Sechste KF-21 fliegt: Südkorea macht das halbe Stealth-Dutzend voll

Alle KF-21-Prototypen flügge
Südkorea macht das halbe Fighter-Dutzend voll

Veröffentlicht am 29.06.2023

Südkoreas Fighter-Meisterstück im Vollgas-Modus: Die KF-21 Boramae von KAI (Korea Aerospace Industries) bewegt sich mit Siebenmeilenstiefeln auf die Serienproduktion zu. Am Nachmittag des 28. Juni (Ortszeit) hob in Sacheon der sechste und letzte Prototyp des Tarnkappen-Kampfjets zum Jungfernflug ab. Der Doppelsitzer war nach offiziellen Angaben 33 Minuten lang in der Luft, bevor er wieder sicher auf dem Boden aufsetzte. Damit steht KAI ab sofort die volle Stärke an Testflugzeugen für die Erprobung der KF-21 zur Verfügung. Dabei liegt der Erstflug der Boramae (deutsch: Habicht) am 19. Juli 2022 nicht einmal ein Jahr zurück.

Korea Aerospace Industries

Der zweite Doppelsitzer

Im Cockpit der sechsten KF-21 saßen am 28. Juni Major Lee Chul-soo vom 52. Test- und Bewertungsgeschwader der Luftwaffe sowie KAI-Chefpilot Goh Hwi-seok. Das neue Flugzeug ist nach Nummer 4 der zweite Doppelsitzer in der Riege der Prototypen. Es soll im Testprogramm vor allem Aufschluss darüber geben, wie sich die veränderte Form im Vergleich zum Einsitzer auf Aerodynamik und Flugeigenschaften auswirkt. Weiter stehen für die gesamte Testflotte noch Untersuchungen zur Betriebsstabilität, Waffentests sowie die Leistungsüberprüfung der elektronischen Systeme im Lastenheft. Zu diesen Systemen zählt auch das von Hanwha Systems für die KF-21 entwickelte AESA-Radar.

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Imposantes Tempo

Unterdessen planen KAI und die Regierung in Seoul bereits die nächsten Schritte für den neuen Stolz der koreanischen Luftfahrtindustrie. Im vergangenen Monat erhielt die KF-21 laut Hersteller bereits ihre "provisorische Kampftauglichkeit" bescheinigt, weshalb für Anfang des kommenden Jahres der Einstieg in die Massenproduktion ansteht. Treten bei der weiteren Erprobung des Jets keine gravierenden Mängel und Probleme zutage, könnte die Luftwaffe Südkoreas nach Angaben der Nachrichtenagentur Yonhap News bereits 2026 die ersten voll einsatzfähigen KF-21 ihr Eigen nennen.

Bewährte Komponenten

Sollten die Koreaner diesen Terminplan tatsächlich auch nur annähernd einhalten, wäre das – nüchtern betrachtet – äußerst bemerkenswert. Schließlich sind (teils erhebliche) Verzögerungen bei modernen Kampfflugzeugmustern eher die Regel als die Ausnahme – zumal KAI zuvor noch nie ein Fighter-Projekt mit vergleichbarer Dimension zu verantworten hatte.

Als hilfreich dürfte sich hinter den Kulissen allerdings erweisen, dass Lockheed Martin aus den USA bei der Entwicklung beratend zur Seite stand (als Gegenleistung für den Kauf von 40 F-35A). Außerdem greift KAI bei der KF-21 in großem Stil auf Komponenten zurück, die sich bereits andernorts im Einsatz bewährt haben. Das betrifft etwa das F414-Triebwerk von GE Aviation, für das Hanwha diverse Teile baut und die Endmontage übernimmt. Beim Schleudersitz kam Martin-Baker mit seinem Mk.18 zum Zug, und Raytheon steuert die Klimaanlage, die Zapfluft- und Kabinendruckregelung sowie die Flüssigkeitskühlung für die Elektronik bei. Insgesamt sollen aber 65 Prozent der Bauteile aus koreanischer Produktion stammen.