Einsätze im U-2-Höhenaufklärer stellen eine enorme Belastung für den Piloten dar – sowohl physisch als auch psychisch. Der schwere Druckanzug macht dem Flugzeugführer das Leben in den meist sehr lange dauernden Flügen das Leben nicht gerade einfach. Die fehlende Möglichkeit, sich im Gesicht zu kratzen, ist wohl das geringste Problem. Dass Captain Edward Beaumont davon im Ruhestand ein Lied singen konnte, grenzt gleich an zwei Wunder.
Am 31. Januar 1980 flog er mit seiner Lockheed U-2C des 4080th Strategic Reconnaissance Wings einen Trainingseinsatz von der Beale Air Force Base in Kalifornien aus. Er befand sich noch in der Ausbildung auf dem Muster. In einer Flughöhe von rund 4200 Metern bekam er plötzlich einen katatonischen Anfall, und war nicht mehr in der Lage, das Flugzeug zu steuern. Der Tower konnte ihn nicht erreichen, hörte aber ein schweres Atemgeräusch. Eine in der Gegend befindliche Cessna T-37 näherte sich daraufhin dem Aufklärer, und bestätigte, dass der Pilot bewusstlos sei. Währenddessen sank der Spionage-Jet weiter.

Bei ihren Einsätzen müssen die U-2-Piloten spezielle Druckanzüge tragen.
Landung auf Kuhweide
Schließlich rammte die U-2 eine Stromleitung, der Zusammenprall brachte das Flugzeug glücklicherweise in eine gerade Fluglage. Anschließend ging es auf einer Kuhweide bei Oroville nieder. Beaumont blieb dabei unverletzt, und kam durch den Aufprall wieder zu Bewusstsein. Er kletterte aus dem Cockpit, hatte aber vorher vergessen, den Schleudersitz zu sichern. Beim Aussteigen kam er an einen Auslöser, und der Sitz zündete. Der Pilot machte einen unfreiwilligen Salto, und brach sich dabei einen Zahn ab – sonst nichts. Allerdings flog er danach aus medizinischen Gründen keinen USAF-Jet mehr. Auch die verunfallte U-2 blieb am Boden, aber immerhin erhielt sie eine äußerliche Reparatur. Die Maschine mit der Kennung 56-6714 diente später als Sockelflugzeug auf der Beale AFB.
Toter Pilot im Cockpit
Weniger Glück hatte Captain Robert Hickmann bei seinem U-2-Einsatz am 28. Juli 1966. Im Nachgang der Kubakrise sollte er von der Barksdale AFB in Louisiana einen Aufklärungsflug entlang der Grenze durchführen, aber nicht in den kubanischen Luftraum eindringen. Allerdings versagte in großer Höhe das Sauerstoffsystem, und der Pilot erstickte. Nun führerlos, steuerte der Jet genau auf die Insel in der Karibik zu. Daraufhin ließ die US Navy in Key West die aus zwei F-4 Phantom bestehende Alarmrotte aufsteigen.
Phantoms sollen U-2 abschießen
Ihr Auftrag lautete: Abschuss der U-2, bevor es zu diplomatischen Verwicklungen kommt. Die beiden F-4B quälten sich auf eine Höhe von rund 16.700 Meter – ohne die dazu vorgeschriebenen Druckanzüge. Die Crew hatte schon die Freigabe zum Schuss, aber die U-2 befand sich immer noch außerhalb der Reichweite der Sidewinder- und Sparrow-Flugkörper. Schließlich kam über Funk die Anweisung, zur Basis zurückzukehren. Erst dort erfuhren die Phantom-Besatzungen, was ihr Ziel gewesen war.
Absturz über Bolivien
Die U-2 flog also weiter, überquerte Kuba, ohne dort eine Reaktion auszulösen. Erst über Bolivien ging ihr der Sprit aus. Dort stürzte sie in einer ländlichen Gegend ab. Hickman wurde geborgen und in Virginia beigesetzt. Just am Tag seines letzten Fluges hatte er die Genehmigung zum Ausscheiden aus dem Dienst bekommen, um einen Job als Airline-Pilot anzutreten.