Sowjet-Regionaljet
Tschechiens Luftwaffe schickt die Jak-40 in Rente

Als letztes NATO-Land setzte Tschechien noch die Jakowlew Jak-40 für VIP-Dienste ein. Damit ist nun Schluss: Am 2. September wurden die beiden letzten verbliebenen Jak-40 auf ihrem Heimatflughafen Prag-Kbely feierlich in den Ruhestand verabschiedet.

Tschechiens Luftwaffe schickt die Jak-40 in Rente
Foto: Czech Air Force

Als die Jak-40 ihren Dienst bei unseren östlichen Nachbarn antraten, hieß das Land, für das sie flogen, noch Tschechoslowakei – oder kurz ČSSR. Die ČSSR war damals fester Bestandteil des Warschauer Pakts, und so orderte das Innenministerium des sozialistischen Staates beim "großen Bruder" im Osten ab Anfang der Siebzigerjahre insgesamt acht VIP-Jak-40, die zwischen 1972 und 1979 geliefert wurden. Parallel dazu setzte die staatliche Airline CSA weitere 17 Jak-40 für den zivilen Regionalverkehr ein.

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21 Jahre lang standen die beiden Jak-40 unter dem Kommando der tschechischen Luftwaffe. Davor gehörten sie zur Transportfliegereinheit des Innenministeriums.

Zwei Jak-40 flogen bis zuletzt

Seit diesen Tagen hat sich die Welt von damals radikal gewandelt. Die ČSSR zerbrach 1993 in die beiden Einzelstaaten Tschechien und Slowakei. Beide gehören heute nicht mehr einem östlichen Verteidigungsbündnis an, sondern der NATO, dem Gegner von einst. Einige Relikte aus alten Tagen aber hatten alle Wirren und Wandlungen überdauert: So verrichteten auch im Jahr 2020 auf dem Flugplatz Kbely vor den Toren von Prag wie eh und je Jak-40 ihre Pflicht als VIP-Jets und Truppentransporter – seit 1998 jedoch nicht mehr unter der Ägide des Innenministeriums, sondern als Teil der Luftwaffe der tschechischen Republik. In dieser Funktion gehörten sie zur 241. Transportfliegerstaffel. Von den acht Jak-40 aus den Siebzigern waren am Ende zwei geblieben: die Maschinen mit den Kennungen 1257 und 0260.

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Abschied mit Wehmut

Während ringsherum die wenigen Jak-40 in NATO-Diensten Stück für Stück verschwanden – darunter die Exemplare der polnischen Luftwaffe sowie eine ehemals tschechoslowakische Maschine der Slovak Air Force -, hielt Tschechien dem kleinen Dreistrahler bis zuletzt die Treue. Am 2. September aber war auch in Prag-Kbely unweigerlich der Tag des Abschieds gekommen. Die beiden mehr als 40 Jahre alten Jaks absolvierten ihre letzten Flüge. Feierlich wurden sie anschließend mit einer Wasserfontäne und großer Zeremonie verabschiedet. "Es ist zweifellos eine Herzensangelegenheit für Sie als Piloten, sich für immer von der Maschine zu verabschieden, auf der Sie Tausende von Flugstunden geflogen sind", griff Lubot Koudelka, Tschechiens Vizeminister für Ausrüstung und Beschaffung, in seiner Rede die Stimmung auf. "Sie, die Techniker und Mechaniker, die buchstäblich jede Schraube kennen, sehen das bestimmt genauso." Dennoch sei es jetzt an der Zeit, nach vorn zu schauen.

Turboprops als Ersatz

Für den Soldatentransport habe man bereits zwei neue C295-Turboprops bei Airbus bestellt, so der Vizeminister, die 2021 zur tschechischen Luftwaffe stoßen sollen. Zumindest in dieser Funktion ist die Nachfolge der Jak-40 also klar geregelt. Für VIP-Zwecke stehen in Kbely überdies noch zwei Airbus A319CJ sowie eine Challenger bereit. "Kein Grund, um zu trauern", twitterte die tschechische Armee nach der Verabschiedung der beiden letzten Jak-40 deshalb folgerichtig. Das Ende einer Ära markiert der Abschied dennoch: 1257 und 0260 waren die letzten aktiven Jak-40 in der Europäischen Union.

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Erscheinungsdatum 05.09.2023