Obwohl die AGM-86B ursprünglich aus den 70er Jahren stammt, ist die Air Launched Cruise Missile (ALCM) derzeit der einzige nuklear fähige Langstreckenflugkörper der USAF mit luftatmendem Triebwerk. Die offizielle Indienststellung erfolgte bereits im Jahr 1982. Der neue Stealth-Bomber Northrop Grumman B-21 Raider und die modernisierte Stratofortress-Ausführung B-52J sollen jedoch einen neuen Abstandsflugkörper erhalten.
Dazu läuft bereits seit mehreren Jahren die Entwicklung der AGM-181A mit der Bezeichnung LRSO (Long-Range Standoff). Wie bei der B-21 unterliegt das Programm jedoch strenger Geheimhaltung, so dass nur wenige Informationen über das von Raytheon entworfene Waffensystem bekannt sind. Immerhin hat die Air Force nun erstmals eine Abbildung veröffentlicht, die einen ersten Eindruck von der neuen Cruise Missile vermittelt.
Im Gegensatz zum Vorgänger soll die Entdeckbarkeit deutlicher geringer ausfallen. Daher besitzt der Rumpf einen trapezförmigen Querschnitt und eine keilförmige Nase. Die unten am Heck angebrachte Steuerfläche erinnert an die mittlerweile außer Dienst gestellte AGM-129, und die ausklappbaren Tragflächen ähneln denen der AGM-158 JASSM (Joint Air-to-Surface Standoff Missile). Den nötigen Lufteinlauf sieht man im Bild vermutlich aus Gründen der Geheimhaltung nicht.
Erster Stealth-Flugkörper der Welt
Die neue Waffe erfüllt damit den der AGM-129 zugedachten Auftrag, die General Dynamics in den 80er Jahren als eigentlichen Nachfolger der AGM-86B konzipiert hatte. Neben den Stealth-Eigenschaften verfügte das Modell als weitere Innovation über ein Lasersystem zur Hinderniserkennung und Abstandsmessung. Die USAF machte das Programm schon im Jahr 1987 öffentlich und damit zum ersten bekannten Stealth-Fluggerät. Qualitätsprobleme in der Fertigung führten jedoch zu einem Produktionsstopp zwischen 1989 und 1991. Steigende Kosten sorgten für kontinuierliche Reduzierungen der Stückzahlen. Ein ähnliches Schicksal erlitt auch der Bomber B-2A Spirit, für den die AGM-128 eigentlich entstanden war.
Verfrühtes Ende
Im Jahr 2007 fiel dann die Entscheidung, den Flugkörper bis 2012 komplett auszumustern und zu vernichten. Dazu hatten ein neuer Abrüstungsvertrag mit Russland und die Konzentration der USA auf die Bekämpfung des internationalen Terrorismus beigetragen. Damit verblieb nur die AGM-86B im Arsenal. Mit etwas mehr Weitsicht hätte sich das Pentagon unter Umständen die Kosten der Entwicklung der jetzigen AGM-181 sparen können und eine Fähigkeitslücke verhindert. Die ähnliche Auslegung des Leitwerks zur AGM-129 beispielsweise kommt nicht von ungefähr, denn Raytheon hatte das Projekt im Zuge der Übernahme von Hughes (die es wiederum von General Dynamics bekamen) geerbt.

Das erste Bild der AGM-181 erlaubt einen gewissen Eindruck der neuen Waffe. Wichtige Details, wie etwa der Lufteinlauf fehlen aber.
Flugversuche laufen bereits
Das Pentagon hatten den Auftrag zur Entwicklung der AGM-181A im Jahr 2020 vergeben. Seitdem gab es bereits mehrere Flugtests. Dies geht aus einem im April 2023 veröffentlichten Beschaffungsbericht hervor. Dort heißt es, dass die LRSO neun erfolgreiche Flugversuche abgeschlossen hat, darunter vier mit eigenem Antrieb und eine Controlled Test Mission (CTM) im Oktober 2022, bei der der Einsatz eines nuklearen Sprengkopfs W80-4 simuliert wurde. Alle Einsätze fanden von einer B-52H aus statt.
Laut dem Bericht ist der Beginn der Serienproduktion für Juni 2029 geplant. Das Erreichen der anfänglichen Einsatzbereitschaft sei für Mai 2030 vorgesehen. Als Stückpreis wird die Summe von 14,23 Millionen Dollar genannt.