Ein Foto, veröffentlicht auf X vom Nutzer enc_spotter, beweist, dass hier etwas ganz und gar nicht nach Plan verlief. Das Bild zeigt eine Boeing KC-46A nach ihrer Landung auf der Seymour Johnson Air Force Base in North Carolina, der augenscheinlich ein Teil ihres Tankauslegers fehlt. Das Tankflugzeug trägt die Hecknummer 76033, das Foto entstand am 8. Juli, nachdem der Zweistrahler unter dem Rufzeichen FELL81 außerplanmäßig auf dem Stützpunkt gelandet war. Ein Sprecher des 22. Luftbetankungsgeschwaders der US Air Force, zu dem der Pegasus-Tanker gehört, erklärte später: "Eine KC-46A Pegasus vom Luftwaffenstützpunkt McConnell meldete am 8. Juli während des Fluges vor der Ostküste der USA einen Notfall, während sie F-22-Flugzeuge betankte." Bei der Betankungsmission sei der Tankausleger beschädigt worden. "Die Besatzung musste sich für eine Landung auf dem Luftwaffenstützpunkt Seymour Johnson in North Carolina entscheiden und ist dort sicher gelandet", so der Sprecher weiter. "Die Maschine wird vorerst dort bleiben."
"Ausleger hat sich gelöst!"
Die ungeplante Landung markierte das Ende eines gebrauchten Tages für die Crew der KC-46A. Dabei hatte eigentlich "nur" ein Routineeinsatz auf der Tagesordnung gestanden, bei dem die Pegasus östlich von Norfolk als fliegende Tankstelle für mehrere F-22 Raptor des 1st Fighter Wing von der nahegelegenen Langley Air Force Base fungieren sollte. Im Zuge eines solchen Auftankmanövers ging aber offenbar der Tankausleger der KC-46A zu Bruch. Das Portal "The War Zone" veröffentlichte eine ihm zugespielte Funkaufnahme, in der die Cockpit-Crew des Tankers gegenüber der Flugsicherung den Notfall erklärte: "Unser Ausleger hat sich vom Flugzeug gelöst! Wir fliegen weiter in Richtung Westen (...) Checkliste wird ausgeführt."
Boom in der Mitte gebrochen
Was genau vor der Küste Virginias beim Auftanken der F-22 in der Luft geschah, bleibt vorerst unklar. Tatsächlich hat sich der Boom der KC-46A, wie anhand des eingangs erwähnten Fotos zu sehen ist, nicht komplett "vom Flugzeug gelöst", sondern scheint vielmehr in der Mitte auseinandergebrochen zu sein. Ob dabei auch die am Ausleger hängende F-22 Raptor einen Schaden davontrug, ist nicht bekannt. Die in den Vorfall verwickelte KC-46A ist gemäß öffentlich zugänglicher Daten sechseinhalb Jahre alt, trägt die Seriennummer MSN 34113 und wurde am 11. März 2019 als siebte KC-46A überhaupt von Boeing an die US Air Force ausgeliefert.

Die Boeing KC-46A Pegaus hat die alte KC-10A Extender abgelöst. Doch die Probleme des Tankers bekommt Boeing nach wie vor nicht nachhaltig gelöst.
Nicht der erste Boom-Bruch
Die KC-46A hat bei der US-Luftwaffe bis Herbst 2024 die alten KC-10A Extender-Tanker vollständig ersetzt. Die Einsatzfähigkeit der Pegasus-Flotte, die gegenwärtig 94 Flugzeuge umfasst, lässt allerdings weiter zu wünschen übrig. Immer wieder wird das Pegasus-Programm von schwerwiegenden Pannen überschattet, immer wieder betreffen diese Pannen speziell den zentralen Tankausleger am Heck des Flugzeugs, sowie dessen Bedienung. Erst Ende August des vergangenen Jahres musste eine KC-46A mit ausgefahrenem Ausleger in Kalifornien notlanden, nachdem es in der Luft beim Betanken einer Boeing F-15E zu einem Zwischenfall gekommen war. Damals funkte der beteiligte F-15-Pilot ebenfalls: "Ich glaube, ihr Boom ist abgefallen." Tatsächlich zeigten Fotos der involvierten KC-46A, die im Anschluss im Internet die Runde machten, ein ähnliches Schadensbild wie an der nun vor Virgina in Mitleidenschaft gezogenen Maschine. Auch dort war der Boom etwa auf halber Höhe abgebrochen.
Untersuchung läuft
Ob die beiden Fälle zusammenhängen und ob beispielsweise das oft kritisierte Kamerasystem Remote Vision System 2.0 der KC-46A, über das der Boom-Operator das zu betankende Flugzeug an den Ausleger heranführt, eine Mitschuld trägt, dürfte eine der zentralen Fragen sein, mit der sich die internen Ermittler der US Air Foce konfrontiert sehen. "Wir lassen die Art und die Ursachen des Notfalls während des Fluges untersuchen", unterstrich der USAF-Sprecher bezüglich des F-22-Vorfalls am 8. Juli. "Dabei handelt es sich um einen umfassenden und methodischen Prozess, der jeden erdenklichen Aspekt der Mission berücksichtigt."