vertrag über 15 Radare zu Entwicklungs- und Testzwecken sowie einer Option für 90 Serieneinheiten im Wert von 553 Millionen Dollar (550 Mio. Euro) im Februar 2020 ein. Inzwischen wurden weitere AN/APG-83 bestellt; der neueste Vertrag datiert vom Juli 2022. Insgesamt hat Northrop Grumman allein vom Pentagon nun Aufträge im Wert von 1,22 Milliarden Dollar vorliegen, mit Lieferungen bis Juli 2025. Bis das Geschäft mit SABR richtig ins Rollen kam, hat es aber etwas gedauert. Erste Testflüge in einer F-16 fanden nämlich bereits 2009 auf der Edwards AFB statt. Die Produktion begann dann 2016 für Taiwan (F-16V). Auch Singapur, Südkorea und Griechenland wählten das APG-83 für ihre Modernisierungsprogramme, und Lockheed Martin rüstet die in Greenville neu gebauten F-16 Block 70/72 mit dem AESA-Radar aus.