Russischer Löschbomber: Erste Be-200 für Algerien

Russischer Löschbomber
Hier kommt die erste Be-200ES für Algerien

Zuletzt aktualisiert am 09.01.2023

Im Sommer 2022 konnte Algeriens Regierung die Berijew Be-200 aus Russland im eigenen Land in Aktion erleben: Die Algerier mieteten Mitte Juni einen der russischen Löschbomber zur Waldbrand-Bekämpfung. Der Mietvertrag erstreckte sich bis zum 1. September, und nach Angaben des nordafrikanischen Portals MENA Defense ließ die Be-200ES während dieser Zeit mehr als 800 Tonnen Löschwasser über Waldbrände in 13 algerischen Verwaltungsbezirken (Wilayas) abregnen. Wegen technischer Probleme sei das "russische Biest", wie die Be-200 im Volksmund genannt wird, allerdings zeitweise zum Nichtstun verdammt gewesen, schreibt MENA Defense weiter.

Patrick Zwerger

Vier Be-200 für Algerien

Derlei Unannehmlichkeiten soll es in Zukunft möglichst nicht mehr geben, denn bald schon wird Algerien über eine eigene kleine Flotte von Be-200-Wasserbombern verfügen. Mit vier fest bestellten Exemplaren wollen die Nordafrikaner im Einsatz für Redundanz sorgen, auf zwei weitere Maschinen hält Algerien Optionen. Die ersten beiden Be-200ES, so die Bezeichnung der georderten, aktuell modernsten Variante des Jet-Amphibiums, sind für 2023 zur Auslieferung eingeplant. Und eine davon ist tatsächlich schon fertig: Anfang Januar tauchten im Internet die ersten Fotos einer werksneuen Be-200ES in den Farben der algerischen Luftwaffe auf. Es ist die 19. Be-200, die Berijew seit 1998 fertiggestellt hat – und die zweite für einen ausländischen Kunden. 2007 hatte bereits Aserbaidschan ein Exemplar erhalten.

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Training in Russland

Die weiß-grün-orange lackierte, für Algerien bestimmte Maschine trägt die zivile Kennung 7T-VPV und soll dem Vernehmen nach zunächst in Russland für die Ausbildung algerischer Piloten und Techniker zum Einsatz kommen. Das Roll-out der zweiten algerischen Be-200ES ist für März 2023 anberaumt. "Es sei darauf hingewiesen, dass Algerien bis zum Sommer 2023 über zwei Berijew Be-200SE verfügen wird", fasst MENA Defense den Stand der Dinge zusammen. Wann die weiteren Maschinen kommen sollen, ist nicht bekannt. Algerien hatte die vier Be-200ES im Spätsommer 2021 bestellt – und denkt offenbar schon darüber nach, die beiden Optionen ebenfalls in Festaufträge umzuwandeln.

Patrick Zwerger

Ukrainische Motoren

Die Be-200 ist das weltweit einzige im Einsatz stehende Wasserflugzeug mit Strahltriebwerken. Als Antrieb dienen derzeit noch zwei D436TP-Motoren des ukrainischen Herstellers Iwtschenko Progress. Das stellt Hersteller Berijew angesichts der aktuellen Lage vor ein Problem, wenn auch die Lösung dafür sich am Horizont bereits abzeichnet: Künftig soll die Be-200ES, wie der Suchoi Superjet, mit PD-8-Turbofans russischer Bauart abheben. Bis es so weit ist, zieht allerdings noch etwas Zeit ins Land: Das PD-8 hat gerade erst die Flugerprobung aufgenommen und wird frühestens gegen Jahresende zur Verfügung stehen. Wie viele D436-Triebwerke im Berijew-Werk Taganrog noch auf Halde liegen, ist unklar. Ebenso wie die Frage, ob auch die ersten algerischen Be-200ES über kurz oder lang auf PD-8 umgerüstet werden.

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Leistungsstarkes Löschflugzeug

Abseits der Motorenproblematik gilt die Be-200ES technisch für die ihr zugedachte Aufgabe durchaus als großer Wurf – auch außerhalb Russlands. Die via Fly-by-Wire gesteuerte Maschine kann in acht Tanks unter dem Kabinenboden bis zu zwölf Tonnen Wasser aufnehmen und dieses anschließend über dem Zielort abwerfen – entweder komplett in einem Schwung oder portioniert. Nachschub holt sich das "russische Biest", indem es mit vier geöffneten Einlässen an der Rumpfunterseite etwa 15 Sekunden lang durchs Wasser pflügt und anschließend wieder zurück zum Brandherd fliegt. Auf diese Weise schafft die Be-200 während eines Einsatzfluges den Abwurf von bis zu 270 Tonnen Wasser, bevor sie landen und Kerosin nachtanken muss. Zumindest theoretisch.

Algerische Besonderheiten

Harte Bedingungen, eine Lufttemperatur von 45° Celsius etwa, sind für das Amphibium kein Problem. Allerdings soll die Be-200ES im algerischen Sommereinsatz bei Seegang mit Wellen von mehr als einem Meter Höhe ihre Schwierigkeiten gehabt haben. Auch das Abschöpfen von Wasser aus Staudämmen und Seen sei zum Teil problematisch gewesen, schreibt MENA Defense. Das lag allerdings weniger an der Performance des Flugzeugs, sondern am schlechten Zustand vieler algerischer Stauseen sowie an auf der Wasseroberfläche treibenden Abfällen. "Dieser Befund führte dazu, dass mit Bagger- und Reinigungsarbeiten an den Gewässern begonnen wurde, um die nächsten Löschaktionen vorzubereiten", so MENA Defense weiter.