China zeigt erstmals seinen neuen Stealth-Kampfjet: Kopie der F-35?

Premiere der Shenyang J-35
China zeigt erstmals seinen neuen Stealth-Kampfjet

Zuletzt aktualisiert am 07.11.2024

Sie sieht aus wie die schlanke Schwester der F-35 aus den USA, besitzt aber zwei Triebwerke anstatt eines – und ist Chinesin. Böse Zungen nennen die Shenyang J-35 ob der Parallelen zum US-Kampfjet einen "F-35-Klon", der seinem Vorbild selbst bei der Namensgebung nacheifert. Angeblich sollen die Chinesen für den neuen Stealth-Fighter sogar F-35-Baupläne bei Lockheed Martin gestohlen haben. Das jedenfalls gehe aus Dokumenten des US-Whistleblowers Edward Snowden hervor, hieß es einstmals in den Medien. Ein Dementi – oder ein Geständnis – gab es aus Peking dazu nie.

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Die J-35 als Kampfjet-Familie

Wer allerdings stur auf den immergleichen Plagiats-Plattitüden herumreitet, macht es sich zu einfach – und verschließt den Blick davor, wie leistungsstark und eigenständig sich die chinesische Rüstungs- und Luftfahrtindustrie inzwischen präsentiert. Fakt ist auf alle Fälle, dass China mit dem erstmals angekündigten Erscheinen der J-35A bei der Airshow China, die vom 12. bis 17. November in Zhuhai stattfindet, nach den USA erst die zweite Nation weltweit ist, die zwei flugbereite Kampfjets mit Tarnkappe zur Serienreife entwickelt hat.

Während das bereits bekannte Muster Chengdu J-20 mit über 20 Metern Länge und gut 36 Tonnen Startmasse eindeutig in der Schwergewichtsklasse unterwegs ist, spielt die J-35 – nicht nur, was die Dimensionen angeht – in einer anderen Liga. Tatsächlich ist sie, wie die F-35 aus den USA, ausdrücklich als Mehrzweckkampfflugzeug ausgelegt, wohingegen die J-20 primär als Luftüberlegenheitsjäger entwickelt wurde. Aus der J-35 soll, den Vorstellungen der chinesischen Regierung entsprechend, eine ganze Familie an Stealth-Fightern entstehen, die sowohl trägergestützt bei den Marinefliegern als auch für vielfältige Aufgaben bei der Luftwaffe zum Einsatz kommen. Die Interaktion mit der Chengdu J-20 ist dabei fest eingeplant. Aber auch den Export hat man im Auge und positioniert die J-35 als günstigere Alternative zur – Sie wissen schon – Lockheed Martin F-35.

Die landgestützte Variante

Die Shenyang J-35 entstand aus dem Prototyp FC-31, der erstmals 2012 abhob. Folgerichtig wurde dem Flugzeug zunächst die Bezeichnung J-31 zugeschrieben. Die Shenyang Aircraft Corporation entwickelte das Projekt zunächst in Eigenregie, seit 2018 wird die J-31/J-35 offiziell von der chinesischen Regierung finanziert.

Im Frühjahr dieses Jahres war ein Exemplar des neuen Jets zum ersten Mal bei Tests auf Chinas neuem Flugzeugträger Fujian erspäht worden. Eine landgestützte Version hielt sich lange im Verborgenen, erst im Herbst 2023 tauchten Bilder einer fliegenden Maschine auf, die sich von der Trägervariante durch ihr Einrad-Bugfahrwerk sowie durch größere Seitenleitwerke und eine reduzierte Flügelfläche unterscheidet. Die bei der Airshow China präsentierte Vertreterin gehört folglich der landgestützten Unterart an und trägt die Zahl 75 auf den Seitenleitwerken, anlässlich des 75. Geburtstags der Volksrepublik China.

Offiziellen Verlautbarungen nach steht die J-35A kurz vor der Einführung in die Streitkräfte. Das "A" in der Bezeichnung der nun in Zhuhai weilenden J-35A soll laut offiziellen Erklärungen indes keine bestimmte Variante definieren, sondern vielmehr Aufschluss über den Entwicklungsstand des Musters geben. Diese sei "noch im Gange", schreite aber voran, hieß es vonseiten der chinesischen Luftwaffe.