Eigentlich sollte das große Programm zur Modernisierung alter MiG-31 auf die aktuellen Versionen MiG-31BM (Abfangjäger) und MiG-31K (Kinchal-Träger) bis Ende 2023 abgeschlossen sein. Das zumindest war die offizielle Zielvorgabe, formuliert im August 2019. Dennoch erhielten die russischen Luftstreitkräfte vom Sokol-Flugzeugwerk in Nischni Nowgorod jüngst eine weitere Charge generalüberholter und aufgerüsteter MiG-31BM, wie die staatliche Flugzeugbau-Holding UAC am Montag, dem 15. Juli offiziell bekannt gab. Es waren die ersten runderneuerten Exemplare seit Dezember 2023.
Modernisierung läuft weiter
Tatsächlich läuft das Upgrade-Programm laut Angaben von UAC-Chef Juri Sljusar bei Sokol ungebremst weiter. Das Werk verfüge "über die notwendige Produktionsbasis und die Kompetenzen", die Modernisierung der MiG-31-Flotte "weiter umzusetzen". Unklar ist, ob damit auch eine quantitative Aufstockung des aktiven MiG-31-Bestands der russischen Luftstreitkräfte verbunden ist. Mit Zahlen halten sich die Russen seit Beginn des Ukraine-Krieges Ende Februar 2022 betont bedeckt. Verbrieft sind nur die Verluste: Zwei MiG-31 wurden im Mai 2024 bei einem ukrainischen Luftangriff auf der Krim am Boden zerstört. Drei Flugzeuge gingen 2022 durch Absturz oder Unfall verloren, ein weiteres stürzte im April 2023 in der Oblast Murmansk ab. Wie viele MiG-31 der aktuellen Varianten K und BM derzeit bei Luftwaffe und Marine fliegen, lässt sich im Detail nicht beziffern. Amtlich belegte Angaben gibt es keine. Es dürften insgesamt um die 140 sein.
MiG-31 aus dem Lager?
Bekannt ist dagegen schon seit Jahren, dass Russlands Streitkräfte abseits des aktiven Bestandes auch rund 150 alte, ausgemusterte MiG-31B in Depots eingemottet haben – ausdrücklich mit der Option, sie für eine etwaige Weiterverwendung wieder flottzumachen. Tatsächlich spricht zum Beispiel der Telegram-Kanal "Russische Waffen" davon, bei der jetzt übergebenen Charge handle es sich um "reguläre MiG-31B, die von den russischen Luftstreitkräften vorübergehend außer Dienst gestellt wurden" und nun modernisiert würden. Weitere Belege dafür finden sich zwar nicht, dennoch ist es möglich, dass auch Teile der Lagerbestände in das laufende Modernisierungsprogramm einfließen.
Schließlich erhalten die MiGs in Sokol nicht nur LCD-Bildschirme und neue Avionik, wie das verbesserte Radarsystem Zaslon-AM, den stärkeren Missionscomputer Baget-55-06 und neue Datenlinks, sondern auch eine umfassende Frischzellenkur, bei der Verschleißteile wie Cockpithauben oder Dichtungen sowie die Verkabelung ausgetauscht werden. Außerdem checken die Techniker in Nischni Nowgorod jedes Flugzeug auf Korrosion.

Die MiG-31K ist die Spezialversion für die Hyperschallwaffe Kinschal (Foto). Sowohl die K-Variante als auch der Abfangjäger MiG-31BM sind im Umfeld des Ukraine-Krieges aktiv.
Noch lange nicht am Ende
Je nach Zustand müsse man zwischen 15 und 50 Prozent der Zelle einer jeden MiG-31 austauschen, erklärte Sokol einst. Neu verbaute Komponenten kämen generell "zu 99,9 Prozent" aus Russland, während die alten Pendants zum Teil in früheren Sowjetrepubliken gefertigt wurden, die heute nicht mehr Teil der Russischen Föderation sind. Der für sämtliche Arbeiten notwendige Werksaufenthalt soll pro Flugzeug etwa ein Jahr betragen. Die Lebensdauer des 3.000 km/h schnellen Abfangjägers verlängert sich mit der Verjüngungskur laut Hersteller um mehrere Tausend Flugstunden oder etwa zehn Jahre.
Dass danach wirklich Schluss ist für die MiG-Schwergewichte, ist allerdings unwahrscheinlich. Zum einen gibt es weit und breit keinen Nachfolger, auch wenn die von Zeit zu Zeit aufflammende Phantomdiskussion um eine angebliche MiG-41 (Projekt PAK-DP) die Frage der Erbfolge immer wieder aufs Tableau bringt. Zum anderen bewertete der staatliche Rüstungskonzern Rostec die Zelle der MiG-31 schon vor Jahren wegen ihres hohen Nickelstahl- und Titan-Anteils als "praktisch unerschöpflich."
Schon die zweite Kur?
Bedenkt man, dass die ersten aufgerüsteten MiG-31BM bereits 2011 ihren Weg zur russischen Luftwaffe fanden, ist es durchaus auch möglich, dass diese ersten Flugzeuge bereits zum zweiten Mal zur Kur in Nischni Nowgorod auftauchen – was ein weiterer Erklärungsansatz dafür wäre, warum die Russen das Programm bei Sokol fortlaufend gedenken, "weiter umzusetzen".