Nonstop-Rekord! Über 20 Stunden am Stück in einem Airbus A400M

Nonstop-Rekordflug
20 Stunden am Stück in einem Airbus A400M

Veröffentlicht am 10.07.2023

Es ist ein Problem, mit dem sich zivile Airlines in Europa seit fast anderthalb Jahren jeden Tag herumschlagen müssen: Wollen sie nach Asien fliegen, müssen sie einen Umweg machen. Denn die direkte Route über Russland ist für sie seit Ende Februar 2022 tabu, nachdem die Staaten der EU ihren Luftraum für Flugzeuge aus Russland schlossen – und die Russen es ihnen im Gegenzug gleichtaten. Sie lassen seitdem ihrerseits europäische Maschinen nicht mehr über ihr Land fliegen. Die Folge: Lufthansa und Co. müssen um das größte Land der Erde herumkurven, was Flugrouten deutlich in die Länge zieht.

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Dicht am Pol vorbei

Vor einer ähnlichen Herausforderung standen kürzlich auch die Flugplaner der Royal Air Force-Basis Brize Norton in der britischen Grafschaft Oxfordshire. Die Briten wollten einen Airbus A400M für die Übung Mobility Guardian 2023 auf die Südseeinsel Guam entsenden. Guam ist Einflussgebiet der USA, liegt aber im Westpazifik – der ideale Weg dorthin, 12.000 Kilometer Großkreisdistanz, hätte aus Brize Norton in östlicher Richtung über Russland geführt. Die RAF-Dispatcher schickten die A400M folglich am 3. Juli nicht Richtung Osten los, sondern Richtung Westen. Nach dem Start in England ging es über Schottland, Grönland, Nordkanada und Alaska, schließlich hinaus über die Aleuten Richtung Guam, das nach 20 Stunden und 36 Minuten Flugzeit erreicht wurde. Unterwegs kam der Transporter dem Nordpol so nah wie noch keine A400M vor ihm, erklärte die britische Luftwaffe im Nachgang.

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Dreimal aufgetankt

Natürlich bewerkstelligte die Turboprop-Viermot den aviatischen Gewaltmarsch um die halbe Welt nicht ohne Hilfe. Dreimal ließ die Besatzung ihre A400M in der Luft von britischen Voyager-Tankern (A330 MRTT) mit frischem Kerosin befüllen. Die erste A330 MRTT war für dieses Unterfangen in Großbritannien gestartet, die zweite und dritte hoben dagegen von der US-Luftwaffenbasis Eielson in Alaska ab. Die erste Luftbetankung erfolgte laut RAF noch über dem Atlantik, die zweite über Alaska und die letzte über dem Pazifik.

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"Herausfordernd und lohnenswert"

Dass unterwegs alles nach Plan und reibungslos verlief, wertete Air Commodore Anthony Lyle, Kommandeur der RAF Air Mobility Force, in einer Stellungnahme für die Presse als großen Erfolg gegen die "Tyrannei der Distanz", wie die RAF es ausdrückte. "Der Nonstop-Flug der A400M von Brize Norton nach Guam ist ein großartiges Beispiel für unsere Fähigkeit, Luftmacht zu projizieren und Flugzeuge, Besatzungen sowie lebenswichtige Ausrüstung in kurzer Zeit auf die andere Seite der Welt zu bringen", so Lyle. Für die Crew der A400M sei der Mammutflug ein ebenso herausfordernder wie lohnenswerter Einsatz gewesen. Ein Beleg für die Langstreckenfähigkeiten des Airbus-Transporters war die Aktion auf jeden Fall.