Superbomber: Wie viele B-21 Raider wird die US Air Force kaufen?

Amerikas neuer Superbomber
Wie viele B-21 Raider wird die US Air Force kaufen?

Veröffentlicht am 20.03.2024

Die Northrop Grumman B-21 Raider ist das erste Kampfflugzeug der sechsten Generation. Das klingt wie eine PR-Blase des Herstellers, trifft aber zu. Denn der neue Stealth-Nurflügler vereint moderne Fertigungstechniken mit neuer Tarnkappen-Technologie, nie dagewesener digitaler Vernetzung und offener Systemarchitektur.

"Dieser Bomber wird in der Lage sein, unser Land mit neuen Waffen zu verteidigen, die noch gar nicht erfunden sind", brachte es US-Verteidigungsminister Lloyd Austin schon beim Roll-out der B-21 im Frühjahr 2023 auf den Punkt. "Selbst die ausgefeiltesten Flugabwehrsysteme werden Mühe haben, die B-21 zu entdecken." Außerdem sei die Raider "multifunktional", so Austin. "Sie kann alles."

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Mantel des Schweigens

Details über den Fortschritt des Programms gibt es seit Beginn nur scheibchenweise, denn der Mythos des Geheimen umweht das Projekt. Den Start zum Erstflug am 10. November 2023, der den Raider-Prototyp von seinem Entstehungsort Palmdale zur Edwards Air Force Base führte, hielten nur ein paar versprengte Spotter für die Nachwelt fest. Seit diesem Tag ist es erst recht still um die B-21 – zum Stand der Flugtests hüllen sich Hersteller und US Air Force in Schweigen. Bestätigt ist nur, dass sie stattfinden – und dass man zeitlich offenbar im Plan liegt.

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Wie viele B-21 werden es?

Unterdessen mehren sich in den USA die Diskussionen, wie viele B-21 das Pentagon für die US-Luftwaffe kaufen soll. Stand jetzt geht man von 100 Exemplaren aus, die bis spätestens 2040 den Schwenkflügler B-1B Lancer sowie die B-2A Spirit ersetzen sollen. Doch schon seit geraumer Zeit raunen Kritiker, dass diese Zahl nicht ausreicht. In einem Konflikt mit einer "gleichwertigen Macht" wie China bedürfe es deutlich mehr der Superbomber, wie etwa das Mitchell Institute for Aerospace Studies, ein unabhängiger Think-Tank, propagiert. Die Rede ist von 150 bis 225 Flugzeugen.

Northrop Grumman / USAF

Entscheidung nicht akut

Seitens der US Air Force scheint man derlei Zahlenspielen durchaus nicht abgeneigt – sieht sich in absehbarer Zeit aber nicht in der Verpflichtung, eine Entscheidung zu treffen. "Mit Rücksicht auf die Vorlaufzeit" liege der Zeitpunkt, sich für mehr als 100 B-21 zu entscheiden "erst Mitte bis Ende der 2030er-Jahre", gab Lieutenant General Richard G. Moore vor Kurzem zu verstehen.

Der stellvertretende Stabschef für Pläne und Programme der USAF führte aus, die gegenwärtige Verpflichtung liege unverändert bei 100 Maschinen. Das stelle die Produktion der B-21 bis in die späten 30er sicher. "Die Entscheidung, ob wir darüber hinausgehen oder nicht, liegt möglicherweise nicht in China, denn sie wird zu einem Zeitpunkt getroffen, dessen Sicherheitsumfeld wir aktuell nicht vorhersehen können und das auch nicht müssen", so Moore weiter.

Eine Frage des Geldes

Moore warf ein, dass die Air Force sich tatsächlich mit derlei Gedanken trage und eine Bestellung zusätzlicher Raider nicht kategorisch ausschließe. Letztlich wird viel davon abhängen, wie viel Geld das Programm in den Haushaltsplänen der kommenden Jahre bewilligt bekommt – und ob es den beteiligten Akteuren gelingt, die Entwicklungskosten der B-21 im Zaum zu halten.

Das wiederum ist alles andere als sicher. Schon im Januar dieses Jahres musste Northrop Grumman beim B-21-Programm einen Verlust von fast 1,6 Milliarden US-Dollar bilanzieren. Das Defizit führte der Rüstungskonzern vor allem auf Inflation und Probleme in der Lieferkette zurück. Der geschätzte Stückpreis für die ersten 21 B-21, verteilt auf fünf Baulose, liegt aktuell bei rund 778 Millionen US-Dollar.